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Tsunami-Opfer Martunis wird dank Cristiano Ronaldo Fußballer bei Sporting Lissabon

Michael Wollny

Update 03/07/2015 um 12:07 GMT+2 Uhr

Das Leben schrieb für Martunis sowohl Drama als auch Tragödie. Der Fußball antwortete mit einem sagenhaften Märchen. Ein Lebenstraum geht in Erfüllung.

Erst Albtraum, dann Lebenstraum: Die Geschichte von Martunis

Fotocredit: facebook

Die Geschichte klingt wie das Drehbuch für einen hoch emotionalen Hollywood-Blockbuster.
Und niemanden würde es überraschen, wenn die einzigartige Lebensgeschichte des jungen Martunis tatsächlich den Weg auf die Leinwand finden würde.
Als am 26. Dezember 2004 um exakt 07:58 Uhr indonesischer Ortszeit der Boden im indischen Ozean vor der Nordwestküste Sumatras bebte, ahnte noch niemand, dass diese Naturkatastrophe das Leben Tausender auf grausame Weise verändern und das Leben von über 230.000 Menschen beenden würde.
Die Nadeln der Seismographen hatten eine Stärke von 9.3 auf der Richterskala aufgezeichnet.
Martunis' Mutter und zwei Geschwister gehörten zu den vielen Todesopfern des Tsunamis. Der damals siebenjährige Junge war in seinem Heimatdorf Tibang in der Region Banda Aceh beim Fußballspielen mit Freunden, als ihn die Welle erfasste und in den Ozean zog. Er überlebte nur mit Mühe und Not, klammerte sich an ein Sofa und wurde später in einer Sumpfregion an Land geschwemmt.
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Martunis kurz nach seiner Rettung

Fotocredit: AFP

21 lange Tage hatte sein Martyrium zwischen Leichen und Trümmern gedauert. Er ernährte sich von essbarem Treibgut wie verpackten Nudelgerichten und trank später an Land aus abgestandenen Pfützen.
Ein britisches Reporter-Team von Sky-News fand letztlich den verletzten und völlig erschöpften Jungen und rettete ihm das Leben. Das Foto des siebenjährigen Martunis war um die Welt gegangen und einigen blieb dabei nicht verborgen, dass er ein portugiesisches Nationaltrikot mit der Rückennummer 10 trug, das Trikot von Portugals Topstar Rui Costa.
Kurz nach seiner Rettung wurde Martunis in einem Interview mit Kyodo News gefragt, wie er das Grauen seiner 21-tägigen Odyssee verkraften konnte. Seine Antwort war bemerkenswert:
Ich hatte all die Zeit keine Angst, weil ich einfach unbedingt überleben wollte, um meine Familie wiederzusehen - und um Fußballer zu werden.
Vom furchtbaren Schicksal um seine Familie erfuhr er in all dem Chaos erst später. Niemand würde ihm seinen Wunsch, die Familie wiederzusehen, verwirklichen können. Doch für den sportlichen Lebenstraum galt das nicht. Portugals Fußballverband spendete 40.000 Euro Soforthilfe.
Und dann war es Cristiano Ronaldo, der sich Martunis annahm, um dessen Traum Realität werden zu lassen.
Es ist typisch für das polarisierende Bild Ronaldos in der weltweiten Öffentlichkeit, dass er von vielen auf oberflächliche Weise für Extravaganz und Arroganz regelrecht verachtet wird, während er im stillen Hintergrund ohne viel Ballyhoo und große Schlagzeilen jenen hilft, die sich selbst nicht mehr helfen können.
Ronaldo hat sich mit "CR7" längst zur Marke geklont. Er versteht sich und sein Spiel als ästhetisches Gesamtkunstwerk im Sinne von "Body and Arts". Viele halten ihn für einen Kotzbrocken, einen arroganten Gockel, den eitlen Pfau, dessen breitbeinige Freistoß-Pose befürchten lässt, dass ihm vor lauter sagenhafter Einzigartigkeit gleich ein goldenes Ei aus der Hose fällt.
Doch der private Ronaldo ist ein anderer Mensch. Einer, der schwerstkranken Kindern lebensrettende Operationen bezahlt, der persönliche Titel wie seinen "Goldenen Schuh" versteigert, um den Erlös einer Stiftung für kriegstraumatisierte Kinder im Gaza-Streifen zukommen zu lassen.
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Martunis mit seinem berühmten Paten, Cristiano Ronaldo

Fotocredit: AFP

Es sind unzählige solcher großartigen Handlungen, die nicht den Weg ins grelle Rampenlicht finden, weil dies nicht im Interesse Ronaldos liegt. Geschichten, wie eben jene von dem siebenjährigen Martunis, die erst jetzt eine große Öffentlichkeit erreichte, weil Ronaldo einmal mehr sein Ziel erreichte. Ronaldo bot Martunis und dessen Vater damals umgehend eine Art Patenschaft an, half bei der Finanzierung für den Wiederaufbau des zerstörten Dorfes und ermöglichte Martunis den Abschluss der Highschool.
Viele Erwachsene wären niemals mit dieser Situation klargekommen, die Martunis durchleiden musste. Davor muss man großen Respekt haben, denn es war ein Akt der Stärke und Reife. Er ist ein außergewöhnlicher Junge. (Cristiano Ronaldo)
Die Unterstützung des Superstars von Real Madrid bringt Martunis nun seinem Lebenstraum einen großen Schritt näher: Er unterschrieb einen Vertrag bei Sporting Lissabon, jenem Traditionsklub, bei dem auch die Weltkarriere von Cristiano Ronaldo ihren Ursprung hat. So wie Luis Figo und CR7 einst, wurde nun auch Martunis in die Fußball-Akademie des Vereins aufgenommen. "Es ist fantastisch, hier zu sein", freut sich das 17-jährige Talent. "Dieser Klub macht meinen Traum wahr! Ich bin angesichts dieser Chance unfassbar aufgeregt."
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Ein Jahrzehnt später: Martunis bei seiner Aufnahme in die Akademie von Sporting

Fotocredit: Imago

Kritiker unterstellen Sporting, der Klub würde das Drama um Martunis lediglich öffentlichkeitswirksam ausschlachten. Doch diesem Vorwurf hält Klub-Boss Bruno de Carvalho entgegen: "Martunis wird in unserer Akademie arbeiten. Und wir werden mit ihm arbeiten, damit er sich als Mensch und als Mann weiterentwickeln kann."
Abgesehen davon: Selbst wenn Sporting die Verpflichtung von Martunis medienwirksam inszeniert, der Teenager wird sich über das Rampenlicht nicht beschweren. Sporting ermöglicht ihm die Erfüllung seines Lebenstraums. Das ist fantastisch für einen jungen Menschen, dessen Leben bis dahin ein unvorstellbarer Albtraum prägte.
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Neuzugang Martunis bei seiner Präsentation in Lissabon

Fotocredit: facebook

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