Ronnie O'Sullivan spricht über sein schnellstes Maximum-Break der Geschichte: "Ich war wie in Trance"

1997 schrieb Ronnie O'Sullivan bei der Snooker-WM in Sheffield Geschichte, als er das schnellste Maximum Break der Geschichte spielte, das sogar im Guinnessbuch der Rekorde steht. 5:08 Minuten brauchte The Rocket offiziell für sein Meisterstück. 25 Jahre später erinnert sich O'Sullivan bei Eurosport noch lebhaft daran zurück und meint, dass eine Wiederholung heute gar nicht mehr möglich wäre.

Vor 25 Jahren: O'Sullivan und das schnellste Maximum der Geschichte

Quelle: Eurosport

Als Ronnie O'Sullivan die letzte Kugel versenkt hatte, brach um ihn herum in The Crucible die Hölle los.
Mit gestrecktem rechten Zeigefinger ließ The Rocket am 21. April 1997 die ganze Anspannung von sich abfallen. Dann reichte er seinem Gegner Mick Price die Hand. Und die Zuschauer klatschten minutenlang.
Ob sie alle damals schon wussten, dass sie Historisches erlebt haben? Ein Break, dass 25 Jahre danach noch Gesprächsthema sein wird?
"Ich hatte den Rekord nicht im Kopf, mir ging es nur um das Maxi", sagte O'Sullivan am Donnerstag, ein Vierteljahrhundert danach, bei Eurosport. Ganz nebenbei ging es für ihn um den Achtelfinal-Einzug bei der Weltmeisterschaft, mit dem Framegewinn sicherte sich der damals 21-Jährige im Best-of-19 eine beruhigende 9:5-Führung.

O'Sullivan erinnert sich an schnellstes Maximum der Geschichte

Sein Break gegen Price ging in die Geschichte ein. Nie spielte ein Snooker-Spieler ein sogenanntes Maximum Break, bei der er von der ersten bis zur letzten Kugel alle in einem Zug vom Tisch räumt, schneller. 5:20 Minuten zeigte die Uhr damals an. Mittlerweile wird das historische Maximum bei offiziell 5:08 Minuten in den Büchern der World Snooker Tour geführt.
"Ich kann mich noch gut dran erinnern, als wäre es gestern gewesen", sagt O'Sullivan heute. Und erklärt, dass er damals keineswegs so cool unterwegs war, wie es den Anschein hatte.
"Ich war wie in Trance und wirklich durch den Wind!", sagte er zu Eurosport. Erst als er die drittletzte Kugel, die blaue, eingelocht hatte, habe er gedacht, dass er das Maximum Break schaffen könne. "Und dann purzelt mir die Kreide unter den Tisch … Ich dachte mir, dass ich jetzt wirklich keine Zeit habe, sie aufzuheben, weil ich sonst die nächste Kugel nicht einlochen werde."
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'It was mental!' - O'Sullivan talks through his record-breaking 147 at Crucible in 1997

Quelle: Eurosport

O'Sullivan: "Das war ein unglaubliches Gefühl"

Also ließ er sie einfach liegen - der Rest ist Geschichte. Für sein Maximum Break erhielt O'Sullivan damals 147.000 Pfund, für das höchste Break der WM gab es später noch mal 18.000 Pfund obendrauf.
"Es hätte so viel dabei schief gehen können - und es stand eine Menge Geld auf dem Spiel", erinnert sich der heute 46-Jährige zurück und erklärt, dass er sich durch sein schnelles Spiel einfach selbst ausgetrickst habe: "Die Methodik in diesem Wahnsinn war, einfach so schnell wie möglich vorzugehen und damit die Gedanken in meinem Kopf zu überschreiben."
So habe er "wie im Wahn, in Trance" gespielt: "Das war ein unglaubliches Gefühl."
Heute sei ihm ein solch schnelles Break allerdings aus zweierlei Gründen nicht mehr möglich.

O'Sullivan mit Seitenhieb auf die Schiedsrichter

"Das geht heute vermutlich gar nicht mehr, weil die Refs zu viel rumlaufen. Was für ein guter Ref Len war (Len Ganley, Anm. d. Red.) - von ihm könnten die Referees heute noch ein paar Sachen lernen. Er ist einfach auf einer Stelle geblieben. Das ist wie bei einem guten Fußballer, der muss sich auch nicht mehr bewegen als nötig. Er weiß, was er tut und macht einfach seinen Job richtig gut", sagte O'Sullivan.
Er selbst habe sich zudem zu einem anderen Spieler entwickelt, der nicht mehr wie ein Heißsporn auf alles abziele, was sich bewegt.
"Schaut man mal auf mein linkes Knie, das war komplett gestreckt, hinter mir. Ich bin richtig in den Stoß gefallen, da ist so eine kleine Bewegung. Das war purer Instinkt!", beschrieb er beim Anblick seines Rekord-Breaks den Eurosport-Experten und Zuschauern seinen wilden Stil im Jahr 1997. Heute würde er mehr roboterhaft spielen, als sich nur auf seine Instinkte zu verlassen, fügte er an.
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Magischer Moment: O'Sullivan packt das Maximum Break aus

Quelle: Eurosport

The Rocket spielt heute nur halb so schnell

1997 hatte er bei seinem Rekord-Break nur 8,55 Sekunden pro Stoß gebraucht. "Das war schon aberwitzig", sagte er am Donnerstag: "Wenn ich heute 16 Sekunden pro Shot brauche, wäre mir das schon schnell genug. Schneller will ich gar nicht mehr spielen."
Als weiteres Detail, das er heute nicht mehr so spielen würde, fiel O'Sullivan beim Lochversuch einer Roten auf: "Ich würde die Weiße nicht mehr in dieser Position lassen - sie liegt so ein bisschen locker. Ich würde sowas heute nicht mehr tun. Heute baue ich meine Breaks anders auf."
O'Sullivans Karriere verlief nach dem geschichtsträchtigen 21. April 1997 nicht gerade gradlinig weiter. Bei der WM war damals im Achtelfinale Schluss. Kurz darauf gewann er zwar erstmals die UK Championship, wurde 1998 aber nach dem Sieg bei den Irish Masters wegen einem positiven Test auf Cannabis disqualifiziert.
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Heikle Geste von O'Sullivan - Disziplinarausschuss schaltet sich ein

Quelle: Eurosport

O'Sullivan: 15 Maximum Breaks bis heute

Heute sagt er: "Ich war als Junge technisch sehr gut und dann haben sich ein paar schlechte Angewohnheiten eingeschlichen. Ich glaube, ich habe so viel an meiner Technik rumgedoktert, dass ich meinen Weg ein bisschen verloren habe. Ums Jahr 2000 herum habe ich mein Spiel dann ziemlich auseinandergenommen, ein bisschen langsamer gespielt und weicher eingeschwungen."
2000 begab sich O'Sullivan zur Behandlung seiner Drogenprobleme zu einer einmonatigen Entwöhnungsbehandlung in das Londoner Priory Hospital, 2001 gelang ihm sein erster von mittlerweile sechs Weltmeistertiteln (2001, 2004, 2008, 2012, 2013, 2020).
Bis heute gelangen O'Sullivan bei Profi-Turnieren insgesamt 15 Maximum Breaks, auch das ist Rekord. Ein so schnelles "Maxi" wie am 21. April 1997 spielte O'Sullivan aber nie wieder.
Und wahrscheinlich wird das auch immer so bleiben.
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Quelle: Eurosport

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