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Taktikcheck: 3 Dinge, die Gladbach verbessern muss

Philipp Pelka

Publiziert 15/09/2015 um 08:35 GMT+2 Uhr

Vier Spiele, null Punkte, Platz 18: Der Saisonstart der Gladbacher verlief, gelinde gesagt, schlecht. Vor der wichtigen Woche mit dem Auftakt in der Champions League beim FC Sevilla (heute 20:45 Uhr im Liveticker) und dem Derby beim 1. FC Köln (Samstag, 15:30 Uhr im Liveticker) analysiert eurosport.de, woran es den "Fohlen" fehlt – und wie sie das ändern können.

Die Gladbacher Spieler wirken zur Zeit etwas ratlos

Fotocredit: Imago

1. Disziplin und Teamwork
Ein wenig erinnert sich Lucien Favre dieser Tage wohl an die Zeit seiner Amtsübernahme zurück: Borussia Mönchengladbach steht nach einer Niederlagenserie mit dem Rücken zur Wand. Nach dem Fehlstart in die Saison mit vier Pleiten in Folge gilt es für die Fohlen, sich auf ihre Stärken zu besinnen. Gladbachs Erfolg in den vergangenen Jahren basierte vor allem auf einer disziplinierten Defensive. Diese muss vor dem Königsklassenauftakt in Sevilla (Dienstag, 20:45 Uhr im Liveticker) dringend zu ihren Grundtugenden zurückfinden.
In der 4-4-2-Grundformation wusste in den letzten Jahren jeder, was zu tun ist. Aktuell wirkt dies nicht so. Immer wieder verlassen einzelne Akteure die Ordnung und wollen auf eigene Faust den Ball erobern – mit überschaubarem Erfolg. Besonders das aggressive Herausrücken der Sechser sorgte immer wieder für Unordnung. Dass dabei viele Fouls – Xhaka ist hier oftmals zu ambitioniert und wandert auf einem schmalen Grat – zustandekommen, ist bei der Arbeit gegen den Ball ebenfalls nicht förderlich. Favre, der als taktischer Perfektionist bekannt ist, muss also dafür sorgen, dass die Abstände wieder eingehalten werden – denn zusammen verteidigt es sich deutlich leichter als allein.
2. Ruhe statt Risiko
Ebenso auffällig wie untypisch für die Borussia sind die groben individuellen Fehler wie der von Tony Jantschke, der Lasogga am vergangenen Spieltag mustergültig zum Führungstreffer der Hamburger bediente. Kein Wunder also, dass Gladbach-Keeper Yann Sommer schon elfmal in vier Spielen hinter sich greifen musste. Die 2,75 Gegentore pro Spiel liegen weit über dem Durchschnittswert der vergangenen Saison – dort setzte es gerade einmal 0,76 Tore pro Spiel.
Die Spieler agieren sichtlich verunsichert und berauben sich so ihrer großen Stärke. Denn Gladbach hat sich von einem reinen Konterteam kontinuierlich zu einer Mannschaft entwickelt, die geduldig und sicher kombinieren kann. Mit der nötigen Ruhe am Ball wird auch das Selbstbewusstsein zurückkehren – und das macht bekanntlich vieles auf dem Platz leichter.
3. Zielstrebigkeit statt Ballgeschiebe
Dass die beschriebene Entwicklung weg vom Konterteam jedoch noch lange nicht abgeschlossen ist, zeigt sich in den Angriffsbemühungen der ersten vier Spieltage. Man hatte zwar regelmäßig deutlich mehr Ballbesitz als der Gegner (nur Bayern und Dortmund kommen bislang auf höhere Spielanteile), konnte sich jedoch nur wenige hochkarätige Chancen erspielen.
Grund dafür ist das deutlich zu niedrige Tempo im Spielaufbau. Der Ball wandert teilweise minutenlang von Mann zu Mann – ohne dass mal ein Spieler mit einem Pass übersprungen wird. Verlagerungen? Pässe in die Tiefe? Dribblings? Fehlanzeige. So fehlen dem Gladbacher Spiel jegliche Überraschungsmomente – gegen den amtierenden Europa-League-Sieger aus Sevilla wird es so schwierig, Torchancen oder gar Tore herauszuarbeiten. Ruhe am Ball soll also keineswegs bedeuten, das Spiel langsam zu machen.
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Lucien Favre ist seit 2011 Trainer von Borussia Mönchengladbach

Fotocredit: Imago

Um das Angriffsspiel der Fohlen wieder auf Trab zu bringen, muss sich die Staffelung der Offensivkräfte zudem deutlich verbessern. Zu oft stehen alle vier Gladbacher Angreifer auf einer Linie, sodass aus dem 4-4-2 ein 4-2-4 wird. Die Passwege ins Angriffsdrittel werden so sehr lang – dementsprechend einfach fällt es dem Gegner, diese Wege zuzustellen. In der Vergangenheit war Gladbach immer dann besonders stark, wenn sich einer der Stürmer ins Zentrum zurückfalllen ließ und dort den nominell im 4-4-2 fehlenden Zehner mimte. Vor allem nach Ballgewinn ist dieser Mechanismus wichtig, um Pässe in die Tiefe auf die schnellen Außenbahnspieler spielen zu können – ein Mittel, mit dem man als Underdog in Sevilla sicherlich Erfolg haben könnte.
Betrachtet man die Probleme der Gladbacher im Einzelnen, sieht man viele Kleinigkeiten. Die Summe daraus macht es derzeit aber nahezu unmöglich, dem eigenen Anspruch gerecht zu werden. Lucien Favre ist gefragt, diese Details klar anzusprechen und den Spielern Lösungen aufzuzeigen. Eine Aufgabe, die wie gemalt ist für den detailversessenen Perfektionisten.
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