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Opinion
Snooker

Erfinder des Crucible-Mythos Mike Watterson gestorben

Rolf Kalb

Update 10/03/2019 um 14:57 GMT+1 Uhr

Mike Watterson ist gestorben. "Mike wer?", werden jetzt viele fragen. Mike Watterson war derjenige, der die Snooker-WM ins Crucible Theatre gebracht hat. Die Weltmeisterschaft 1977 drohte nämlich auszufallen. Mike Watterson war damals nicht nur ein guter Amateur-Spieler, sondern vor allem auch ein Geschäftsmann. Und dann brachte ihn seine Frau Carole auf eine geniale Idee, die bis heute lebt.

Crucible

Fotocredit: Eurosport

Die Wattersons lebten damals nämlich in Sheffield. Und Carole hatte sich im Crucible Theatre ein Theaterstück angesehen. Wieder zu Hause erzählte sie ihrem Mann, dass dieses Theater in ihren Augen ein toller Schauplatz für die WM sei. Mike Watterson schaute sich das Theater an und machte Nägel mit Köpfen. Er mietete das Theater für zwei Wochen, verhandelte einen TV-Vertrag mit der BBC und holte Sponsoren an Bord.
Mit dem Gesamtpaket ging er dann zur World Professional Billards and Snooker Association (WPBSA). Dort war man froh, dass die WM nun doch stattfinden konnte. So wurde das Crucible Theatre zum Snooker-Tempel. Später brachte Mike Watterson dann noch weitere Turniere auf den Weg, die es zum Teil auch noch heute gibt. So geht auch die UK Championship auf ihn zurück.

Förderer junger Talente

Mike Watterson war aber nicht nur als Promoter aktiv, der Turniere erfand und veranstaltete. Er kümmerte sich auch um eine Reihe von jungen Talenten und agierte für die als eine Art Manager. Der Wohnzimmertisch der Wattersons muss damals eine Art Hot Spot des Snooker gewesen sein. Dort saßen viele junge Spieler. Und während Mike sich um ihre Karriere kümmerte sorgte Carole für Bildung und das Erlernen von Benimm-Regeln. Einer dieser jungen Spieler an Wattersons Wohnzimmertisch war übrigens ein gewisser Jimmy White.
Was toll für Snooker und Mike Watterson hätte sein können und für beide auch von Vorteil dauerte leider nicht lange. Neid, Eifersucht und wohl auch persönliches Machtstreben sorgten dafür, dass die damaligen Verantwortlichen in der WPBSA Mike Watterson Stück für Stück aus dem Geschäft drängten.
Damals begann das Missmanagement inkompetenter Funktionäre, das lange später zum langsamen Dahinsiechen von Snooker führte, bevor Barry Hearn die Scherben aufsammelte und dem Sport neues Leben einhauchte. Das ging im Snookerboom der 80er-Jahre und auch danach noch gut (Mike Watterson hatte mit die Basis dafür gelegt), trug aber eben nicht ewig.

Fundament für den Erfolg

Im Prinzip hat Mike Watterson das Fundament gelegt, auf dem Barry Hearn später dann sein Matchroom-Imperium gründete. Nicht umsonst hat Hearn Watterson aus Anlass seines Todes als „Visionär“ bezeichnet.
Später blieb Mike Watterson dem Snooker noch eine Zeit lang als Kommentator verbunden, auch für Eurosport. So habe ich ihn auch 1991 beim World Masters in Birmingham kennengelernt. Damals blickte er ohne Bitterkeit, aber mit Stolz und Trauer zurück. Gerne erzählte er dem jungen deutschen Snooker-Kommentator, der damals von der Geschichte des Snooker noch ziemlich wenig Ahnung hatte, seine Geschichte. Ich war fasziniert.
Snooker hat dem Visionär Mike Watterson viel zu verdanken. Wie die damaligen Verantwortlichen mit ihm umgegangen sind war schäbig.
Mike Watterson ist am Freitagabend im Alter von 76 Jahren gestorben. Viele verneigen sich mit Ehrfurcht und Respekt vor ihm. Ich gehöre dazu. Vielleicht gibt’s Im Himmel ja demnächst ein paar neue tolle Turniere.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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