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Andrej Jarmolenko von Borussia Dortmund im Porträt - (K)ein Ersatz für Ousmane Dembélé

Marc Hlusiak

Update 31/08/2017 um 11:15 GMT+2 Uhr

Andrej Jarmolenko heißt der neue Mann bei Borussia Dortmund. Nach dem Abgang von Ousmane Dembélé zum FC Barcelona soll der erste Ukrainer in der Vereinsgeschichte des BVB seinen hochtalentierten Vorgänger ersetzen. Ein typischer "Dembélé-Ersatz" ist Jarmolenko aber nicht - bis auf ihre Lieblingsposition auf der rechten Außenbahn haben beide Spieler wenig gemeinsam.

Andraj Jarmolenko ist neuer Au´ßenstürmer von Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Es war das Ende einer grotesken Transfer-Posse. Am Freitag, 25. August, gab Borussia Dortmund nach einem Trainingsstreik und anschließender fast zweiwöchiger Suspendierung den Wechsel von Ousmane Dembélé zum FC Barcelona bekannt. Nur wenige Tage später präsentierten die Westfalen den aufgewühlten Anhängern dessen Nachfolger: Andrej Jarmolenko.
"Andrej ist ein Spieler, den wir schon seit langer Zeit verfolgen und der sowohl auf Vereinsebene als auch in Diensten der ukrainischen Nationalmannschaft für Fußball auf Topniveau steht", schwärmte der Macher des Transfers Michael Zorc auf der vereinseigegenen Homepage.
Der 27-Jährige wechselt für rund ein Viertel der fixen 105 Millionen Euro, die Dortmund für Dembélé vom FC Barcelona bekommt, aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew in den Ruhrpott. Dass ihm nun die Bezeichnung "Dembélé-Ersatz" anheftet, ist die logische Folge zweier positionsgetreuer Transfers innerhalb eines kurzen Zeitraums. Gerecht wird Jarmolenko diese aber nicht.

Jarmolenko erinnert an Robben

Der Ukrainer ist ein komplett anderer Spieler. Kräftig, robust, körperlich ist sein Spiel. Eher Kämpfer und Arbeiter als filigraner Edeltechniker. Während Dembélé seine Gegenspieler mit blitzschnellen Richtungswechseln und Haken regelmäßig schwindelig spielte, ist Jarmolenko ein gradliniger Flügelspieler. Einer, der den direkten Weg Richtung Tor und häufig den Abschluss aus der Distanz sucht. "Er spielt auf dem rechten Flügel und zieht nach innen, um mit links abzuschließen. Sein linker Fuß ist eine Waffe", versichert Landsmann und Freund Andrej Voronin in der "Bild".
Eine Art und Weise, die Flügelposition zu interpretieren, die unweigerlich an Arjen Robben vom FC Bayern München erinnert. Auch der Niederländer liebt es, von der rechten Seite nach innen zu ziehen und dann mit dem linken Schlappen abzuziehen. Und ebenso wie der Niederländer gehört auch Jarmolenko zu den torgefährlicheren Außenstürmern.
Seine Werte sind beachtlich: in 340 Pflichtspielen erzielte er 137 Tore, bereitete weitere 90 Treffer vor. In der Nationalmannschaft stehen 29 Tore in 69 Spielen auf seinem Konto. Nur Andrej Shevchenko traf häufiger (48 Tore in 111 Spielen). In den Jahren 2013, 2014 und 2015 wurde er zum Fußballer des Jahres in seinem Land gewählt.

Kiew erst im zweiten Anlauf

Jarmolenko wurde 1990 in Russland geboren, wuchs jedoch in einer Vorstadt Kiews mit dem Namen Chernigov auf. Bereits mit vier Jahren meldeten ihn seine Eltern im örtlichen Fußballverein an. Mit 13 Jahren spielte er an der Akademie von Dynamo Kiew vor und wurde aufgenommen. Heimweh brachte ihn jedoch nach nicht einmal einem Jahr zurück in seine Heimatstadt. Der Traum Profifußball schien geplatzt zu sein.
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Andrej Jarmolenko im Zweikampf mit Besiktas-Verteidiger Dusko Tosic

Fotocredit: Getty Images

Drei Jahre später entdeckten Scouts des ukrainischen Vorzeigeklubs Jarmolenko erneut und berichteten den Verantwortlichen vom "neuen Shevchenko". "Vielleicht hätten wir ihn nicht so einfach ziehen lassen sollen", gibt der ehemalige Dynamo-Star Anatoliy Demyanenko nach der Rückholaktion des 16-Jährigen zu.
Mit 20 Jahren gelingt dem Außenstürmer im Jahr 2009 der Durchbruch bei den Profis. Seitdem ist er durchgehend Stammspieler und avancierte in den Folgejahren zu einem der erfolgreichsten Fußballer der ukrainischen Geschichte.

Kein Typ für Selfies

Dass Jarmolenko trotz seiner konstant guten Leistungen und Torquote acht Jahre in der, mit Verlaub, weniger starken ukrainischen Liga verweilte, sagt einiges über seinen Charakter aus. Vor gut eineinhalb Jahren lieferte er angesprochen auf einen Wechsel zum FC Barcelona ein Zitat, das den Unterschied zwischen ihm und seinem Vorgänger Dembélé perfekt verdeutlicht:
Natürlich kann man nach Barcelona gehen, ein cooles Selfie mit Lionel Messi machen, es auf Instagram stellen und viele Likes dafür bekommen. Aber ich bin nicht so ein Typ.
Jarmolenko gilt als treu und bodenständig. Der zweifache Familienvater ist für Trainingsstreiks oder sonstiges Theater, um einen Wechsel zu erzwingen, nicht zu haben. In den vergangenen Jahren wurde er immer wieder mit europäischen Topklubs in Verbindung gebracht, auch der BVB bemühte sich bereits seit 2015 um den Ukrainer. Die Nerven hat er nie verloren.
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Andrej Jarmolenko wechselte von Dynamo Kiew zu Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

"Ich habe immer gesagt, dass es mein Traum ist, für einen großen Verein in Europa zu spielen. Natürlich ist Dynamo Kiew auch ein großer Klub, aber der BVB ist noch mal ein Schritt nach vorne", freut sich Jarmolenko im Interview bei "Spox" und zeigt sich dankbar für seine Zeit in Kiew:
Ich bin Dynamo Kiews Präsidenten Ihor Surkis dankbar, der mir einmal versprochen hatte, dass ich früher oder später für einen großen Verein in Europa spielen werde. Es hat gestimmt und er hat sein Wort gehalten. Darüber bin ich wirklich dankbar. Nun schaue ich nach vorne.

Debüt schon in Freiburg?

In seinem Blickfeld dürfte er dort "vorne" schon das nächste Bundesligaspiel in Freiburg schemenhaft erkennen. Die Länderspielpause kommt gerade recht, Jarmolenko hat so in der laufenden Saison einen relativ entspannten Zeitpunkt erwischt, in dem er Verein und Mitspieler kennen lernen kann. In Dortmund wird man ihm dafür, wie auch für das Erlernen der deutschen Sprache Zeit und Hilfestellung geben.
Übermäßigen Druck, sofort zu liefern, hat er nicht. Mit Christian Pulisic und Maximilian Philipp haben zwei BVB-Youngster zu Saisonbeginn geliefert. Dennoch dürfte Jarmolenkos Erfahrung der fast schon traditionell jungen BVB-Mannschaft gut tun. Wer weiß: vielleicht ja schon in Freiburg.
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