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Peter Prevc: Ein Volksheld, der kein Popstar sein will

VonSID

Publiziert 04/01/2016 um 12:08 GMT+1 Uhr

Daheim ist Peter Prevc längst ein Megastar, bei der Vierschanzentournee steht Sloweniens Skisprung-Held vor seinem ersten großen Titel. Sein großes Vorbild Primoz Peterka ist ihm zugleich auch Warnung.

Slovania's Peter Prevc celebrates winning the Four Hills competition (Vierschanzentournee) of the FIS Ski Jumping World Cup in Innsbruck on January 3, 2016

Fotocredit: AFP

Die slowenische Heimat steht kopf und feiert Skisprung-Kaiser Peter den Großen, doch der designierte Sieger der 64. Vierschanzentournee will dem Braten nicht so recht trauen. "Vor Bischofshofen soll keiner gratulieren. Es kann so viel passieren", sagte Peter Prevc. Der weltbeste Springer und Held der Nation ist ein gebranntes Kind.
Nach seinem Triumph in Innsbruck hat der 23-Jährige anderthalb Hände am Gold-Adler, den der Tournee-Champion erhält. Bei 20 Punkten Vorsprung auf Severin Freund reicht Prevc am Mittwoch in Bischofshofen ein Durchschnitts-Wettkampf zum ersten slowenischen "Four Hills"-Sieg seit Primoz Peterka 1996/97. Doch Mittelmaß gehört nicht zum Repertoire des introvertierten Athleten aus der Oberkrain.

Freund: "Peter ist ein harter Arbeiter"

"Er hat seine ärgsten Rivalen in der Manier eines Champions ausgeknockt", schrieb Sloweniens größte Tageszeitung Delo nach Prevcs Meisterstück in Innsbruck. "Peter ist erst großartig und dann phänomenal gesprungen", sagte Goran Janus, und selbst Sloweniens bärbeißigen Coach war die Rührung anzumerken.
"PP" setzt neue Maßstäbe, doch zugeflogen ist ihm nichts. "Peter ist ein harter Arbeiter, der immer alles rausholt", sagt Rivale Freund. Als 17-Jähriger hatte Prevc 2009 im Weltcup debütiert, war als Nachfolger des großen Peterka auserkoren. Doch die frühe Hatz forderte Tribut, Prevc stagnierte.
Erst 2012 kam der Durchbruch: Prevc gewann das Fliegen in Oberstdorf, feierte seinen ersten Weltcup-Sieg. Einen Tag später stürzte er an gleicher Stelle im Team-Wettkampf, verletzte sich schwer, verpasste die Flug-WM.
Die folgende Pause ein Segen: Prevc und sein Team überdachten ihre Konzepte, seitdem suchen sie nicht mehr mit der Brechstange den Erfolg, seitdem beherrscht Prevc mit Freund den Weltcup. Dem großen Coup hechelte er aber hinterher, wurde regelmäßig im entscheiden Moment noch abgefangen: Olympia-Silber, WM-Bronze, Gesamtweltcup-Zweiter hinter dem punktgleichen Freund. Alles nett, aber alles irgendwie unbefriedigend und Anlass zu noch akribischerer Arbeit.

Primoz Peterka als Warnung

"Ich habe gelernt, immer fokussiert zu bleiben, immer wieder aufzustehen", sagt Prevc. Seine Landsleute lieben ihn dafür, zum dritten Mal wurde Prevc zum Sportler des Jahres gewählt. "Das macht mich stolz", sagte er, "schließlich haben wir so viele großartige Athleten." Tatsächlich produziert der zwei Millionen Einwohner zählende Staat Weltklasse-Wintersportler in Serie wie Biathlon-Weltmeister Jakov Fak, Alpin-Olympiasiegerin Tina Maze oder Peterka.
Der andere "PP", der andere Skisprung-Nationalheld, war Prevc stets Vorbild, aber auch Warnung: Peterka war ein Popstar, kam mit dem Ruhm nicht klar, hatte Alkoholprobleme, psychische Probleme. Die Slowenen, die Peterka mit Zuneigung erdrückten, haben gelernt: Prevc wird geschützt, darf sich zurückziehen.
Das System Prevc soll Blaupause für eine noch stärkere Springer-Generation sein. Domen Prevc, 16 Jahre alter Bruder des großen Peter, hat noch größeres Potenzial, war unlängst bereits Zweiter in Engelberg.
Der junge Prevc soll langsam aufgebaut werden, behutsam herangeführt werden. "Das ist nur schlau", sagt Bundestrainer Werner Schuster: "Und wenn die Slowenen jetzt auch noch anfangen, Dinge schlau zu machen, dann wird es heikel für alle anderen."
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