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Streit-Thema Videobeweis: Vier Vorschläge, die ihn besser machen

Tobias Hlusiak

Update 16/10/2017 um 08:06 GMT+2 Uhr

Diskussionen am laufenden Band - der neu eingeführte Videobeweis ist das bestimmende Thema in der noch jungen Bundesliga-Saison. Am 8. Spieltag verschärfte sich die Situation erneut. Kurz vor Schluss nahm das Schiedsrichter-Gespann beim Freitagsabendspiel zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln einen Elfmeter für Köln zurück. Vier Vorschläge, wie man den Videobeweis noch verbessern könnte.

Schiedsrichter Benjamin Cortus befragt den Videoschiedsrichter

Fotocredit: Imago

Vom Grundsatz her bin ich ein Befürworter des Videobeweises. Aber das Problem ist, dass der Videoassistent eingeführt worden ist, um weniger Diskussionen und mehr Fairness zu haben. Da muss man am 8. Spieltag sagen, dass das nicht gelungen ist.
Jörg Schmadtke ist ein Mann klarer Worte. Und meistens hat er noch dazu Recht. Was diese Aussage angeht, könnte man für ihn aber nur von einem Teilerfolg sprechen.
Weniger Diskussionen: nicht wirklich. Mehr Fairness: eigentlich schon.
Der Großteil der vom Videobeweis beeinflussten Entscheidungen in den bisherigen Bundesligaspielen ist nämlich richtig. Es geht also fairer zu in Deutschlands Eliteklasse. So wie am Samstag in München, als das Handspiel des Freiburger Verteidigers Söyüncü eben keinen Elfmeter nach sich zog. Oder als am selben Tag der ungeschickte Einsatz des Leipzigers Upamecano eben doch mit einem Strafstoß bestraft wurde.
Schmadtkes Nachteil ist es lediglich, dass er mit seinem Verein 1. FC Köln meist auf der falschen Seite stand, wenn der Videoassistent mal wieder etwas entschied. So wie am Freitagabend in Stuttgart, als ein Elfmeter für den Tabellenletzten erst zurückgenommen wurde und dann - zu allem Überfluss in allerletzter Minute der Siegtreffer für den Gegner fiel.
Die Entscheidung war durchaus nachvollziehbar. Der Weg dorthin aber ist diskussionswürdig. Und hier kommt Schmadtke zurück ins Spiel.
Es gibt einen Kontakt, und der Schiedsrichter hat eine Entscheidung getroffen. Das ist keine klare Fehlentscheidung. Dann frage ich mich, warum die sich in Köln einmischen? Das muss mir irgendwann einer erklären. Die Szene zeigt, dass das, was besprochen wurde und das, was getan wird, zwei unterschiedliche Dinge sind.
Was der Kölner Sportdirektor meint, ist klar. Eigentlich soll der Videoassistent nur eingreifen, wenn eine klare Fehlentscheidung des Schiedsrichters vorliegt. Das tut er aber nicht. Nur einer der Punkte, die verbessert werden müssen.

1. Regeln einhalten, wann eingegriffen wird

Voilà, die Gretchenfrage. Hier muss eine klare Positionierung der Verantwortlichen stattfinden. Der Ansatz, nur bei klaren Fehlentscheidungen des Hauptschiedsrichters den Videoassistenten zu bemühen, ist grundsätzlich der richtige. Man muss ihn aber auch einhalten.
Viel zu oft pfeifen Schiedsrichter "auf Verdacht", nur um direkt im Anschluss mit der Hand ans eigene Ohr zu greifen. "Sagt mir doch mal, ob ich richtig liege..." Das geht so natürlich nicht. Jede Entscheidung, die nicht aus dem (spätestens) zweiten Kamerawinkel zweifelsfrei zu klären ist, sollte nicht überstimmt werden. Basta!

2. Gebt dem Schiedsrichter ein Stadionmikro

Viel Unruhe entsteht, weil nicht ganz klar ist, was eigentlich gerade passiert. Das kann verhindert werden.
In der NFL ist der Videobeweis nicht mehr wegzudenken. Auch, weil er den Schiedsrichtern zusätzliche Sicherheit und Autorität verleiht. Ist eine Überprüfung erforderlich, kündigt der Unparteiische dies zunächst über die Stadionlautsprecher an.
Dann wird nachgeschaut, bevor der Schiedsrichter im Anschluss die Entscheidung mitsamt einer kurzen Begründung vorträgt. Schluss, Aus!
Auch Bundesliga-Schiris sind eloquente Menschen. Gebt ihnen Mikros, damit sie sich rechtfertigen können.
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Schiedsrichter Patrick Ittrich - Videobeweis

Fotocredit: Imago

3. Klare Kante gegen Reklamierer

Der Schiedsrichter wird bei jedem Videobeweis zum Freiwild, weil die Spieler beider Teams wie verrückt auf ihn einreden. Das muss aufhören. Ein paar Gelbe Karten sollten hier Abhilfe schaffen. Gerade auch, weil die Akteure selbst längst begriffen haben, wie der Hase lang läuft...
"Da ist nur wirres Gerede. Man versucht, den Schiri dazu zu bewegen, dass er keinen Quatsch macht", erklärt Stuttgarts Dennis Aogo im "kicker", was in so einem Diskussionsrudel eigentlich so von sich gegeben wird:
Das ist fernab jeder Fachlichkeit. Da geht es nur darum, ihn irgendwie zu beeinflussen. Das ist auch für den Schiri keine angenehme Situation.
Vor allem ist es eine, die verhindert werden muss.

4. Macht den Monitor verpflichtend

Knappe vier Minuten lang dauerte das Elfer-Theater am Freitag in Stuttgart. Erst kommunizierte Schiri Benjamin Cortus via Headset mit seinen Helfern in Köln, dann lief er zum kleinen Monitor neben dem Platz und schaute sich die Szene höchstpersönlich noch einmal an. Warum diese Verzögerung?
Entweder man lässt den Monitor ganz außen vor, oder aber, man macht ihn zum Hauptdarsteller. Wenn der Schiedsrichter bei jedem Videobeweis direkt zum Bildschirm eilen würde, machte dies die ganze Geschichte eindeutiger. Und: Der Unparteiische wird wieder zum Hauptakteur, wirkt nicht wie eine Marionette der "Entscheider" in Köln.
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Knifflige Elfmeterentscheidung für Benjamin Cortus

Fotocredit: SID

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