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Nico Rosberg sichert sich den Weltmeister-Titel - Sieg für Lewis Hamilton zu wenig

VonSID

Update 27/11/2016 um 19:42 GMT+1 Uhr

Nico Rosberg hat sich erstmals in seiner Karriere den Weltmeistertitel in der Formel 1 gesichert. Beim Saisonfinale in Abu Dhabi reichte dem 31-Jährigen ein zweiter Platz hinter Lewis Hamilton, um das Titel-Duell mit seinem Teamkollegen für sich zu entscheiden. Hamilton fuhr in den Schlussrunden absichtlich langsam und provozierte so einen Vierkampf um den Sieg. Rosberg behielt jedoch die Nerven.

Nico Rosberg celebrates with his team

Fotocredit: Imago

Nico Rosberg malte mit seinem Mercedes Donuts auf die Rennstrecke in Abu Dhabi, vollführte Freudentänze unter Tränen mit Ehefrau Vivian und kuschelte mit Bernie Ecclestone: Der neue Formel-1-Weltmeister ließ nach der Erfüllung seines "Kindheitstraums" seine Emotionen förmlich explodieren. Durch den wertvollsten zweiten Platz seiner Karriere beim Saisonfinale kürte sich der Sohn von Ex-Champion Keke Rosberg nach elf langen Jahren in der Königsklasse endlich zum Champion.
"Das ist ein Kindheitstraum", sagte der Wiesbadener mit feuchten Augen und zittriger Stimme. Er wolle "jetzt nur noch feiern und die Sau rauslassen!" Gelegenheit dazu wird er bekommen, denn seine Gattin lud überraschend 15 Freunde zum Showdown in der Wüste ein: "Das wusste ich nicht. Wir werden jetzt dermaßen Gas geben, das wird nicht gut enden. Ich melde mich für die kommenden Tage erst mal ab."
Mit der Party hatte er bereits im Auto begonnen. "Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!", rief er im Boxenfunk seiner Vivian zu und sendete vom Podest auch Liebesgrüße an seine einjährige Tochter Alaia und seinen Vater Keke, der 1982 den Titel gewonnen hatte: "Das ist ein großer Moment für mich."

Hamilton fährt absichtlich langsam

Hamilton war mit zwölf Punkten Rückstand auf Rosberg in das 21. Rennen der Saison gestartet. Der WM-Spitzenreiter aus Wiesbaden hätte in der Wüstennacht von Abu Dhabi das Podium verfehlen müssen, damit Hamilton noch eine Chance auf seinen vierten Titel gehabt hätte und damit den dritten in Folge im heißkalten Stallduell mit Rosberg gefeiert hätte.
Der Brite ließ nichts unversucht. Am Ende fuhr er sogar absichtlich langsam, um Rosberg auszubremsen und den Verfolgern die Chance zu geben, diesen zu attackieren. Mehrfach forderte die Mercedes-Box Hamilton eindringlich auf, wieder schneller zu fahren, letztlich schaltete sich sogar Technikchef Paddy Lowe ein.
Es half für Hamilton alles nichts, und nach einigem Technikpech im Verlauf der Saison war sein vierter Sieg in Folge und sein zehnter Erfolg des Jahres nicht genug. Denn Rosberg (neun Saisonsiege) war mit 33 Punkten Vorsprung in die letzten vier Rennen gegangen und fuhr mit vier zweiten Plätzen in Folge aus eigener Kraft zum Titel.

Wolff kritisiert Schleich-Manöver

"Es war extrem auf den letzten Runden, ich hatte unglaubliche Emotionen. Es war so eng", sagte Rosberg, ohne die "Stehversuche" seines Teamkollegen bei dessen 53. Sieg direkt zu kritisieren. Dies tat dafür Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: "Lewis untergräbt und unterwandert mit dieser Aktion die gesamte Rennstruktur und Strategie des Teams. Wenn wir so weitermachen, würde das Anarchie bedeuten."
Hamilton selbst meinte, er hätte "nichts Gefährliches gemacht". Bei aller Enttäuschung rang sich der Brite, der in den letzten beiden Jahren den Teamkollegen im Titelkampf ausgestochen hatte, schließlich zu einer fairen Gratulation durch: "Großer Glückwunsch an Nico für seine erste Meisterschaft, guter Job, Mann."
Wahre Ovationen erntete der neue Champion sogleich von Wolff ("Er ist an Lewis gewachsen"), Team-Aufsichtsratsboss Niki Lauda ("Er ist der würdigste Weltmeister") und dem viermaligen Champion Vettel ("Er ist der verdiente Champion").
Damit ist Rosberg der dritte deutsche Weltmeister nach Rekordchampion Michael Schumacher (7 Titel) und Vettel (4). Mitentscheidend für seinen WM-Triumph in der hell erleuchteten Wüstennacht war ein entschlossenes Überholmanöver gegen den letztlich viertplatzierten Niederländer Max Verstappen (Red Bull) in der 20. Runde.

Rosberg behält die Nerven

Der von Platz zwei gestartete Rosberg verlor den Start gegen Pole-Setter Hamilton, hielt aber alle Kontrahenten zunächst hinter sich. Verstappen fiel nach einer Kollision in der ersten Runde auf Rang 16 zurück, wurde mit einer alternativen Reifenstrategie und einer starken Fahrt aber schnell zur potenziellen Gefahr für Rosberg, der die Situation bravourös und im Stile eines Champions löste.
In der zweiten Rennhälfte schloss Rosberg gar zu Hamilton auf, verzichtete aber auf einen ernsthaften Überholversuch, um kein mögliches Ausscheiden oder eine Strafe zu riskieren.

Wie der Vater, so der Sohn

Rosberg holte den zweiten Formel-1-Titel in die Rennfahrerfamilie: Vor 34 Jahren hatte sein Vater Keke triumphiert, der in Abu Dhabi nicht an der Strecke war. Rosberg junior ist erst der zweite Weltmeister-Sohn, der es in der Königsklasse ebenfalls ganz nach oben geschafft hat. Zuvor war dies nur Damon Hill (1996) gelungen, der auf seinen Vater Graham Hill (1962, 1968) folgte.
Ex-Champion Jenson Button (Großbritannien), der in Abu Dhabi seinen 305. und letzten Grand Prix bestritt, schied nach einem Aufhängungsschaden an seinem McLaren in der 13. von 55 Runden aus.
Hamilton hatte das gesamte Wochenende mit Psychokniffen daran gearbeitet, seinen Dauerrivalen aus dem Konzept zu bringen. "Wenn er tatsächlich das Etikett Weltmeister erhält, dann muss das nicht heißen, dass auch ich ihn so sehe", hatte Hamilton am Freitag erklärt und sich angesichts seiner großen technischen Probleme in der Saison als den moralischen Weltmeister bezeichnet.
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