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Drei Dinge, die bei FC Bayern gegen FC Arsenal auffielen: Thomas Tuchels Meisterstück im Viertelfinal-Rückspiel

Andreas Lehner

Update 18/04/2024 um 12:20 GMT+2 Uhr

Dank einer taktischen Meisterleistung von Thomas Tuchel und einer disziplinierten Spielweise seiner Mannschaft zieht der FC Bayern ins Champions-League-Halbfinale ein. Die Münchner berauben Arsenal jeglicher Stärke und schlagen selbst eiskalt zu. Vor allem Tuchels Entscheidung gegen Thomas Müller und für die Besetzung der linken Seite wird zum entscheidenden Schachzug. Drei Dinge, die auffielen.

Tuchel angepiekst: "Das ist ein bisschen scheinheilig"

Der FC Bayern München ist zum ersten Mal seit 2020 wieder ins Halbfinale der Champions League eingezogen. Die Münchner siegten dank eines Kopfballtreffers von Joshua Kimmich (64.) gegen den FC Arsenal mit 1:0 (0:0).
Nach dem 2:2 im Hinspiel vor einer Woche in London reichte dieses eine Tor, um nach Borussia Dortmund als zweite Mannschaft in die Runde der letzten vier einzuziehen.
"Es war eine sehr gute Leistung, wir haben wenig zugelassen. Unsere Disziplin war entscheidend, dass wir das Spiel gewonnen haben und ins Semifinale eingezogen sind", sagte Kapitän Manuel Neuer anschließend.
Drei Dinge, die uns beim 1:0 des FC Bayern München gegen den FC Arsenal auffielen.

1.) Großmeister Tuchel gewinnt Schachspiel gegen Arteta

Es gab Zeiten beim FC Bayern, da wurde das Fehlen eines möglichen Plan B in den entscheidenden Wochen im April und Mai sehr laut diskutiert. Warum nicht mal einen Gegner kommen lassen und selbst auf Konter zu spielen, als immer wieder selbst ausgekontert zu werden und das Champions-League-Finale zu verpassen.
Schon im Hinspiel schneiderte Thomas Tuchel seiner Mannschaft eine etwas abwartende Herangehensweise auf den Leib. Und auch im Rückspiel konzentrierten sich die Münchner zunächst darauf, das Spiel des FC Arsenal zu kontrollieren.
Mit elf Spielern in der eigenen Hälfte und hinter dem Ball schnitten die Münchner den Gunners jegliche Räume ab. Zum Teil war Harry Kane 35 Meter vor dem eigenen Tor der erste bayerische Verteidiger. Die Engländer fanden in diesem Dickicht weder Martin Ödegaard noch Declan Rice oder gar Bukayo Saka oder Kai Havertz im Sturmzentrum.
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Bayern-Trainer Thomas Tuchel (l.) und Mikel Arteta (FC Arsenal)

Fotocredit: Getty Images

Nur eine Abschlussmöglichkeit von Gabriel Martinelli ließen die Bayern zu, hatten selbst durch Mazraoui und Leroy Sané aber auch nur zwei gefährliche Aktionen im Strafraum. Echte Chancen waren Fehlanzeige.
Beide Teams begegneten sich mit äußerst hohem Respekt und hatten sichtbare Angst, den ersten und vielleicht entscheidenden Fehler zu begehen. "Die erste Halbzeit war Schachspiel", sagte auch Tuchel hinterher bei "DAZN". An der Seitenlinie coachten Tuchel und Arsenals Mike Arteta und dieser fußballerischen Schachpartie gegeneinander an.
Mit dem besseren Ende für Tuchel, der auf alle Varianten Arsenals die richtige Antwort hatte. Artetas Schachzüge und Einwechslungen blieben wirkungslos.
Tuchel steht damit mit der bereits dritten Mannschaft im Halbfinale der Champions League (zuvor mit Paris Saint-Germain und Chelsea). Der einzige Trainer, dem dies zuvor gelungen ist, ist José Mourinho, der sogar mit vier Clubs in die Runde der letzten Vier vorgestoßen war (FC Porto, FC Chelsea, Inter Mailand und Real Madrid).
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Tuchel blickt aufs Halbfinale: "Real Madrid, wer sonst?"

