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Rolf-Kalb-Blog: Kyren Wilsons Professionalität und Judd Trumps Hilflosigkeit bei den Northern Ireland Open
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Publiziert 28/10/2024 um 14:33 GMT+1 Uhr
Der Weltmeister hat groß aufgetrumpft: Kyren Wilson ließ Judd Trump im Finale der Northern Ireland Open in Belfast nicht den Hauch einer Chance. Das 9:3 für den "Warrior" wirkte fast wie eine Demontage. Bei der Gewinner-Maschine Trump stotterte der Motor deutlich. Das hat auch den Eurosport-Experten Rolf Kalb überrascht, wie er in seinem aktuellen Blog gesteht.
"Da kommt die Faust": Wilson macht Titel perfekt
Quelle: Eurosport
Wie mir ging es gestern vermutlich auch vielen anderen. Ich habe mir vor allem am Nachmittag häufig die Augen gerieben und konnte trotzdem kaum glauben, was ich da sah. Dass Kyren Wilson im Finale der Northern Ireland gegen Judd Trump mit 7:0 in Führung ging hatte ich niemals erwartet.
Die Hilflosigkeit von Judd Trump hat mich beinahe geschockt. Das Drama begann spätestens im zweiten Frame, den Kyren Wilson noch gewann, obwohl er schon Snooker brauchte. Danach brachen bei Trump alle Dämme. Nichts passte mehr. Zwar lochte er noch gelegentlich einen spektakulären roten Ball, doch er hatte nichts davon. Entweder hatte er gar keine mögliche Fortsetzung oder die Stellung passte nicht.
Der Spielball wirkte bei Judd Trump wie ein störrischer Esel. Das war kein Pech. Jimmy White traf mit seiner Analyse im Eurosport-Studio den Nagel auf den Kopf: Bei Trump war das komplette Timing weg. Erst lief es schlecht, und dann war da nur noch eine große Verunsicherung. Auf seinem Sessel wirkte er wie ein Häufchen Elend.
Es beweist die Professionalität von Kyren Wilson, dass er sich dadurch nicht hat verunsichern lassen. Der hat mit Sicherheit auch einen heißen Kampf erwartet. Aber er hat sein Ding cool durchgezogen. Dass ist nicht immer so leicht, wie man vielleicht denken mag.
Am Abend war es dann das erwartete Duell auf Augenhöhe. Aber da war der Schaden bereits angerichtet. Und die 119, mit der Kyren Wilson den Sieg perfekt gemacht hat, die muss man ihm erst einmal nachmachen. Nach der 143 von Trump im Frame zuvor war der Druck ja wieder größer geworden.
Es zeigt auch die Professionalität von Kyren Wilson, dass er die Vorbereitung auf die Abendsession trotz seines klaren Vorsprungs nicht auf die leichte Schulter genommen hat. Das ganze Prozedere und die Abläufe hat er durchgezogen wie vor jeder Session. Er ist halt ein Vollprofi.
Ich hatte schon in meinem Blog nach Wilsons WM-Triumph geschrieben, dass der „Warrior“ ein guter Weltmeister und würdiger Snooker-Botschafter sein werde (außer für Ferrari-Händler). Das hat er mit seinem zweiten Triumph in dieser Saison nach dem Xi’an Grand Prix erneut bewiesen. Sein WM-Titel war kein Zufall.
In der Saison nach dem ersten WM-Titel mehr als ein Turnier zu gewinnen haben von Kyren Wilson nur fünf Spieler geschafft: Stephen Hendry, John Parrott, John Higgins, Mark Selby und eben Judd Trump selber. Das ist schon ein ziemlich exklusiver Club.
Gestern haben wir miterleben müssen, dass Judd Trump eben doch keine Maschine ist. Aber er wird über die herbe Niederlage wegkommen. Am Ende des Finals hat er ja viel Moral bewiesen. Für mich bleibt er Mister Zuverlässig: Bei allen Turnieren, die er im Kalenderjahr 2024 gespielt hat, hat er zumindest das Viertelfinale erreicht. Diese Konstanz hat ihm ja auch den klaren Vorsprung in der Weltrangliste eingebracht (nicht zu vergessen die halbe Million Pfund aus Saudi-Arabien).
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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Quelle: Eurosport
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