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Kerber-Check vor dem Finale: Serena, zieh' dich warm an!

Petra Philippsen

Update 29/01/2016 um 18:50 GMT+1 Uhr

F-i-n-a-l-e! Der Countdown läuft, am Samstagmorgen zur Frühstückszeit steht Angelique Kerber bei den Australian Open in ihrem ersten Grand-Slam-Endspiel und will der mächtigen Serena Williams die Trophäe wegschnappen. Wie das klappen kann? Eurosport.de macht den Check:

Angelique Kerber

Fotocredit: Imago

Von Petra Philippsen aus Melbourne

1.) Die Bilanz

Gegen Victoria Azarenka war die Bilanz noch viel ernüchternder mit 0:6 - und trotzdem hat Kerber die Weißrussin mit mutigem Power-Tennis niedergerungen. Also sieht die 1:5-Bilanz gegen Serena doch gar nicht so schlecht aus. Extrem wichtig: Kerber hat die Weltranglistenerste ja schon einmal geschlagen! 2012 im Viertelfinale von Cincinnati gewann sie mit 6:4 und 6:4 gegen Williams...

2.) Der Respekt-Faktor

...und Williams erinnert sich tatsächlich noch allzu gut an ihre Niederlage gegen Kerber: "Sie hat damals ein unglaubliches Match gespielt. Das ist etwas, das ich nie vergessen werde. Ich erinnere mich, dass sie sehr stark aufgeschlagen hat, sich gut bewegt hat und entschlossen war, zu gewinnen. Ich denke, von da an wusste ich, dass sie jemand ist, die ich im Auge behalten und sehr ernst nehmen muss." Kerber spukt also in Serenas Hinterkopf herum, das ist gut für die Kielerin. Je mehr Williams über ihre Gegnerin nachdenkt, desto besser. Kerber selbst respektiert die Dominatorin der Szene natürlich, aber Angst hat sie vor ihr sicherlich nicht. Warum auch?

3.) Die Taktik

Kerbers Trainer Torben Beltz hatte schon direkt nach dem Finaleinzug angekündigt: "Natürlich gibt es auch gegen Serena einen Matchplan. Wir werden einige Videos schauen und versuchen, eine Antwort zu finden." Sicher wird auch das Halbfinale gegen Roberta Vinci bei den US Open angeguckt, die Italienerin hat schließlich gezeigt, wie es gegen Serena auf großer Bühne gehen kann. Und Kerber weiß selbst auch, wie die Marschroute gehen muss: "Serena wackelt immer mal im Match. Diese kurze Phase, wenn das passiert, muss ich dann unbedingt nutzen. Sie wird hier rausgehen und wird zeigen, wer sie ist und will ihren nächsten Titel holen. Auf keinen Fall darf ich kurz gegen sie spielen, dann schießt sie mich vom Platz. Und meine Quote beim ersten Aufschlag ist wichtig, ich darf da gar nicht oft über den zweiten gehen, sondern muss viel riskieren. Aber ihren zweiten Aufschlag muss ich immer angreifen, egal wie hart der kommt. Ich muss ihr zeigen, dass ich da bin."

4.) Der Druck-Faktor

"Ich habe nichts zu verlieren", sagten beide vor dem Finale. Das stimmt natürlich nicht. Beide können das Match verlieren. Aber Kerber hat ja auch gesehen, wie Williams bei den US Open wegen des enormen Drucks, mit Grafs Rekord von 22 Grand Slams gleichzuziehen, eingeknickt ist. Serena ist also tatsächlich auch nur ein Mensch. Doch umso mehr erwartet nun alle Welt und auch sie selbst, dass sie in Melbourne das Versäumte nachholt. Weit weg von Amerika ist das vielleicht leichter, oder auch nicht. Man wird erst im Endspiel sehen, ob die Wunde aus New York wirklich verheilt ist. Kerber gefällt es zumindest, dass der ganze Druck bei der großen Favoritin liegt. Schließlich erwartet ja niemand von ihr, dass sie Williams auf jeden Fall schlagen muss. Und Kerber hat jetzt eine Taktik entwickelt, sich selbst den Druck zu nehmen: Sie betet sich vor, dass es gar kein Grand Slam, sondern irgendein kleines Turnier ist. Dass es kein Halbfinale, kein Finale, sondern nur irgendein Erstrundenmatch ist. Und sie zwingt sich, nicht zu überlegen, was dann alles passieren könnte, wenn sie verliert. Nur spielen, das ist alles. Klingt theoretisch einfach, hat bisher aber praktisch gut geklappt. Hoffentlich ist sie dann am Ende nur nicht zu sehr überrascht, wenn ihr plötzlich jemand eine Trophäe überreicht...
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Australian Open: Kerber macht Finale perfekt

5.) Der Fitness-Faktor

Serena lässt in jedem Match ihren Sixpack aufblitzen, die Amerikanerin steht wieder voll in Saft und Kraft. Und davon hat sie bis zum Finale kaum etwas gelassen, im Eiltempo und ohne Satzverlust hat sich die sechsmalige Melbourne-Siegerin durchs Turnier gespielt. Aber Kerber braucht sich nicht zu verstecken. Seit dem letzten Sommer ist sie extrem fit und hat das Level im Winter sogar noch weiter angehoben: "Ich habe die paar Prozent mehr bei der Fitness noch herausgeholt. Ich bin anfangs mehr im Kraftstudio gewesen, bin viel gelaufen, habe viele Schnelligkeitsübungen gemacht, bevor ich mit dem Tennisspielen überhaupt angefangen habe. Wir haben uns viel auf den Oberkörper konzentriert, damit mein Aufschlag schneller und besser wird."

6.) Die Glücksbringerin

Nennen wir es das kleine Ass im Ärmel, denn die Tipps, die Kerber schon im vergangenen Frühjahr von Steffi Graf bekam, zahlen sich nun aus. Ihre Ratschläge haben die Kielerin schon damals aus dem Tief geholt. "Wir haben darüber geredet, dass ich mehr bei mir bleiben muss bei den Turnieren und mich auch gar nicht zu sehr zurückziehen soll, sondern einfach so sein soll, wie ich bin. Meinen Weg zu gehen und an mich zu glauben. Steffi hat mir damals schon gesagt, dass ich bereits jetzt stolz darauf sein kann, was ich bisher geschafft habe. Selbst, wenn ich meine Karriere an dem Tag beendet hätte. Sie hat mir einfach Mut zugesprochen und gesagt: Sei so, wie du bist und ändere dich nicht." Diese Worte hat Kerber nun in den zwei Wochen von Melbourne weiter verinnerlicht - und die Glückwunsch-SMS ihres Idols beflügelt sie im Finale sicher noch weiter. Und schließlich ist es Kerber Graf ja schuldig, dafür zu sorgen, dass Williams ihren Rekord nicht egalisiert. "Wir Deutsche müssen da zusammenhalten", meinte Kerber augenzwinkernd.
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