2.) Die linke Schokoladenseite

Der entscheidende Schachzug in Tuchels großem Plan war die Besetzung der linken Außenbahn. Im Hinspiel hatten dort noch Alphonso Davies und Serge Gnabry gespielt, beiden fehlten dieses Mal verletzt.
Diese Personalprobleme sorgten aber nicht dafür, dass Thomas Müller endlich zu seinem 150. Champions-League-Spiel kommen konnte. Es war mal wieder kein "Thomas-Müller-Spiel". Es wäre nicht ideal für ihn, einen halben Linksverteidiger zu geben, meinte Tuchel.
Man kann sich gut vorstellen, welche Diskussion es gegeben hätte, wenn diese Entscheidung nicht aufgegangen wäre. Aber Tuchels Plan ging zu 100 Prozent auf. Mazraoui und Raphael Guerreiro, die den Job auf links anvertraut bekamen, machten beide ein herausragendes Spiel.
Mazraoui ließ Arsenals Schlüsselspieler Saka überhaupt nicht zur Entfaltung kommen und gewann so gut wie jedes Duell gegen den schnellen Außenstürmer und wurde dabei immer wieder geschickt von Guerreiro unterstützt.
Zusätzlich schafften es beide immer wieder, sich spielerisch aus dem Druck zu lösen und offensiv in Erscheinung zu treten. Guerreiro war besonders in der offensiv besseren zweiten Hälfte der Bayern dank seiner technischen Qualität und seiner Spielintelligenz immer wieder Initiator von Angriffen.
Es war kein Zufall, dass Mazraouis gewonnener Zweikampf gegen Saka, die darauf folgende Spieleröffnung des Marokkaners und die Flanke von Guerreiro zum Siegtreffer durch Joshua Kimmich führten.
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FC Bayern gegen FC Arsenal

Fotocredit: Getty Images

3.) Ein Mangel an Geschwindigkeit

"Die erste Halbzeit war sehr nervös. Arsenal wollte das Spiel kontrollieren, aber sie hatten auch Angst vor unseren Kontern", fasste Siegtorschütze Joshua Kimmich die erste Hälfte dieses Spiels zusammen.
Ob Arsenal da nicht etwas zu viel Angst hatte, müssen sich die Gunners im Nachhinein auch fragen lassen. Denn den Münchnern fehlten im Gegensatz zum Hinspiel mit Davies, Gnabry und Coman drei Geschwindigkeitsspieler, die den Arsenal-Verteidigern in London immer mal wieder entwischten.
In der Allianz Arena wurde in der ersten Hälfte immer wieder deutlich, dass die Münchner in dieser Besetzung einen Mangel an Geschwindigkeit in den Umschaltsituationen hatten und nicht so schnell und direkt nach vorne spielen konnten wie noch im Hinspiel.
Eine Lösung dafür fanden die Bayern erst nach dem Seitenwechsel. Denn offenbar fand Tuchel auch in der Halbzeit die richtigen Worte. "In der zweiten Halbzeit haben wir etwas mehr Persönlichkeit gezeigt, mit mehr Mut gespielt", analysierte Tuchel. "Es war klar, es geht nur über eine Mannschaftsleistung. Insgesamt haben wir das als Mannschaft sehr, sehr gut gemacht."
Klar ist aber auch, dass die Bayern zumindest auf eine Rückkehr von Serge Gnabry hoffen, um für die Halbfinalspiele wieder etwas mehr Speed auf den Platz zu kommen.
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Tuchel: "Können Saison unter keinen Umständen abschenken"

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