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Douglas Costa beim FC Bayern: Zwischen Spektakel und Respektlosigkeit

Christopher Köster

Publiziert 31/08/2015 um 14:37 GMT+2 Uhr

Douglas Costa ist die große Attraktion der Bundesliga. Der Brasilianer verzückt Fans, Mitspieler und Verantwortliche. Nur die Gegenspieler fürchten sich, denn Costa sprintet ohne Gnade an jedem Gegner vorbei und ist dazu auch noch stark am Ball. Doch wie bei vielen Freigeistern gibt es auch bei Costa Kritik aus den eigenen Reihen.

Douglas Costa kam für 30 Millionen Euro zum FC Bayern

Fotocredit: Imago

Aus der Allianz Arena berichtet Christopher Köster
Am Ende eines jeden Spiels verabschieden sich die Bayern-Spieler von ihren treusten Fans. Erst machen sie die Welle mit der Südkurve, danach geht es noch rüber in den Norden. Nach dem klaren 3:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen hätten die knapp 100 Meter ein Triumphzug durch die Arena sein können. Doch Arjen Robben und Douglas Costa gingen ein paar Meter hinter ihren Kollegen, es gab Redebedarf.
Beide hatten sich ein weißes Bayer-Trikot um den Hals gebunden, ansonsten war Costa oben ohne unterwegs, Arjen Robben verdeckte seinen athletischen Körper mit einem roten Unterhemd. Die zwei fuchtelten wie wild mit den Händen herum, deuteten nach vorne, nach hinten, sogar nach oben. Teils sah es aggressiv aus, doch Robben und Costa lachten viel und scherzten miteinander. Ging es um Costas provokantes Kabinettstückchen? Oder darum, wie die beiden Flügelspieler ihre Leverkusener Kollegen wie Slalomstangen umrundet hatten? Beides ist möglich.
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Arjen Robben (li.) und Douglas Costa sind die neue Flügelzange des FC Bayern

Fotocredit: Imago

Douglas Costa war einmal mehr das große Thema des Abends. Schon vor dem Spiel. Im Umlauf der Arena konnte man immer wieder Sätze hören wie "Endlich den Costa mal live in Aktion sehen". Dass die Bayern ihren Fans diesen Wunsch erfüllen wollten, wurde vom Anpfiff weg deutlich. Vier Sekunden waren gespielt, da zog Spielgestalter Xabi Alonso zum ersten Mal das Neunereisen aus seinem Stutzen und suchte Costa mit einem langen Diagonalball auf der anderen Seite des Platzes.
Costa überfordert seine Mitspieler
25 Minuten später wiederholte sich diese Szene: Xabi Alonso, der eine Mischung aus halbrechtem Innenverteidiger und Sechser gab, schickte Costa mit einem Pass über gut 50 Meter auf die Reise. Die Ballannahme hätte jeder Kreisliga-Trainer als "schlampig" bezeichnet, doch Costa legte sich das Spielgerät perfekt in den Lauf und umkurvte Roberto Hilbert ohne Probleme. Der Rest ist bekannt, 1:0.
Douglas Costa spielt in der Bundesliga Katz und Maus mit seinen Gegenspielern. Roberto Hilbert sah 90 Minuten lang kein Land gegen Bayerns Nummer elf, die 33 Stundenkilometer Topspeed waren zu viel für den einstigen Nationalspieler. Auch die Außenverteidiger aus Hamburg und Hoffenheim können ein Lied davon singen.
Selbst Arjen Robben, der nicht gerade für wenig Tempo bekannt ist, sagte fast ehrfürchtig: "Er ist nicht langsam." Um dann mit einem Vergleich mit dem schnellsten Mann der Welt nachzulegen:
Usain Bolt? Mit dem Ball ist Douglas natürlich schneller
Auch Sportvorstand Matthias Sammer schlägt in diese Kerbe, als er später im "ZDF-Sportstudio" vom 24-Jährigen schwärmte: "Er macht uns Freude. Wie er hier vom ersten Tag an aufgetreten ist, ist super. Seine Qualität im Eins-gegen-eins ist herausragend." Und Thomas Müller ergänzte: "Wenn er Platz hat, ist er eine Waffe." Eine Waffe, die mit 30 Millionen Euro vergleichsweise günstig war, bedenkt man all die astronomischen Ablösesummen, die in diesem Sommer aufgerufen werden.
Die Szene des Abends ereignete sich dann etwa sechs Minuten vor Schluss. Costa klemmte den Ball zwischen die Füße und lupfte ihn mit einer einzigen Bewegung über sich selbst und Gegenspieler Julian Brandt. Eine Variation des bekannten Okocha-Tricks. Die 75.000 Zuschauer im weiten Rund trauten ihren Augen kaum, der Artist hatte alle verzückt.
Kritik an Costa: Gegner respektieren!
Nicht alle mögen das. Arjen Robben kritisierte Costa später sogar: "Das hat natürlich zwei Seiten. Das ist Zirkus, das ist für das Publikum, denn es ist schön anzuschauen. Aber man muss aufpassen. Es steht 3:0 und man muss den Gegner immer respektieren. Daher ist es ein bisschen zweifelhaft." Auch Guardiola sagte: "Ich mag das nicht so richtig. Neymar ist genauso." In manchen Momentan scheint der Brasilianer von sich selbst berauscht zu sein.
Für die Gegner in der Bundesliga war die Vorstellung des Neuzugangs aus Donezk wieder einmal angsteinflößend. In zwei Wochen gastiert der FC Augsburg in der Münchner Arena, deren Rechtsverteidiger heißt Paul Verhaegh. Der Kapitän wird alle Hände voll zu tun bekommen mit seinem Gegenspieler. Ein Extraschicht Sprinttraining wäre vielleicht angebracht.
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