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Perfekter Stoff für Mädelsabend

Felix Neureuther

Publiziert 28/05/2015 um 16:05 GMT+2 Uhr

740 Stunden aus Sotschi in TV und Netz: kein Mensch kann das alles sehen. Da hilft auch Michael Antwerpes´ Tipp nicht, neben dem Fernsehgerät alle vorhandenen Bildschirme aufzubauen, um keine einzige Aufnahme zu verpassen. Die meisten von uns haben ja noch ein Leben neben Olympia.

Eurosport

Fotocredit: Eurosport

Aber welche der zahlreichen Sportarten lohnt sich wirklich anzuschauen? Welche Entscheidungen sind Pflicht, Kult oder einfach zu spannend, um sie zu verpassen? Und wann kann man sich in diesen zwei Wochen getrost dem dreckigen Geschirr, dem vollen E-Mail Posteingang oder der vernachlässigten Beziehung widmen?
Top:
Ski alpin: Slalom der Herren
Skifahren auf den Punkt in absoluter Perfektion – der Slalom der Herren ist mein persönliches Highlight und Pflichtprogramm. Erst im zweiten Lauf mit dem letzten Läufer steht der Goldjunge in Sotschi fest. Spannung zum Nägelkauen ist garantiert – und das wirklich bis zum allerletzten Moment.
Marcel Hirscher und Felix Neureuther gehen als Topfavoriten auf die Piste. Sympathieträger, ansehnliche Sunnyboys, Aushängeschilder ihrer jeweiligen Nationalteams - und die beiden Ausnahmekönner im Stangenwald. Keine Entscheidung in der bisherigen Weltcupsaison ging nicht über mindestens einen der beiden Freunde.
In Sotschi wird uns aber kaum ein reiner Zweikampf erwarten: Mario Matt, Henrik Kristofferson und Alexis Pinturault scharren schon mit den Hufen. Hirscher und Neureuther den größten Coup ihrer Karriere versauen? Da sagt sicher keiner aus der zweiten Reihe „Nein.“
Curling
Schneller, höher, weiter oder spektakulärer – nicht gerade die Attribute, die mir einfallen, wenn ich zwei Viererteams mit Besen das Eis bearbeiten sehe. Trotzdem: Curling ist Kult. Statt der typischen sportlichen Ziele geht es um Präzision, taktisches Kalkül, ausgefeilte Strategie und perfekte Teamleistung. Der abgegriffene Vergleich jeder Präzisionssportart mit dem Spiel der Könige hat zwar einen langen Bart, trifft aber zu: Curling ist Schach auf dem Eis.
Eiskunstlauf: Paarlauf
Mein Guilty-Pleasure Sport. Nicht gerade als Liebling der Jugend bekannt. Trotzdem spricht einiges dafür, den Akrobaten auf Kufen in der persönlichen Fernsehplanung auch mal eine Chance zu geben. Technisch äußerst anspruchsvoll, Körperbeherrschung am Anschlag, spektakuläre Sprünge. Aber – um ehrlich zu sein – das Schönste am Eiskunstlaufen sind die Kostüme. Immer viel zu glitzernd, am Rande allen guten Geschmacks. Dazu kommt eine Schicht Make-up, die jedem Clown Konkurrenz macht. Und das nicht nur bei den Frauen. Auch die Männer sind in grelle, viel zu enge Anzüge mit einer schrecklich dekadenten Anzahl an Pailletten gesteckt. Mit etwas Humor betrachtet ist der Paarlauf das „Germany Next Topmodel“ der Olympischen Spiele: perfekter Stoff für einen Mädelsabend.
Snowboard: Halfpipe
Akrobatik, Tricks und Spektakel. Die coolsten Kerle, die gefährlichsten Sprünge. Und das in fürs Wintersport-Auge ungewohnt stylischen Outfits. Wer etwas geboten kriegen möchte bei diesen Olympischen Spielen, ist mit den Halfpipe-Wettbewerben der Snowboarder auf der sicheren Seite. Die jungen Wilden geben gerne die Unangepassten des Sports. Doch die zunehmende Popularität des Sports tut auch in dieser Hinsicht ihr Werk. Shaun White, früher aufgrund seiner wallenden roten Mähne als „Flying Tomato“ bekannt, gleicht optisch mittlerweile eher dem Typ „BWL-Student“. Doch eines ist vorgegeben, wenn es um Schwierigkeit der Sprünge und Genauigkeit der Ausführung in der Röhre geht: eine Wahnsinns-Show.
Flops:
Eisschnelllauf
So leid es mir tut, aber Eisschnelllauf ist für mich die Krönung der Langeweile. Sicherlich, sportlich äußerst anspruchsvoll. Aber zum Zusehen? Eher zum Wegschalten. Gefühlte 100 Läufe, die sich bis auf die Farben der Anzüge gleichen wie ein Ei dem anderen. Natürlich nur für das ungeschulte Auge. Aber wie viele Eisschnelllauf-Experten rennen denn da draußen rum? Stundenlang das gleiche Bild: Menschen laufen in äußerst ungesund aussehender Haltung minutenlang im Kreis - eine wahre Geduldsprobe. Am Ende leuchtet die Uhr auf und wir sehen: Wow, der im orangen Ganzkörperkondom war der Schnellste.
Skilanglauf: 50 km / 30 km Massenstart
Der Marathon des Wintersports. Die Ausdauerleistung der Athleten beeindruckt natürlich, da geht es bis über die Schmerzgrenze hinaus. Aber als Zuschauer? Zweieinhalb Stunden, in denen gelaufen wird, und gelaufen und gelaufen. Sonst passiert: Nichts! Der Sieger wird in der Regel im Schlussspurt ermittelt. Mein Tipp: nach ungefähr 48 km einschalten, dann bekommt man das maximal mögliche an Spannung geboten und verpasst keine Entscheidung.
Bob:
Wo schon eine Hundertstelsekunde eine Welt bedeuten kann, ist meist ein Eiskanal nicht weit. In Rennrodel, Skeleton und Bob sind die Entscheidungen äußerst knapp. Ist man kein Profi, sieht man kaum Unterschiede bei den Athleten: einen nach dem anderen geht es die eisige Bahn hinunter und irgendwie ändert sich rein optisch kaum etwas. Die Geschwindigkeiten sind atemberaubend, keine Frage. Beim Rennrodeln und Skeleton bewundere ich die Athleten für ihren Wagemut, sich mit 150 km/h eine eisige Bahn hinunterzustürzen. Aber Bob? Wirkt irgendwie immer träge, unelegant, unspektakulär.
Da nutze ich die Zeit doch lieber, um die Wohnung mal wieder aufzuräumen.
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