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EuroScout: Timo Pitter – Ein Franke für die Major League Soccer
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Publiziert 04/03/2016 um 09:50 GMT+1 Uhr
Jung, talentiert, ehrgeizig - Eurosport.de präsentiert im EuroScout-Blog die Zukunft des Fußballs. In dieser Woche steht Timo Pitter im Fokus. Er hat in Amerika den Sprung vom College in die Major League Soccer zum FC Dallas geschafft. Das Talent aus Unterfranken erwarten Duelle mit Andrea Pirlo, Kaka oder Steven Gerrard.
Timo Pitter
Fotocredit: Imago
Training, Essen, Schlafen: So sahen die vergangenen zwei Monate im Leben von Timo Pitter aus. Der 23 Jahre alte Fußballer hat den Sprung in die Major League Soccer (LIVE auf Eurosport) geschafft und will nun beim FC Dallas seine Qualitäten unter Beweis stellen.
Erst im Dezember hat der Unterfranke seinen Studienabschluss an der Creighton University in Nebraska gemacht, jetzt soll der Fußball endgültig in den Mittelpunkt seines Lebens rücken. Das wird er auch müssen: Pitter ist nun Profi. Er will mit dem Sport seinen Lebensunterhalt verdienen.
Seine langjährige Freundin wird ihn in Dallas unterstützen, das in der Vorbereitung geführte Hotelleben soll dann ein Ende haben.
Spieler: Timo Pitter
Geburtsdatum: 1. September 1992
Geburtsort: Schweinfurt
Nationalität: Deutsch
Größe: 1,80 Meter
Fuß: rechts
Position: Offensives Mittelfeld
Derzeitiger Klub: FC Dallas
Rückennummer: 15
Bisherige Klubs: FC Schweinfurt, Creighton University
Pitter kommt aus Oberschwarzach, etwa 40 Kilometer entfernt von Würzburg. Seit seiner College-Zeit ist der 23-Jährige kaum noch daheim. Zwei oder drei Mal pro Jahr kommt er noch nach Deutschland. Den eingeschlagenen Weg will er zunächst konsequent in den USA gehen, weil sich Leistungssport und Bildung an der Universität dort besser kombinieren lassen. Irgendwann möchte er aber, so sagt er es heute, "schon wieder nach Deutschland" zurück.
Torgefährlicher Flügelspieler
Nach seinem Draft beim FC Dallas stellte sich Pitter den Fragen der Fans. Einer schrieb: "Mit welchem Spieler würdest du dich vergleichen?" Pitter antwortete keck: "Arjen Robben". Auf Nachfrage verdeutlichte der Schweinfurter, das sei vor allem auf die Spielweise bezogen, weil er als rechter Mittelfeldspieler oft vom Flügel in die Mitte zieht. Pitter gilt als vielseitiger und torgefährlicher Offensivspieler, der im Angriff mehrere Positionen bekleiden kann, sich aber auf dem Flügel am wohlsten fühlt.
In den ersten Testspielen mit Dallas unterstrich der 1,80 Meter große Neuzugang gleich seine Qualitäten. Pitter ist beweglich und agil, mit seinen schnellen Bewegungen kann er einer ganzen Offensive Schwung verleihen. Fünf der sechs Dallas-Tore erzielte Pitter in den ersten beiden Testspielen, für seinen Hattrick würdigte ihn der Verein gleich auf seiner Homepage. Schon auf dem College war der 23-Jährige einer der torgefährlichsten Spieler seines Teams, seine Treffer und Vorlagen machten ihn für die Vereine der Major League Soccer erst richtig interessant.
Gerrard, Pirlo warten – und Nowitzki
In der Liga hat der Franke ein klares Ziel: "Ich möchte Spielzeit bekommen", sagt er. In den Kader hat er es geschafft, die Vorbereitung, bei dem der FC Dallas unter anderem in Arizona trainierte, lief entsprechend positiv. Die Liga selbst bietet für ihn sportliche Herausforderung und Perspektive zugleich. "Wir haben eine starke Mannschaft", sagt Pitter über die Texaner, zum Saisonauftakt am 6. März will er gegen Philadelphia Union im Kader stehen. Dann winkt auch das Aufeinandertreffen mit Fabian Herbers, einem ehemaligen College-Kollegen Pitters.
Die Major League Soccer ist eine Liga, die sich sportlich im vergangenen Jahrzehnt immer weiter entwickelt hat. Auch die Infrastruktur, die sich viele Vereine in Amerikas höchster Fußball-Spielklasse aufgebaut haben, ist selbst für deutsche Profi-Clubs beneidenswert. Nicht umsonst wechseln mit Kaka, Steven Gerrard oder Andrea Pirlo ehemalige Weltklassespieler in ihrem Karriereherbst in die USA. Pirlo stand noch im Juni vergangenen Jahres im Champions-League-Finale. Doch nicht nur ihnen kann Pitter begegnen, sondern auch Basketball-Superstar Dirk Nowitzki, gebürtig aus Würzburg. Die beiden Franken haben sich vor dem Saisonstart bereits in einer Halle von Nowitzkis Mavericks verabredet.
Bühne für DFB-Spieler
Schon in der Vergangenheit spielten in der Major League Soccer immer wieder deutsche Kicker. Mit dem Unterschied, dass routinierte Profis oft ihren Karriereausklang über dem großen Teich bestritten. Torsten Frings, immerhin 79-maliger Nationalspieler, zog es zum FC Toronto, der ebenfalls in der MLS mitspielt. Den Kontakt stellte damals der heutige US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann her, "er hatte von dem Verein nur Gutes erzählt", wie Frings, der heute wieder zurück bei Werder Bremen ist, später berichtete. Auch Arne Friedrich, bei der WM 2010 noch ein fester Baustein der DFB-Elf, wechselte weniger als zwei Jahre später in die USA und spielte dort für Chicago Fire. Euphorisiert erklärte der Verteidiger: "Ich liebe diese Stadt, ich liebe den Verein."
Im Jahr 2016 drängen deutsche Spieler auf einem anderen Weg in die Liga. Neben Pitter drafteten die US-Teams drei weitere in Deutschland geborene Akteure, die sich in den vergangenen Jahren auf dem College für größere Herausforderungen empfahlen. Herbers kam wie Pitter von der Creighton University und wurde sogar in der ersten Runde auf Position sechs von Philadelphia Union ausgewählt. Auch Julian Büscher (Positon 11, D.C. United) und Christopher Hellmann (29, Vancouver Whitecaps). Für die Nationalspieler Frings und Friedrich war die Station in den USA der Ausklang nach der Karriere im DFB-Team, für Pitter und Kollegen könnte es das Sprungbrett werden. "Das", sagt Pitter, "ist für mich derzeit kein Thema".
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