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Anke Huber vor Porsche Tennis Grand Prix exklusiv: "Wenn Angie Kerber das unbedingt möchte ..."

Florian Bogner

Update 15/04/2023 um 13:44 GMT+2 Uhr

Anke Huber stand einst auf Rang vier der Tennis-Weltrangliste, heute steht sie als Sportliche Leiterin dem Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart vor. Das WTA-500-Turnier wartet ab Montag mit neun Spielerinnen aus den Top Ten auf. Im Interview mit Eurosport.de spricht die 48-Jährige über den Reiz des Events, den Comeback-Plan von Angelique Kerber und ordnet die Lage im deutschen Damen-Tennis ein.

Anke Huber ist seit 2005 beim Porsche Tennis Grand Prix auf organisatorischer Seite dabei

Fotocredit: Eurosport

Als Sportliche Leiterin beim Porsche Tennis Grand Prix hat Anke Huber dieser Tage alle Hände voll zu tun. Ab Montag gibt sich die Crème de la Crème des Damen-Tennis' in der Porsche Arena in Stuttgart die Klinke in die Hand.
Neun Spielerinnen aus den Top Ten sind bei dem prestigeträchtigen WTA-500-Turnier gemeldet, darunter auch die Siegerinnen der vergangenen drei Grand-Slam-Turniere, Elena Rybakina, Iga Swiatek und Aryna Sabalenka.
Im Interview mit Eurosport.de spricht Huber, 1996 selbst bei den Australian Open im Finale, über das erlesene Feld und den besonderen Reiz des Turniers, das 2006 von Filderstadt nach Stuttgart übersiedelte.
Außerdem nimmt die 48-Jährige Stellung zum deutschen Damen-Tennis und erklärt, dass Angelique Kerber bei einem Comeback in Stuttgart mit offenen Armen empfangen werden würde.
Frau Huber, beim Porsche Tennis Grand Prix sind neun der aktuellen Top 10 des Damen-Tennis am Start - wie groß ist die Vorfreude?
Anke Huber: Sehr groß! Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir unserem Publikum so viele hochkarätige Spielerinnen präsentieren können. Das Feld ist so stark, dass wir ab Montag direkt mit Weltklasse-Tennis rechnen können. Gerade sind wir dabei, die ankommenden Spielerinnen zu begrüßen, es ist also schon einiges los.
Es ist die Entscheidung der WTA und da stehen wir als Turnier dahinter. Die einzelne Spielerin kann man meiner Meinung nach auch nicht infrage stellen.
Titelverteidigerin Iga Swiatek führt das WTA-Ranking klar an. Ist Sie aus ihrer Sicht trotz der Verletzungspause favorisiert?
Huber: Es gibt einige Mädels, die hier gewinnen können und deshalb keine klare Favoritin. Wenn Swiatek antritt, dann kommt sie topfit und bärenstark zurück. Trotzdem ist sie neben anderen Grand-Slam-Siegerinnen wie Sabalenka, Rybakina und Kvitova nur eine von mehreren Favoritinnen. Auch Jabeur hat zuletzt gut gespielt.
Australian-Open-Siegerin Sabalenka hat nach zwei Finalniederlagen in Stuttgart noch eine Rechnung offen …
Huber: Sie ist heiß auf den Sieg. Das hat sie auch in einem Video, das wir bekommen haben, klargemacht. Dass sie zweimal im Finale stand und zusehen musste, wie ihre Konkurrentin mit dem Porsche wegfährt, hat sie extra motiviert.
Wenn wir bei Sabalenka sind - als Sportliche Leiterin in Stuttgart sind Sie an die Entscheidung der Verbände gebunden, dass Profis aus Russland und Belarus antreten dürfen, wenngleich unter neutraler Flagge. Geht es Ihnen damit gut, können Sie da dahinterstehen?
Huber: Wir können keine andere Entscheidung treffen, damit müssen wir okay sein. Es ist die Entscheidung der WTA und da stehen wir als Turnier dahinter. Die einzelne Spielerin kann man meiner Meinung nach auch nicht infrage stellen.
Sie selbst haben zwei ihrer zwölf Turniersiege auf der WTA Tour beim Porsche Tennis Grand Prix gefeiert, damals noch in Filderstadt - welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Turnier und insbesondere mit ihrem Finalsieg 1991 gegen die große Martina Navratilova?
Huber: Das ist jetzt aber schon sehr, sehr lange her (lacht). Das Turnier in Filderstadt war damals noch um einiges kleiner, aber die tollen Erinnerungen bleiben. Es war mein erster großer Turniersieg, mit 16, in der Nähe meines Heimatdorfes … Danach hat meine Karriere erst angefangen. Den Porsche durfte ich damals noch nicht mal fahren. Das habe ich später dann auf ein paar Feldwegen zuhause nachgeholt …
Anke Huber 1991 nach ihrem Turniersieg beim Porsche Tennis Grand Prix in Filderstadt mit 16 Jahren - Hauptpreis: ein Porsche 968
