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Der FC Bayern ist einem Verkauf von Mario Götze nicht grundsätzlich abgeneigt
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Publiziert 10/06/2015 um 11:35 GMT+2 Uhr
Mario Götze und der FC Bayern - das passt bis jetzt noch nicht. Kein Wunder, dass die Wechselgerüchte um den Nationalspieler nicht aufhören. Auch Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat diese in einem Interview der SportBild nicht zerstreut. Ganz im Gegenteil: er gab ihnen sogar neue Nahrung.
Mario Götze wechselte 2013 von Dortmund nach München
Fotocredit: Eurosport
Es gibt viele Phrasen im Business-Fußball. "Ein Dementi hört sich anders an...", ist so eine. Sie wird immer dann verwendet, wenn es in die heiße Transferphase geht.
Journalisten, Beobachter und Fans versuchen, aus den kryptischen Äußerungen von Managern, Spielern und Vereinsbossen zu lesen, den Kern zu erkennen. Die Hauptdarsteller wissen und genießen das. Sie verschlüsseln deshalb jeden Halbsatz, sobald es um ein besonders sensibles Thema geht.
Wer dieses Schauspiel noch nie beobachtet hat, sollte sich die neusten Aussagen von Bayerns Vorstandsvorsitzendem Karl-Heinz Rummenigge zu einem eventuellen Transfer des Spielers Mario Götze vor Augen führen.
Normalerweise werden Nachfragen bezüglich eines Superstar-Transfers kategorisch abgebügelt, der Spieler zum unverkäuflichen Gut erklärt. Das allein ist zwar kein todsicheres Indiz für den tatsächlichen Grad der vereinsinternen Wertschätzung. Wird darauf verzichtet, sollte man aber genauer hinhören.
"Haben viel Geld investiert!"
"Es gibt nur einen Preis, und das ist der Preis des Marktes, der durch Angebot und Nachfrage geregelt wird", sagt Rummenigge über das Preisschild, das an Götze haftet und signalisiert unumwunden Verhandlungsbereitschaft. Warum nur?
Klar ist: Der Rekordmeister hat sich mehr erwartet vom "größten deutschen Fußballtalent seit Uwe Seeler". "Wir haben vor zwei Jahren viel Geld in den Transfer von Mario investiert", erklärt Rummenigge. "Natürlich sind dann unsere Erwartungen und die der Fans, auch die der Medien, automatisch groß." Größer als bei anderen.
37 Millionen Euro kostete Götze, als er vor exakt zwei Jahren - begleitet von einem unüberhörbaren öffentlichen Aufschrei - aus dem Ruhrgebiet nach Bayern wechselte. Dabei hatte er einen Rucksack voll mit eben diesen Erwartungen auf. Noch konnte er ihn nicht leeren.
Sein Vorgesetzter Rummenigge weiß warum. Zumindest einen Teil der Ursache sieht er außerhalb des FC Bayern. Als die Nationalmannschaft im vergangenen Sommer Weltmeister und Götze zum Helden wurde, wechselte Joachim Löw den Siegtorschützen im Finale erst in der Schlussphase ein. Was er ihm an der Seitenlinie ins Ohr flüsterte, gab er später der Öffentlichkeit preis.
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Mario Götze mit dem Siegtreffer beim WM-Finale gegen Argentinien
Fotocredit: Imago
Kein Gespräch mit Götze
"Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi", forderte Löw. "Solche Sätze sind natürlich, wenn sie in die Medien kommen, eine unglaubliche Hypothek", meint Rummenigge und deutet an, dass sich der Druck auf Götze noch erhöht habe.
Götzes Nach-WM-Saison war zunächst eine gute, wurde dann eine durchschnittliche. Gegen Ende mutierte der Werbestar zum Bankangestellten. Das gefällt ihm nicht.
Das Gespräch mit dem Verein hat der 23-Jährige noch nicht gesucht, gibt Rummenigge zu. Das gehöre aber auch in den Verantwortungsbereich von Sport-Vorstand Matthias Sammer, "wenn es Gesprächsbedarf gibt".
"Die Laufzeit des Vertrages von Mario ist bekannt. Darüber hinaus ist uns nichts bekannt." Ein Dementi hört sich anders an, Herr Rummenigge. Soviel steht fest...
Eurosport-Check:
Der Transfer von Mario Götze hat sich für den FC Bayern noch nicht in gewünschtem Umfang rentiert. Nach zwei Jahren in Rot ist der Nationalspieler nun vollends in der Bringschuld. Das weiß auch Götze selbst. Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2017. Er hat also eine Entscheidung zu treffen: Auf die Zähne beißen und kämpfen oder das Weite suchen. Die Bayern-Verantwortlichen lassen ihm bewusst beide Wege offen, weil sie an die Willensstärke des Ex-Dortmunders glauben. Die ist in der Tat nicht zu unterschätzen. Götze hat sich bislang überall durchgesetzt.
Es sieht also eher nach einem dritten und entscheidenden Jahr an der Säbener Straße aus. Kommt aber ein internationaler Topklub und bietet Stammplatz + langfristige Perspektive + eine hohe Ablöse, dürften beide Seiten ins Grübeln kommen.
Transferwahrscheinlichkeit: 20 Prozent
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