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Paukenschlag: Jason Ferguson als WCBS-Präsident zurückgetreten
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Publiziert 10/08/2017 um 14:12 GMT+2 Uhr
Das ist ein Paukenschlag: Jason Ferguson ist gestern als Präsident der World Confederation of Billiards Sports (WCBS) zurückgetreten. Dabei hat Ferguson einen kompletten Bruch vollzogen: Er habe alle Verbindungen zur WCBS gekappt, heißt es in einer Erklärung der World Professional Billiards an Snooker Association (WPBSA), deren Vorsitzender Ferguson weiterhin bleibt.
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Die Vorwürfe in Richtung WCBS sind starker Tobak: In der WPBSA-Erklärung heißt es, trotz aller Bemühungen von Jason Ferguson erfülle er nicht die Governance-Standards, die die eigene Satzung vorschreibe und im heutigen Sport übliche Praxis seien.
Sport, so heißt es in der Erklärung weiter, müsse in der modernen Welt die bestmögliche Governance-Praxis an den Tag legen und in seinen Prozessen transparent sein. Dies legt den Schluss nahe, dass man der Meinung ist, die WCBS erfülle das nicht.
Dieser Paukenschlag erfolgte nur kurz nach den World Games in Wroclaw, bei denen Jason Ferguson ein unermüdlicher Botschafter des Sports mit Queue und Kugeln war und sich als erfolgreicher Netzwerker betätigte, der dem Billardsport viel Aufmerksamkeit in der Welt des Sportes verschafft hat.
Olympia würde neue Chancen eröffnen
Gegründet wurde die WCBS 1992, damals übrigens auch dank des großen Engagements von Wolfgang Rittmann, der damals der Präsident der Deutschen Billard-Union (DBU) war. Hintergrund war die Forderung des IOC, eine Sportart nur dann anzuerkennen, wenn es einen einheitlichen Weltverband gibt. Einen ersten großen Erfolg für die WCBS gab es, als das IOC 1996 Billard vorläufig und 1998 endgültig als Sportart anerkannte.
In der Folgezeit wurde es ruhiger um die WCBS. Das änderte sich erst, als Jason Ferguson 2015 das Amt des Präsidenten übernahm. Mit viel Engagement reiste er um die Welt und knüpfte Kontakte, um dem Billardsport die Teilnahme an Olympischen Spielen zu ermöglichen.
Das würde in praktisch allen Ländern zu einer stark verbesserten öffentlichen Förderung führen und damit dem Sport neue Chancen eröffnen. Schon für die Spiele 2020 in Tokio brachte die WCBS den Billardsport sehr weit im Auswahlverfahren, auch wenn es am Ende doch noch nicht klappte.
Ferguson meinte damals noch, man habe gelernt, wo der Billardsport noch nachbessern müsse, und dann habe man auch deutlich bessere Chancen für die Spiele 2024 (voraussichtlich in Paris). Dieses Projekt darf man jetzt als gescheitert ansehen. Für die Olympischen Bestrebungen des Billardsportes ist das ein herber Rückschlag. Die Olympischen Träume scheinen damit erst einmal für lange Zeit geplatzt.
Kleinkrieg unter den Verbänden
Mitglieder der WCBS sind die WPBSA (Profi-Snooker), die IBSF (Amateur-Snooker), die WPA (Poolbillard) und die UMB (Karambolage), also die vier Weltverbände der bedeutendsten Billard-Varianten. Offensichtlich war es deutlich mehr als das übliche Gerangel zwischen Funktionären, das dazu geführt hat, dass Jason Ferguson Knall auf Fall hingeschmissen hat.
Damit haben wir wieder einmal das Problem, unter dem der Billardsport seit Ewigkeiten leidet: Statt gemeinsam den Sport nach vorne zu bringen führt man lieber Kleinkriege untereinander. Damit werden unnötig Kraft und Ressourcen verschwendet. Wieder einmal ist eine Chance nicht genutzt worden. Für den gesamten Billardsport und alle seine Fans ist das eine sehr schlechte Nachricht.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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