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Liverpools Zeljko Buvac: Klopps geheimnisvoller Schattenmann

Ljubo Herceg

Update 15/10/2015 um 00:07 GMT+2 Uhr

Liverpools Co-Trainer Zeljko Buvac ist der ominöse Schweiger, der Stratege und Taktiker im Hintergrund. Jürgen Klopp vertraut seinem ehemaligen BVB-Coach blind, weil sich das Duo seit mehr als 20 Jahren kennt und perfekt harmoniert: "Zeljko ist ein Meister aller Trainingsformen, ich lerne jeden Tag von ihm", lobt Klopp.

Hält sich normalerweise im Hintergrund: Klopp-Assistent Buvac (re.)

Fotocredit: Imago

Öffentlich spricht Buvac zwar nicht, explodiert dafür aber regelmäßig auf dem Platz. "Buvac ist ruhig", sagte Nuri Sahin einmal, "bis etwas falsch läuft". Aber wer ist Zeljko Buvac eigentlich? eurosport.de beleuchtet den Schattenmann von Klopp.
Als Jürgen Klopp 2001 seinen ersten Trainerjob im Profi-Fußball beim FSV Mainz 05 angeboten bekam, löste er umgehend sein Versprechen ein. "Als wir Kloppo zum Trainer machen wollten, hat er gesagt, er mache das nur, wenn Buvac dazu kommt", erzählte Mainz-Präsident Harald Strutz.
Die Verantwortlichen konnten nur zustimmen. Das kongeniale Duo Klopp/Buvac führte die 05er erst zum Klassenerhalt, dann in die erste Liga und wechselte 2008 nach den erfolgreichsten Jahren der Mainzer Klubgeschichte nach Dortmund.

Die einzige Bedingung? Buvac!

Und während viele Trainer bei Vertragsverhandlungen als erstes auf neue Transfers pochen, hatte Klopp im Herbst 2015 "nur" eine Bedingung für die Besitzer der "Fenway Sports Group": Er wollte seine beiden alten Weggefährten, Buvac sowie Peter Krawietz, in seinem Trainer-Team bei den "Reds" haben. Liverpool gehorchte ohne mit der Wimper zu zucken und entließ noch vor dem Klopp-Coup die ehemaligen Assistenten von Brendan Rodgers. Klopp ohne Buvac - undenkbar!
Eine ähnliche Erfahrung machten die Mainzer damals auch: "Ich hätte Buvac natürlich gerne als Trainer behalten", sagte Strutz. "Aber es war allen klar, dass Klopp das in Dortmund nicht ohne ihn machen wird. Dafür hatten wir Verständnis." Aber was verbindet die beiden so sehr, dass der eine nicht ohne den anderen kann? Und was macht Buvac, der vor Mainz in der Regionalliga beim SC Neukirchen Cheftrainer war, so besonders?
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Jürgen Klopp und Zeljo Buvac zu BVB-Zeiten

Fotocredit: Imago

Im Schatten eines Trainers wie Klopp muss einer wie Buvac nicht viel mit den Medien reden. Klopp ist der Entertainer der Trainergilde, ein Rhetoriker vor dem Herrn, einer, der und alles, was um ihn herum passiert, bestens verkaufen und erklären kann. Seine Wutausbrüche und Grimassen sind gleichermaßen furchterregend wie berühmt.

Einmal brach er das Schweigen ...

Zeljko Buvac ist genau das Gegenstück zu seinem Vorgesetzten. Auch wenn es äußerst schwer fällt, ihn zu beurteilen. Denn der Serbe meldet sich öffentlich (fast) nie zu Wort. Bis zuletzt schrieben Journalisten, Buvac hätte noch nie ein Interview gegeben. Auch nicht, als er 2013 den gesperrten Klopp als Trainer in der Champions League gegen Olympique Marseille vertreten musste.
Denn Klopp hatte das Reglement der UEFA genau studiert. Die Pressekonferenz einen Tag vor dem Spiel durfte er noch selbst bestreiten, "dann muss ich mich vor dem Spiel von der Mannschaft trennen und darf nicht in die Kabine, aber ab 15 Minuten nach dem Spiel darf ich dann wieder, also auch zur Pressekonferenz". Das bedeutete wiederum: Buvac durfte schweigen.
Einmal allerdings brach Buvac sein Schweigen. Gegenüber dem BVB-Fan-Magazin "Gib mich die Kirsche" sagte der 54-Jährige: "Ich rede nur, wenn ich etwas zu sagen habe. In unserem Job brauchen wir nicht zwei, drei Leute, die nach außen sprechen. Das soll einer machen, alles andere ist zu viel." Typisch Buvac.
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Große Herausforderung an der Anfield Road für Jürgen Klopp

Fotocredit: Imago

BVB-Experte und Sportjournalist Freddie Röckenhaus schrieb einmal für die "Süddeutsche Zeitung", wie ähnlich sich der Intro- und der Extrovertierte sind. "Gedankenübertragung! Technische Hilfsmittel überflüssig. Was Klopp denkt, denkt Buvac sowieso", brachte es Röckenhaus auf den Punkt. Und Klopps Aussage unterstreicht das: "Wir kommunizieren ohnehin telepathisch miteinander."

