Vorsicht Lisicki! Bartoli

Marion Bartoli fällt auf im Tennis-Zirkus, ihre Spielweise und ihre Bewegungen sind unverwechselbar. Doch wie stark ist die Französin, die auf dem Weg ins Finale (ab 14 Uhr im Liveticker!) vermeintlich leichtere Gegnerinnen hatte als Sabine Lisicki, wirklich? Wie stehen ihre Chancen, was sind ihre stärksten Waffen? eurosport.yahoo.de klärt auf.

Marion Bartoli vs Sabine Lisicki

Fotocredit: Eurosport

Sieben Turniersiege, der Einzug ins Wimbledon-Finale 2007 und einst Platz sieben in der Weltrangliste - die Zahlen sind beeindruckend, erklären das Phänomen Bartoli aber nur unzureichend.
Der französische Eurosport-Journalist Sébastien Petit bewertet den Final-Einzug der 28-Jährigen vor allem vor dem Hintergrund einer schweren Zeit. "Wimbledon ist eine Wiedergeburt für Bartoli. Sie hatte bislang eine sehr schwere Saison mit drei Trainerwechseln. Diese Instabilität endete erst nach den French Open. Nun ist nicht mehr ihr Vater Walter der Coach, sondern Thomas Drouet."
"Selbstvertrauen, Motivation, Spielhärte"
Dazu, so Petit, sei die Zusammenarbeit mit Amélie Mauresmo sehr wichtig für Bartoli. "Durch diese Maßnahmen hat sie an Selbstvertrauen, Motivation und Spielhärte gewonnen." Allerdings habe die Französin noch immer "physische Schwächen" und Probleme bei der "Beweglichkeit auf dem Platz".
Petit glaubt dennoch an einen Sieg der Weltranglisten-15. "Sie hat bei diesem Turnier noch keinen Satz abgeben und somit nicht viel Zeit auf dem Platz verbracht. Sie wird nicht müde sein und ihre Stärken - das Returnspiel sowie die unglaubliche Härte durch ihre beidhändige Vor- und Rückhand - voll einsetzen können. Das kann vielleicht den Unterschied ausmachen."
Nach dem Nickerchen zum Sieg
Generell sorgt die Art, wie Bartoli Tennis spielt, immer wieder für Erstaunen. Selbst Basketball-Ikone Dirk Nowitzki wunderte sich einst über "Känguru" Bartoli, als er ein Match der etwas anderen Weltklassespielerin sah. "Warum hüpft sie immer so herum und macht diese Trockenübungen?", twitterte der Star der Dallas Mavericks damals.
Die Frage nach dem Warum musste Bartoli nach ihrem überraschenden Einzug ins Finale von Wimbledon immer wieder beantworten. "Es ist ein Teil von mir und für mich der beste Weg, mich auf den nächsten Punkt vorzubereiten. Auch als Sechsjährige habe ich das schon gemacht. Ich will damit niemanden nerven oder irritieren", sagte die Hobby-Malerin, die vor ihrem Halbfinalsieg gegen Kirsten Flipkens (Belgien) erstmal ein Nickerchen in der der Players Lounge hielt.
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Infografik Marion Bartoli (Stand: 5. Juli 2013)

Fotocredit: Eurosport

Zwischen den Ballwechseln aber sprintet Bartoli nicht selten wie von der Tarantel gestochen los, um dann mit dem Rücken zu ihrer Gegnerin an der Grundlinie Vor- und Rückhand zu simulieren. Dazwischen hüpft die Wahl-Genferin gerne wie ein Gummiball herum und erinnert mit ihrer antiken Aufschlagbewegung an die graue Urzeit des Rückschlagspiels.
Auf dem Weg zu ihrer ersten Finalteilnahme in Wimbledon 2007 ließ sich Bartoli aber doch einmal ablenken. Es war im Halbfinale gegen Justine Henin (Belgien), als die Französin nach dem mit 1:6 verlorenen ersten Satz entdeckte, dass der von ihr angehimmelte Bond-Darsteller Pierce Brosnan im Publikum saß. Für Sekunden war sie wie paralysiert. "Ich konnte es nicht glauben. Danach wusste ich: Er guckt dir zu, da musst du einfach besser spielen." Bartoli tat es - und gewann auch dank "007" in drei Sätzen. Danach kam es in den Katakomben zu einer Begegnung, bei der Brosnan Bartoli Blumen schenkte.
Trainer-Chaos und Internet-Klamauk
In ihrer Box wird der Ire am Samstag nicht sitzen. Sicher ist aber, dass Bartolis Vater Walter dort Platz nehmen wird. Keine Selbstverständlichkeit, denn erst vor ein paar Wochen hatte sich die Französin zum zweiten Mal von ihrem Förderer losgesagt.
Der Arzt, der keinen Trainerschein besitzt, hatte seine Tochter als Autodidakt mit unkonventionellen Trainingsmethoden in die Weltspitze geführt. Amüsierte Fans filmten sogar einzelne Übungen und stellten sie mit lustigen Kommentaren ins Internet. Bei einer ist Bartoli an drei Spanngurten befestigt, sieht aus wie eine Bergsteigerin und macht ihre berühmten Trockenübungen.
Die erste Trennung vom Vater Anfang des Jahres endete im Chaos. Die jeweils als neue Coaches engagierten Jana Novotna und Gerald Bremond beendeten die Zusammenarbeit mit Bartoli nach nur einem Turnier. "Ich habe schlecht gespielt - wie nie", jammerte die Mode-Liebhaberin, die gerne ihre eigens angefertigte Louis-Vuitton-Tasche mit den Initialen "MB" spazieren trägt. Sie kehrte reumütig zu ihrem Dad zurück, doch man einigte sich nach kurzer Zeit, wieder getrennte Wege zu gehen.
Mittlerweile steht ein Trainingspartner an ihrer Seite, der selbst in den Schlagzeilen stand. Wortwörtlich, denn Thomas Drouet war vor ein paar Wochen von John Tomic, dem Vater des Weltranglisten-59. Bernard Tomic (Australien), verprügelt worden. Das Duo Bartoli/Drouet aber harmoniert. "Ich denke, dass ich es verdient habe, noch einmal im Wimbledon-Finale zu stehen", meinte die "Intelligenz-Bestie" Bartoli (Blick), die stets ihre Meinung sagt. Als sie mehrere Jahre ohne Ausrüstervertrag war, unkte sie: "Ich bin vielleicht nicht blond genug."
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Infografik direkter Vergleich Lisicki-Bartoli (Stand: 5. Juli 2013)

Fotocredit: Eurosport

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