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Socialympia: Selfies, Food-Shots und Reklame

Felix Neureuther

Publiziert 28/05/2015 um 16:05 GMT+2 Uhr

Fingernägel in olympischem Design, Training im Fitnessstudio, Sportler im chaotischen Hotelzimmer, eingeschlagene Badezimmertüren – und jede Menge Werbung in eigener und fremder Sache. Die Social Media-Aktivitäten der olympischen Protagonisten sind weit mehr als eine neue Art der Fanbetreuung – und könnten unterschiedlicher nicht sein.

Eurosport

Fotocredit: Eurosport

Man wird anspruchsvoller mit fortschreitender Technik. Heutzutage erwarten wir Nähe zu unserem Olympischen Helden. Ausgeleuchtet soll er sein. So viel wie möglich preisgeben von sich. Und das bitte so persönlich wie es nur eben geht. Da reicht den meisten Fans schon der Anschein an Authentizität.
Posts, Tweets, Blogs - vom IOC unterstützt
Und wo könnte man diesem gewachsenen Bedürfnis der eigenen Anhängerschaft besser nachkommen als in den Sozialen Netwerken? So gut wie jeder Spitzensportler postet, tweetet und blogged. Auf ausdrücklichen Wunsch des IOC. Natürlich, positive Publicity - noch dazu gratis - wird bei den Negativmeldungen um diese Olympischen Spiele mehr als gerne unterstützt. Denn posten, bloggen und tweeten was man möchte, darf man – wie könnte es auch anders sein - nicht. Kritische Statements der Sportler rund um die Ereignisse in den russischen Subtropen? Fehlanzeige.
Doch eine Frage bleibt immer: Wer ist es eigentlich, der da die Ansprüche der Fans bedient? Ruft Felix Loch eine Stunde vor dem alles entscheidenden vierten Lauf wirklich selber zum Daumendrücken auf? Aber ganz egal, wer da postet oder was gepostet wird: das Facebook-Profil ist auch hier eine Aussage über die Persönlichkeit.
So, jetzt geht's los. Ab an die Bahn! Druckts Daumen! Bis später! @DOSB@BSD_Presse@ARDolympia@ZDFsport@SkySportNewsHD— Felix Loch (@FelixLoch) 8. Februar 2014
Snowboarder im Raumanzug So sagt uns Snowboardikone Shaun White in erster Linie: Ich bin wahnsinnig cool, sehr stylisch und ein echter Patriot. Da ziert der Star Spangled Banner das Gesicht, den Körper, die Jacke und - ja, ernsthaft! - den Raumanzug. Amerikanischer geht’s nicht.
Und natürlich darf auch bei Fanpages nicht fehlen, was in den sozialen Netzwerken obligatorisch ist: Selfies und Food-Shots sind einfach wahnsinnig beliebt. Warum sollte das bei den Athleten anders sein als bei uns?
Auf dem Weg zur Medal Plaza. Essen ist heute nur im Auto möglich @maria#sochi2014pic.twitter.com/qf6YeBOyLi— Marcus Höfl (@marcushoefl) February 10, 2014
Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt kommt bei den Oympioniken aber dazu: Werbung. Die Sponsoren werden Luftsprünge gemacht haben, ob der Entwicklung im Netz. Sportler, die tausende an Fans haben – eine perfekte Plattform neue Produkte nebenbei zu promoten. Wie viel Kalkül hinter so einer Seite stecken kann, zeigt Mikaela Shiffrins Profil. Da werden Sponsoren umgarnt, mit Cover-Shots von Sports Illustrated angegeben, aber Persönliches? Sucht man vergebens.
Die Seite von Aljona Savchenko und Robin Szolkowy ist für die Zeit in Sotschi sogar gänzlich inaktiv. Da keine nicht-olympischen Sponsoren beworben werden dürfen, gibt es keine Updates der beiden Eiskunstlauf-Stars vom Kampf um die Medaillen. Dass es auch ohne ständige Werbung geht, ist bei der ganzen Aufregung um die Punktrichter- Mauscheleien wohl aus den hübschen Köpfen gepurzelt.
Allerdings gibt es von der Social Media-Front nicht nur Negatives zu vermelden. Thomas Morgenstern, Gregor Schlierenzauer und Dominik Landertinger scheinen ganz versessen auf die Pflege ihrer Profile zu sein. Da sieht man "Morgi" beim Biathlon, "Morgi" bei der Superkombi, "Morgi" mit Didier Cuche, die Jungs beim Kochen, beim Essen, im Bus. Ob das alles wirklich von den Athleten selber stammt, sei dahin gestellt. Nur soviel: Soviel Flüchtigkeit mit sympathisch dialektalem Anklang wie auf "Landis" Profil, kann nur aus der Feder eines Athleten in olympischer Eile stammen.
Gold für Neureuther
Auch Bode Millers Tweets, kurz und puristisch, kommen sehr authentisch daher. Man kann sich schlecht vorstellen, dass ausgerechnet der Unangepasste des Alpinen Skisports jemand anderen in seinem Namen ungewollte Nettigkeiten in die Welt hinaus zwitschern lässt.
Tja, man muss lange graben bevor man auf Gold stößt. Und Gold geht in diesem Fall an:
Felix Neureuther. Bilder seines Welpen, Frotzeleien mit Marcel Hirscher, die zerstörte Kitzbühel-Gams, Genesungs- und Glückwünsche. Sehr persönlich und in gewohnter Manier fast schon zu sympathisch um wahr zu sein.
Nach Matthias Mayers Abfahrtsgold gratulierte der deutsche Hoffungsträger auf seiner Facebook-Seite mit einem ganz besonderen Bild: er fotografierte sich mit weit aufgerissenem Mund, das breit grinsende TV-Bild des Überraschungssiegers anlachend.
Lieber Felix, zeig uns bitte mehr davon!
Katharina Schneider

Perfekter Stoff für Mädelsabend

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