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Dragons stellen Spielbetrieb ein

VonSID

Update 04/05/2015 um 12:39 GMT+2 Uhr

Am Sonntagabend ging es in Quakenbrück zu wie auf einer Beerdigung. Schockierte Fans stellten Grabkerzen vor der Halle auf und breiteten noch einmal ihre riesige Fahne mit dem Klub-Emblem aus. Einige Spieler der Artland Dragons, die spontan an dem Treffen teilnahmen, waren selbst zu konsterniert, um Trost zu spenden.

Artland Dragons

Fotocredit: SID

Nach der Abmeldung des Traditionsklubs vom Bundesliga-Spielbetrieb trug das Basketball-verrückte Artland Trauer. "Mir fehlen die Worte. Ich melde mich, wenn ich diesen Schock verdaut habe", schrieb etwa Bastian Doreth bei Facebook. Der Nationalspieler muss sich einen neuen Verein suchen, im Artland gibt es ab sofort keinen Profi-Basketball mehr.
Für Chris Fleming kam die Nachricht nicht mehr überraschend. "Das war über mehrere Jahre ein Thema", sagte der Bundestrainer über den Rückzug. Textil-Unternehmer Günter Kollmann, einstiger Bundesligaspieler und seit vielen Jahren Mäzen der Dragons, ist offenbar nicht mehr bereit, Geld in den Klub zu stecken.
Als Konsequenz ziehen sich die Niedersachsen komplett zurück. In einer Mitteilung wurde die schwierige Entscheidung mit Standortnachteilen und daraus resultierenden Finanzlöchern begründet.
Wildcard-Vergabe noch offen
Die Liga wurde informiert. "Das kommt zum jetzigen Zeitpunkt überraschend", sagte BBL-Sprecher Dirk Kaiser dem "SID". Die Entscheidung sei bedauerlich, aber zu respektieren: "Das ist ein etablierter Standort gewesen, der vorbildlich gearbeitet hat. Nun haben wohl die Rahmenbedingungen nicht mehr gestimmt."
Ob der frei gewordene Platz neu vergeben wird, beispielsweise über eine Wildcard, ist offen. Am Donnerstag entscheidet der Lizenzligaausschuss erst einmal darüber, ob die sportlichen Aufsteiger Würzburg und Gießen die geforderten Voraussetzungen erfüllen, um auf die Absteiger Crailsheim und Trier zu folgen.
In Quakenbrück wurde drei Tage nach dem letzten Saisonspiel der Stecker gezogen. "Ich bedauere sehr, dass man den ganz großen Schritt tut", sagte der ehemalige Geschäftsführer Marko Beens im "NDR". Den Ausschlag habe wohl "die Tatsache gegeben, dass es mit der Konstellation nicht möglich ist, um einen Titel zu spielen".
Großer Nachteil durch kleine Halle
Das sah vor nicht allzu langer Zeit noch ganz anders aus. Fleming führte das Team 2003 in die Bundesliga, drei Jahre nachdem er seine aktive Karriere bei den Dragons beendet hatte und Headcoach geworden war. Unter der Führung des Trainers, der bis heute mit seiner Familie in Quakenbrück wohnt, wurde der Klub 2007 Vizemeister und holte ein Jahr später den Pokalsieg.
Fleming traf die Entscheidung hart, auch wenn er etwas geahnt hatte. "Ich habe ein großes Stück von meinem Berufsleben dort verbracht. Ich habe dem Verein viel zu verdanken. Es ist enttäuschend", sagte der Bundstrainer dem "SID". Das Aus werde für alle Beteiligten "schwer zu schlucken sein". Für Kollmanns unpopuläre Maßnahme hat Fleming Verständnis: "Das ist sehr schwer, wenn die ganze Last von seinen Schultern getragen werden muss."
"Nach über 20 Jahren geht die Erfolgsgeschichte zu Ende", hatte der Verein mitgeteilt. "Die BBL hat sich enorm weiterentwickelt. Für die Dragons ist es nicht mehr möglich, den gewachsenen Ansprüchen gerecht zu werden", hieß es weiter. Unter anderem sei die zu kleine Arena (3000 Plätze) ein Nachteil gewesen. Die Halle war in den letzten 128 Spielen immer ausverkauft.
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