Wie hat sich das Turnier seither verändert?
Huber: Im Grunde sind es zwei unterschiedliche Turniere, die Arena ist viel größer und das ganze Drumherum. Die Tour hat sich aber auch verändert, es hat heute vielmehr Event-Charakter als früher. Da muss man als Turnier mithalten. Was jedoch geblieben ist, ist das Familiäre und wir behalten die Tradition bei. Das war immer die große Stärke - dass die Spielerinnen gerne hierherkommen. Und es gibt auch noch einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von früher, die zu unserem ganz besonderen Flair beitragen.
Zwischen 2015 und 2017 gab es mit Kerber und Siegemund drei deutsche Siege in Folge. Was macht Sie zuversichtlich, dass es mittelfristig wieder zu deutschen Erfolgen in Stuttgart kommt? Aktuell hat Deutschland keine Top-50-Spielerin mehr …
Huber: Wir hätten mit Tatjana Maria und Jule Niemeier zwei Spielerinnen in den Top 50 - wenn die Punkte aus Wimbledon gezählt hätten. Das darf man nicht vergessen. Dann würde man auch nicht ganz so viel darüber reden, dass wir momentan einen kleinen Durchhänger haben. Klar, es gibt aktuell keine drei Top-10-Spielerinnen aus Deutschland und das wird auch noch ein paar Jahre so bleiben. Aber eine solche Phase gab es auch vor der goldenen Generation mit Kerber, Petkovic und Görges. Man sollte nicht alles schlechtreden.
Wie sehen Sie die Zukunft des deutschen Damen-Tennis'?
Huber: Ich sehe eine positive Entwicklung. Es gibt einige junge Spielerinnen, die großes Potenzial haben. Beim DTB wird hart daran gearbeitet, dass es in Zukunft wieder besser aussieht. Andrea Petkovic hat sich eingebunden und greift jungen Spielerinnen unter die Arme. Der Weg nach oben auf der Tour ist aber nicht einfach. Das merken die Spielerinnen gerade, die zwischen 200 und 300 der Weltrangliste stehen.
Anke Huber (r.) mit Bundestrainerin Barbara Rittner beim Porsche Tennis Grand Prix 2013 in Stuttgart
Geben Sie den jungen Spielerinnen als Sportliche Leiterin des Turniers in Stuttgart auch mal Tipps?
Huber: Ich tausche mich hier schon mit den Mädels sportlich aus, aber die klugen Ratschläge verkneife ich mir, da bin ich zu weit weg (lacht). Zu Nastasja Schunk, die aktuell leider verletzt ist, habe ich einen sehr guten Draht. Mit ihr bin ich öfter in Kontakt, da bin ich gewissermaßen eine Mentorin.
Wenn Angelique Kerber das unbedingt möchte, sehe ich nichts, was dagegenspräche. In der Zukunft werden immer mehr Spielerinnen mit Kind auf der Tour unterwegs sein und ich finde das auch schön, dass es so ist. In Stuttgart würden wir Angie auf jeden Fall wieder mit offenen Armen empfangen.
Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung von Jule Niemeier?
Huber: Sie hat letztes Jahr sehr gut gespielt und steckt jetzt in einem kleinen Loch. Das ist aber ganz normal - das zweite Jahr ist immer das Schwerste, wenn man sich auf der Tour beweisen muss. Das dritte Jahr wird dafür dann meistens wieder gut.
Wie steht es aus ihrer Sicht um die Tennis-Euphorie in Deutschland?
Huber: Für uns als Turnier ist es natürlich besser, wenn Angie Kerber als Nummer eins mitspielt. Da brauchen wir nicht um den heißen Brei herumreden. Aber wir haben ein sehr fachkundiges, sportbegeistertes Publikum in Stuttgart, das sich auf Weltklasse-Tennis freuen kann. Samstag und Sonntag sind jetzt schon ausverkauft, für Freitag gibt es nur noch Restkarten. Da wird mit 4400 Zuschauern eine Top-Stimmung sein!
Sie haben Angelique Kerber angesprochen - stehen Sie im Austausch und wie sehen Sie ihre Comeback-Gedanken?
Huber: Wir haben uns nach der Geburt ihres Kindes ein, zwei Mal geschrieben. Sie will definitiv zurückkommen, das ist von allen Seiten zu hören. Wenn sie das unbedingt möchte, sehe ich auch nichts, was dagegenspräche. Es haben auch schon einige andere Spielerinnen gezeigt, dass es geht: Maria, Azarenka oder Clijsters zum Beispiel, auch Svitolina hat jetzt wieder gespielt. In der Zukunft werden immer mehr Spielerinnen mit Kind auf der Tour unterwegs sein und ich finde schön, dass es so ist. In Stuttgart würden wir Angie auf jeden Fall wieder mit offenen Armen empfangen.
Das Interview führte Florian Bogner
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