Nachwuchsförderung im Snooker: Eurosport-Experten Frede, Hein und Kleckers diskutieren die Möglichkeiten in Deutschland

Wenn am Dienstag der Xi'An Grand Prix beginnt, richtet sich der Blick der Snookerwelt einmal mehr gen Osten. China hat sich in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe im internationalen Snooker entwickelt. Was einst mit Ding Junhui begann, ist heute ein breit aufgestelltes System aus strukturierter Nachwuchsförderung, professionellen Trainingszentren und gesellschaftlicher Anerkennung.

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Quelle: Eurosport

"China ist in der Sportförderung unglaublich professionell. Gerade Snooker als Präzisionssport hat nach den großen Erfolgen von Ding Junhui einen echten Boom erlebt", beschreibt Eurosport-Experte Felix Frede die aktuelle Situation. "Akademien wurden gebaut, Ex-Profis als Trainer eingeladen. Außerdem ist das Ansehen von Snookerspielern dort sehr hoch." Das Ergebnis: Eine neue Generation von Talenten – angeführt von Weltmeister Zhao Xintong, die längst auf Augenhöhe mit den britischen Größen spielt.

Zwei neue Akademien für Deutschlands Snooker-Nachwuchs

Deutschland steht im Vergleich dazu noch am Anfang. Was kann Deutschland aber nun von China lernen? "Gar nicht so viel", sagt Bundestrainer und Eurosport-Experte Thomas Hein bestimmt und verweist auf die kulturellen sowie strukturellen und nicht zuletzt auch Größenunterschiede. Doch auch in Deutschland ist man in Sachen Snookernachwuchs nicht untätig. "Bei uns wird die Infrastruktur gerade gebaut", sagt Frede, der gemeinsam mit seinem Vater in Wunstorf in einen zentralen Stützpunkt für junge Talente investiert hat: Acht Profi-Tische mit Videosystem und Übernachtungsmöglichkeiten bieten professionelle Bedingungen. "Hier steckt alles drin, was ich in den Akademien in England als gut befunden habe", sagt Frede.
"Wir haben versucht, dies auf Deutschland umzumünzen. Ich denke, dass mit den zwei großen Akademien – der German Snooker Academy in Wunstorf und der Academy von Thomas in Oberhausen – die Ausbildung massiv verbessert werden kann", so Frede. Davon ist auch Hein überzeugt, der die neue Snooker-Arena, die ab April 2026 mit 19 Tischen auf 2000 Quadratmetern dem Profi- und Breitensport offenstehen wird, als nichts weniger als einen "Meilenstein für den Snookersport in Deutschland" bezeichnet.

Geduld, Förderung – und Vorbilder

Auch Eurosport-Experte Lukas Kleckers sieht Potenzial im eigenen Land: "China profitiert enorm von Stars wie Ding oder Zhao, die viele junge Menschen inspirieren. Für Deutschland wäre das ebenfalls wünschenswert, doch so etwas entsteht nicht von heute auf morgen." Es braucht Geduld, gezielte Förderung – und Vorbilder.
Doch Snooker steht nicht nur in Deutschland vor Herausforderungen. Die Aufmerksamkeitsspanne junger Menschen wird kürzer, digitale Medien dominieren den Alltag. Ist da Platz für eine Sportart, in der Matches über mehrere Stunden gehen können? "Die kurze Aufmerksamkeitsspanne ist nicht nur im Snooker ein Thema, sondern auch im Sport und der Gesellschaft allgemein", sieht Kleckers eine große Herausforderung. Frede hingegen erkennt genau darin eine Chance: "Ich denke tatsächlich, dass das Spiel hilfreich sein kann, um sich in Zeiten von übermäßiger Handynutzung länger konzentrieren zu können und dabei Taktik mit Präzision zu verbinden."

Mehr Attraktivität? Vieles denkbar, nicht alles sinnvoll

Um Snooker attraktiver für ein jüngeres Publikum zu machen, wird in regelmäßigen Abständen über Änderungen und neue Formate diskutiert. Shot Clock, kürzere Frames oder Events mit lockerer Kleiderordnung – vieles ist denkbar, doch nicht alles sinnvoll. Kleckers mahnt zur Vorsicht: "Shot Clock und verkürzte Formate halte ich nur in Ausnahmefällen für sinnvoll - wie etwa beim Shoot Out. Snooker lebt von längeren Matches, die oft durch wenige Bälle entschieden werden." Auch Frede sieht andere Möglichkeiten, um den Snookersport für jüngere Menschen zugänglicher zu machen. "Ich bin ein Fan von großen Taschen im Jugendbereich. Damit erzielt man schneller Erfolgserlebnisse und hält den Nachwuchs bei Laune und am Tisch", erklärt der 31-Jährige, der auch "einer Öffnung der Kleiderordnung bei ausgewählten Events" durchaus offen gegenübersteht.
Die Frage ist also nicht, ob Snooker aus der Mode gekommen ist, sondern wie es sich weiterentwickeln lässt, ohne seinen Charakter zu verlieren. Deutschland steht dabei am Anfang eines langen Weges. Doch mit Geduld, Struktur und Leidenschaft kann auch der zum Ziel führen.
Felix Frede, Thomas Hein und Lukas Kleckers kommentieren gemeinsam mit Matthias Breusch und Harry Weber ab Dienstag, den 7. Oktober, den Xi'An Grand Prix live bei Eurosport 1 im Free-TV. Alle Matches sind bei discovery+ live und auf Abruf verfügbar.
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Quelle: Eurosport


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