Pep Guardiola: Der Bayern-Trainer ohne Schlachtenglück
Pep Guardiola verlässt den FC Bayern München zum Saisonende ohne das große Ziel Champions-League-Sieg. In seiner letzten Saison zeigt sich die Trainer-Ikone nicht nur unvollendet, sondern auch unvollkommen. Aber ist Guardiola deswegen gescheitert?
Pep Guardiola
Fotocredit: Imago
Vom FC Bayern berichtet Florian Bogner
Auch am Dienstag ließ Pep Guardiola Raum für Kritik.
In der Schlussphase des Halbfinal-Rückspiels gegen Atlético Madrid verzichtete der Trainer des FC Bayern München auf seine Wechselmöglichkeiten zwei und drei, brachte weder Mario Götze noch Thiago Alcántara in die Partie, um vielleicht doch noch das 3:1 mit frischen Offensiven zu erzwingen.
Thomas Müller hatte er dagegen im Gegensatz zum Hinspiel aufgestellt - doch Müller verschoss einen Elfmeter, der vielleicht fürs Finale in Mailand gereicht hätte.
Irgendwas ist immer.
Pep Guardiola traf falsche Entscheidungen
Unterm Strich bleibt haften: Pep Guardiola geht als Trainer ohne Schlachtenglück bei den Top-Top-Top-Spielen in die Geschichte des FC Bayern München ein.
Als Coach, der in einigen entscheidenden Momenten falsche Entscheidungen traf.
Als Stratege, der in den entscheidenden Momenten Fehler machte, für seine Ideen nicht belohnt wurde.
Ein bisschen so, wie Oliver Kahn in "kicker.tv - Der Talk" am Montag bei Eurosport gesagt hatte, als er die Frage aufwarf, warum Guardiola in hohen Drucksituationen dazu neigte, Dinge zu tun, die nicht mehr hundertprozentig nachvollziehbar seien:
"Diese Akribie führt irgendwann auch mal dazu, dass du vielleicht ein bisschen blind wirst und bestimmte Dinge gar nicht mehr wahrnimmst. In solchen Situationen neigt er dazu, das ganz Außergewöhnliche machen zu wollen. In Drucksituationen sollte man jedoch genau das Gegenteil machen: die einfachen Dinge."
Sechs Halbfinal-Spiele - immer mit Gegentor
Schon im vergangenen Oktober, weit bevor er seinen Wechsel zu Manchester City angekündigt hatte, äußerte Guardiola klar, dass seine Ära beim FC Bayern ohne Champions-League-Titel als unvollendet angesehen werden wird.
Seine Versäumnisse sind klar: Kein europäisches Finale erreicht, was vor seiner Zeit dreimal in vier Jahren geschafft wurde (2010, 2012, 2013). In sechs Halbfinal-Spielen nie zu Null gespielt, also nie die rechte Defensivbalance gefunden.
Auch im dritten Jahr aus diversen Gründen nicht geschafft, eine starke, klare erste Elf zu kreieren und die Form so aufzubauen, dass Bayern im April/Mai auf dem Höhepunkt angelangt ist. Und letztlich nie den absoluten Draht zu den Spielern gefunden, zwischenmenschliche Wärme aufgebaut, die einen Top-Top-Top-Trainer ausmacht.
Keine "Pep! Pep! Pep!"-Rufe für Guardiola
Der Über-Trainer Guardiola, zu dem er bei seinem Amtsantritt 2013 ohne Eigenverschulden gemacht wurde, zeigte sich nicht nur unvollendet, sondern auch unvollkommen. In seinen Fehlern menschlich, wo sonst wenig menschlich Berührendes hinter der glatten Fassade hervortrat.
Obwohl der Katalane nach 2013 den Triple-Siegern im Kader individuell neue Ansätze vermitteln und so neue Anreize setzen konnte, das Niveau insgesamt auf ein neues Level hob, die Bundesliga drei Jahre lang dominierte wie kein Zweiter je zuvor, blieb immer eine gewisse Distanz zwischen ihm und dem Mia san Mia des Klubs bestehen.
Während Jupp Heynckes seine dritte, triumphale Amtszeit unter "Jupp! Jupp! Jupp!"-Rufen der Bayern-Fans beenden wurde, Ottmar Hitzfeld mit Sprechchören oft als "der beste Mann" gefeiert wurde, hörte man in der Allianz Arena nie "Pep! Pep! Pep!" aus der Südkurve schallen. Was bleibt, ist Respekt - keine Liebe.
Viel Pech mit Verletzten – auch 2016
Aber ist er deswegen gescheitert?
Schließlich hatte Pep auch Pech: Zahlreiche Verletzte machten das Unterfangen Champions-League-Triumph 2015 nahezu unmöglich. Und auch 2016 gingen ihm in der entscheidenden Phase mit Arjen Robben, Holger Badstuber und bis zuletzt auch Jérôme Boateng wichtige Säulen des Teams ab.
“Ich bin sehr stolz auf meine Spieler, wir haben alles gemacht. Ich hoffe, Carlo Ancelotti kann das Niveau, das ich geschaffen habe, halten. Dieser Verein hat eine große Zukunft vor sich. Mit diesen Spielern, mit dieser Mentalität, mit diesen super Menschen”, sagte er am Dienstagabend und wirkte dabei in der Niederlage durchaus befreit.
Guardiola weiter:
Finaler Showdown gegen den BVB
Was ihn ehrt, ist, dass er sich stets vor die Spieler stellte, nie die Peitsche rausholte, ihnen nie Niederlagen ankreidete. "Vielleicht habe ich den Spielern geholfen, vielleicht war es nicht genug. Aber das ist das wichtigste für mich", sagte er Dienstagabend.
Was bleibt, ist die Chance aufs Double - und ein knackiger Guardiola-Abschied mit einem DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund am 21. Mai, bei dem es vielleicht doch noch ein paar "Pep! Pep! Pep!"-Rufe geben könnte.
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