Wayne Rooney hat mit seinem Rekordtor für England Bobby Charlton zwar überholt, aber nur statistisch

Es ist schon ein besonderer Zufall, der sich dort im englischen Fußball ereignet hat. Zwölf Jahre lang war Bobby Charlton zwischen 1958 und 1970 für die Nationalmannschaft aktiv, 106 Spiele hat er absolviert und dabei 49 Tore erzielt. Rekord!

Wayne Rooney hat sein Comeback im Jahr 2003 gegeben. Wer nicht nachrechnen möchte, dem sei gesagt, dass es vor zwölf Jahren war. Der Angreifer von Manchester United machte in San Marino sein 106. Länderspiel und erzielte per Strafstoß seinen 49. Treffer. Rekord eingestellt!

"Es ist ein stolzer Moment für mich, den Rekord von Sir Bobby eingestellt zu haben. Er hat mir sehr viel geholfen, seit ich bei Manchester United spiele", sagte ein überglücklicher Wayne Rooney nach der Partie.

Gleichzeitig kündigte der Stürmer an:

Gesagt, getan. Beim 2:0-Sieg der Engländer gegen die Schweiz erzielte Rooney in der Nachspielzeit per Foulelfmeter den zweiten Treffer der Partie und steht damit nun bei 50 Länderspieltoren.

Beide spielten fast ihre gesamte Profikarriere für Manchester United. Charlton trug 19 Jahre lang das Trikot der "Red Devils" und erzielte in 606 Ligaspielen 199 Treffer. Rooney kommt seit seinem Wechsel aus Everton im Jahr 2004 auf 340 Premier-League-Einsätze, hat mit 170 Treffern aber schon fast die Marke des Altmeisters erreicht. Vorteil Rooney.

Bobby Charlton gewann 1968 den Europapokal der Landesmeister, Wayne Rooney exakt 40 Jahre später den Nachfolge-Wettbewerb, die Champions League. Der 29-Jährige gewann zwei Mal öfter die Englische Meisterschaft, dafür fehlt ihm der prestigeträchtige Titel im FA-Cup, den Charlton 1963 gewann. Doch das ist alles nur Statistik für die Fans von Manchester United. Fußball-England interessiert die Nationalmannschaft.

Und da ist das Urteil klar: "Rooney kann man absolut nicht mit Charlton vergleichen, der steht auf einem ganz anderen Level", stellt Eurosport-Fußballexperte Tom Adams klar. "Charlton war der Schlüsselspieler der goldenen Ära des englischen Fußballs und 1966 beim einzigen Titel, den wir je geholt haben - er wird deshalb immer eine Sonderstellung im Herzen der Fans haben."

"Rooney hat auf Vereinsebene Großartiges erreicht und gezeigt und ist ein besserer Spieler als etwa Gary Lineker, aber seine schwachen Auftritte bei großen Turnieren überschatten seine Bilanz", erklärt der Londoner Chefredakteur von www.eurosport.com, Alex Chick. "Lineker war Torschützenkönig der WM 1986 und hatte in Italien 1990 grandiose Momente, Rooney hingegen hat fünf große Turniere bestritten, aber dabei seit der EM 2004 nicht mehr geglänzt."

Ein Titel mit den "Three Lions" schien in den vergangenen Jahren in weiter Ferne zu sein. Doch vielleicht belehrt uns Wayne Rooney aber auch eines Besseren. Der Kapitän und sein Team holten in der EM-Qualifikation bislang die Maximalausbeute von 24 Punkten aus acht Spielen, die Teilnahme an der Euro 2016 war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Mit tollen Nachwuchskräften wie Harry Kane, Raheem Sterling oder Luke Shaw ist England zudem deutlich besser aufgestellt als in den vergangenen Jahren.

Europameister als Kapitän des Heimatlandes. Es wäre Wayne Rooneys Meisterstück. Dann wäre er reif für einen Adelstitel und stünde auf einer Stufe mit Sir Bobby Charlton.