Ukrainische Olympiasiegerin blickt auf Staffel-Goldmedaille in Sotschi: "Wird immer schwarzen Schimmer haben"

Die ehemalige ukrainische Biathletin Olena Bilosiuk hat anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Olympischen Spiele 2014 im russischen Sotschi auf ihre Goldmedaille mit der Damenstaffel zurückgeblickt - und über ihre damit verbundenen negativen Gedanken gesprochen. "Dieses Gold wird immer einen schwarzen Schimmer haben", sagte die 37-Jährige in der "ARD"-Doku "Olympias dunkles Erbe".

Vita Semerenko, Juliya Dzhyma, Valj Semerenko und Olena Bilosiuk

Fotocredit: Getty Images

Die Winterspiele in Sotschi gelten zehn Jahre später als Auftakt für Putins Invasionspolitik in der Ukraine, mit der sich Russland seit nunmehr zwei Jahren im Krieg befindet.
Im Februar 2014 spitzte sich die politische Lage in der Heimat von Bilosiuk (ehemals Pidhrushna) zu, wenige Tage vor dem olympischen Staffelrennen der Biathletinnen kamen über 100 Menschen bei Auseinandersetzungen auf dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew um. Auslöser für die Proteste war unter anderem das Vorgehen des russlandfreundlichen Präsidenten Viktor Yanukovych.
Im rund 1000 Kilometer entfernten Sotschi beschäftigte die Eskalation auf dem Maidan-Platz natürlich auch die ukrainischen Athletinnen und Athleten.
"Zwei Tage schlief ich weinend ein und wachte weinend auf, den anderen Mädchen ging es genauso", blickte Bilosiuk auf jene Zeit zurück. "Selbst wenn das Thema nur angesprochen wurde, saßen wir einfach zusammen und weinten. Einige unserer Freunde und Familienmitglieder waren auf dem Maidan, mein Mann hat damals Leichen aus dem Beschuss getragen."

Bilosiuk und Co. laufen zu Staffel-Gold - vor Russland

Trotz der enormen Belastung und Strapazen gelang Bilosiuk an der Seite von Vita Semerenko, Yuliia Dzhima und Valentyna Semerenko der ganz große Wurf und das Quartett schnappte sich die Goldmedaille - ausgerechnet vor Kriegstreiber Russland. Die Russinnen wurden später aufgrund eines positiven Dopingtests von Olga Alexejewna Saizewa disqualifiziert.
Wie Jahre später bekannt wurde, gab Russlands Präsident Wladimir Putin zwei Tage später - also am 23. Februar - den Befehl zur Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim. Am selben Tag stand Putin noch an der Seite von IOC-Präsident Thomas Bach bei der Abschlussfeier der Winterspiele. Seitdem ist der russische Expansionsgedanke in einen grauenvollen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgeartet.
"Es schmerzt. Es ist schwer zu begreifen, dass so etwas wirklich im 21. Jahrhundert passiert", erklärte Bilosiuk unter Tränen, als sie Blumen am Denkmal für die Toten am Maidan-Platz niederlegte. "Der Maidan, der Krieg. Kinder, Erwachsene, ganz normale Leute, die nur ihre Zukunft, ihre Kinder, ihr Land verteidigen wollten, wurden rücksichtslos ermordet."
Seit jeher verbindet die 37-Jährige daher den sportlichen Höhepunkt ihrer Karriere mit einem schrecklichen Schicksalsschlag für ihr Land - und dem Beginn eines sinnlosen Mordens seitens Russland.
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Quelle: Eurosport

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