Alexander Zverev: Boris Becker vermisst die Aura der deutschen Nummer eins und legt Veränderungen nahe - "Zeit läuft langsam ab"
Die deutsche Tennis-Legende Boris Becker hat nach dem Drittrunden-Aus von Alexander Zverev bei den US Open deutliche Worte gefunden und dem 28-Jährigen Veränderungen nahegelegt. Spieler müssten von ihrem Umfeld "geschützt werden", was bei Zverev aktuell nicht der Fall sei. Zudem vermisste Becker bei der Niederlage gegen den Kanadier Félix Auger-Aliassime die Aura der deutschen Nummer eins.
Highlights: Bitteres Aus für Zverev in New York
Quelle: SNTV
Tennis-Legende Boris Becker und Ex-Profi Andrea Petkovic haben in ihrem gemeinsamen Podcast "Becker Petkovic" Antworten auf die Frage gesucht, warum es für Alexander Zverev auch bei den US Open 2025 wieder nicht zum großen Wurf gereicht hat.
Becker legte der deutschen Nummer eins dabei einmal mehr nahe, über grundlegende Veränderungen nachzudenken - und ging in diesem Zusammenhang vor allem auf Zverevs Umfeld ein.
"Der Spieler muss geschützt werden. Da muss eine Burg gebaut werden, damit er als Burgherr das Zepter führen kann, auf den Platz geht und seinen Job macht. Das war so bei (Rafael, Anm. d. Red.) Nadal, bei (Roger) Federer, ist so bei (Aryna) Sabalenka, bei (Iga) Swiatek - und momentan nicht bei Alexander Zverev", monierte der 57-Jährige.
Becker weiter: "Ich habe die Trainingsphasen von Zverev gesehen. Und auf der eigenen Bank war der Vater, der Bruder, der Sohn des Bruders, die Mutter und zwei Hunde. Sascha selbst hatte auf der Bank fast keinen Platz mehr." Sinnbildlich für die Dynamik im Team Zverev. Anders sah das zum Beispiel bei Beckers Ex-Schützling aus: "Auf der anderen Seite war (Novak) Djokovic mit ein, zwei Betreuern - und die standen nur."
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Mischa Zverev (lins), Mutter Irina (daneben) und Alexander (unten) nach dem Paris Masters 2024
Fotocredit: Getty Images
Becker vermisst bei Zverev die Aura
Zverev war bei den US Open in der dritten Runde mit 6:4, 6:7 (7:9), 4:6, 4:6 am Kanadier Félix Auger-Aliassime gescheitert. Bereits in den ersten beiden Runden hatte der 28-Jährige über Rückenschmerzen geklagt. Ein Umstand, den jedoch weder Zverev selbst noch Becker als Ausrede gelten lassen wollten.
"Natürlich hat der Rücken wehgetan. Und natürlich hat er sich nicht so gut bewegt mit der Vorhand. Aber er hat auch schon Spiele gewonnen, wo genau das der Fall war. Aber da war die Energie positiver, aggressiver, kraftvoller. Das hat man an diesem Tag nicht gesehen", sagte Becker, der Zverevs Aura vermisste: "Das letzte Aufbäumen, die körperliche, geistige Kraft, die fehlt ihm momentan."
Bei einem Tennisspiel ginge es immer "um die Energie, die auf dem Platz ausgestrahlt wird. Das ist wie so eine Theaterbühne." Die Hauptcharaktere seien dabei die Spieler. "Das fängt beim Warm Up morgens an. Teilweise sind sie zur gleichen Uhrzeit auf dem gleichen Platz und dann strahlt man Energie aus. Positive, aggressive, negative, ängstliche. Das spürt jeder", sagte Becker.
Bei Djokovic sei diese Energie "immer nur aggressiv", Nadal habe dagegen immer "Stärke" ausgestrahlt und demonstriert. "Da du musst als Gegenüber noch stärker sein - und schaffst es nicht", so Becker. Auch Zverev habe an guten Tagen diese Energie, an schlechten verfalle er jedoch in "Passivität": "Das spürt der Félix an so einem Abend und hat seine Chance gewittert - und sie wahrgenommen."
Becker: Zverev läuft die Zeit davon
Auch Zverev selbst fand sich zu "passiv", ging mit sich - wie so oft - hart ins Gericht. Er habe "wirklich schlecht gespielt" und "nichts im Schläger gehabt".
Um etwas an der aktuellen Situation zu verändern und doch noch das große Ziel des ersten Grand-Slam-Titels zu erreichen, müsse sich Zverev laut Becker nun die Frage stellen, "warum das so ist? Und ist er bereit, etwas zu ändern?"
Dabei ginge es nicht nur um sein Umfeld, sondern auch um ihn selbst: "Bist du bereit, etwas in deinem Leben zu ändern, um es verbessern? Oder geht es dir gut genug, dass du das nicht willst? Diese Fragen kann nur Sascha Zverev beantworten."
Bei der Beantwortung dieser Fragen müsse sich Zverev allerdings sputen. "Das Problem ist: Die Zeit läuft langsam ab. Er wird nächstes Jahr im April 29 Jahre alt. Die Jungen werden eher besser", so Becker: "Die Zeit, um auf die eigene Wahrheitsfindung zu kommen, läuft langsam aus."
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