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Rolf-Kalb-Blog: Selbys neue Sicht der Dinge, Licht und Schatten für Higgins - Besonderheiten frischen British Open auf
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Publiziert 30/09/2024 um 16:21 GMT+2 Uhr
Das Finale der British Open war ein wahrer Klassiker. Mark Selby sicherte sich in Cheltenham mit seinem 10:5 über John Higgins die Clive-Everton-Trophy. Vor allem in der ersten Hälfte des Finales spielten beide überragend. Aber nicht alleine das sportliche Ergebnis sorgte für Gesprächsstoff. Eurosport-Experte Rolf Kalb blickt in seinem aktuellen Blog auf die Woche zurück.
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Quelle: Eurosport
Für Mark Selby markierte der Triumph bei den British Open das Ende einer 18-monatigen Durststrecke ohne Titel. Viel wichtiger aber: Nach schweren Monaten scheint er wieder Spaß am Snooker zu haben. Für die Konkurrenz ist das keine gute Nachricht.
Selby hat in der letzten Woche ja mehrfach selber betont, dass sich bei ihm die Perspektive geändert hat. Seine eigenen psychischen Probleme und die Brustkrebs-Diagnose bei seiner Frau Vikki haben dafür gesorgt, dass er einen anderen Blick auf die wichtigen Dinge im Leben bekommen hat.
Snooker ist ein Spiel und der Sport, den er liebt, aber eben nicht das Ein und Alles. Gerade bei jemandem, der viel von Selbstzweifeln gequält wird, hilft ein solcher Blick auf das Leben.
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Viele hätten natürlich auch John Higgins den Titel gegönnt. Die Woche in Cheltenham hat Licht und Schatten für ihn bereitgehalten. Positiv für ihn ist, dass er nach nur einer Woche die Rückkehr in die Top 16 der Rangliste geschafft hat. Schon in meinem letzten Blog hatte ich darüber geschrieben, wie wichtig es für den Schotten sei, schnell in diesen Elitekreis zurückzukehren. Das hat er eindrucksvoll geschafft.
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Da ist das Ding! Selby erhält die British-Open-Trophäe
Quelle: Eurosport
Neu für Higgins: fünftes Finale ohne Sieg
Andererseits wartet Higgins nun seit dreieinhalb Jahren auf einen weiteren Titel. Mit dem Endspiel bei den British Open hat er nun seine letzten fünf Finals verloren. Eine solche Durststrecke hatte er in seiner langen Karriere noch nie erlebt. Da muss er aufpassen, dass sich da keine Blockade im Hinterkopf festsetzt.
Das Finale zwischen Mark Selby und John Higgins enttäuschte nicht. Im Gegenteil: Das Lochspiel der beiden war vor allem in der ersten Session überragend. Dass die Schlagzahl am Abend etwas niedriger war ändert nichts an diesem Eindruck. Entscheidend war aber sicher der zehnte Frame, wo Higgins das durchaus mögliche 5:5 verpasste.
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Selby macht's mit Stil: So gewann der Engländer die British Open
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Überschattet wurde die Woche in Cheltenham von der Nachricht über den Tod von Clive Everton. Clive war ein Gigant der Snooker-Journalismus, nicht nur am Mikrofon sondern auch als langjähriger Herausgeber und Chefredakteur der Zweitschrift Snooker Scene.
Er war nicht nur sprachlich überragend, sondern bewahrte auch immer seinen kritischen Geist. Die Gedenkminute für ihn war für mich der emotionalste Moment der Woche.
Besonderheit I: Hohe Luftfeuchtigkeit und kühle Temperaturen
Nie werde ich vergessen, wie ich Clive einmal in Paris bei Eurosport getroffen habe. Er dachte, er solle eine Aufzeichnung mit English Billiards kommentieren. Es ging jedoch um 5-Kegelbillard – Clive hatte keinen Schimmer davon. Ich bin dann das ganze Programm mit ihm durchgegangen, so dass er die Stunde meistern konnte. Das hat mir ein jahrelanges Freiabo von Snooker Scene eingebracht.
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Die magischen 147: Allen gelingt Maximum Break
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Diskutiert wurde bei den British Open auch der Lauf der Tische. Mark Allen hat da in einem Interview ja so richtig vom Leder gezogen, obwohl er später doch noch eine 147 schaffte. Das Problem war nicht unbedingt das Tempo des Tisches. Eher hat der Bandenabschlag bei den Spielern für Verunsicherung gesorgt.
Kühle Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit sind beim Snooker eben keine gute Mischung. Mich hat gewundert, dass man das die ganze Woche über nicht richtig in den Griff bekommen hat. Schließlich war das ja nicht das erste Mal, dass man in dieser Arena in Cheltenham gespielt hat.
Besonderheit II: Auslosung nach jeder Runde
Das Alleinstellungsmerkmal der British Open ist ja die freie Auslosung aller Runden (das gibt es sonst nur noch beim Shoot Out). Diese Auslosungen sorgen für ein zusätzliches Spannungselement. Warum man das dann aber nicht betont und herausstellt, sondern meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit lost, das verstehe ich auch nicht so richtig.
Lang ist die Snooker-Pause jetzt nicht. Neben den Qualifikationen in dieser Woche geht es in der nächsten Woche wieder nach China zu den Wuhan Open. Da ist dann wieder frühes Aufstehen für die Fans angesagt.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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