"Zeljko ist der Fleisch gewordene Fußball-Sachverstand"

Buvac hält nicht viel davon, große Reden zu schwingen. Der Mann im Hintergrund spricht die wichtigen Angelegenheiten lieber hinter verschlossenen Türen an - sachlich, präzise und bestimmend. "Wenn er was sagt, dann hat das Hand und Fuß. Es stimmt und ist Gesetz", erklärte Krawietz. Nicht nur deshalb hat Klopp eine außerordentlich hohe Meinung von seinem Co-Trainer: "Zeljko ist der Fleisch gewordene Fußball-Sachverstand."
Und diese Bindung besteht noch aus gemeinsamen Fußballer-Tagen: In Mainz spielten Klopp und "Chucky", wie Buvac gerufen wird, zwischen 1992 und 1995 in einer Mannschaft. "Als Spieler waren die beiden für mich immer die Protagonisten. Klopp war derjenige, der die Mannschaft mit seiner Art wachgerüttelt und mitgerissen hat. Buvac war der Stratege, der das Spiel lenkte", beschrieb Strutz die beiden Freunde.
An der Seitenlinie füllen Buvac, der Stratege, und Klopp, der Wachrüttler, ihre Rollen genauso aus. Gleichgestellt. Denn es gibt keinen einzelnen Chef auf dem Rasen. "Beide wechseln sich auf dem Trainingsplatz bei der Ansprache an die Spieler ab", sagte Mats Hummels gegenüber SPOX. "Buvac hat sehr viele taktische Ideen, die bei uns im Training einen großen Teil einnehmen."
Nicht umsonst nennt Klopp seinen langjährigen Weggefährten "Meister der Trainingsformen". Buvac ist detailverliebt: Die Abstände bei den verschiedenen Mannschaftsteilen müssen stimmen, die Laufwege eingehalten sowie Pässe genau und druckvoll ausgeführt werden. Danach richtet der Serbe sein Trainingsprogramm aus und entwickelt selbst neue Übungsformen, um seine Spieler möglichst praxisnah zu schulen.

Ein fast unschlagbares Duo

"Bei allen Übungen hat er immer das Ganze im Blick. So wie auch bei unseren Spielen, wo er schnell Entwicklungen erkennt und taktische Lösungen mit Jürgen bespricht", so Krawietz. "Wenn im Training irgendetwas nicht passt und wir beispielsweise taktische Fehler machen, dann ist es meist so, dass er unterbricht und erklärt, wie es richtig zu laufen hat", erklärte Hummels. Klopp nimmt sich dann zurück und schlüpft in die Rolle des Beobachters, denn Liverpools neuer Trainer vertraut Buvac blind.
"Er wusste als Spieler schon immer, was der Gegner vor hat, er konnte ein Spiel lesen. Wenn wir in Ballbesitz waren, hat er von fünf Entscheidungen viermal die perfekte getroffen - rein intuitiv. Er war ein klasse Fußballer", lobte der ehemalige Bundesliga-Profi Ansgar Brinkmann, der in Mainz zwei Jahre mit Buvac zusammenspielte.
Trotzdem reichte es für ihn nur zur 2. Liga. Nach 90 Spielen und 13 Toren für Mainz wechselte er in die Regionalliga zu Neukirchen, wo seine Trainerkarriere ihren Anfang fand. Heute ist Buvac einer der meist geschätzten Trainer in der Bundesliga und das "System Klopp" würde es ohne Buvac und Krawietz nicht geben.
Klopp muss das früh geahnt haben und erzählt gerne, dass "wir uns damals schon verabredet haben: Derjenige von uns, der zuerst einen Trainerjob bekommt, holt den anderen als seinen Assistenten nach". In Mainz, in Dortmund und in Liverpool hielt Klopp Wort. Und der Erfolg stellte sich stets ein. Denn zusammen scheinen Buvac und Klopp fast unschlagbar.
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