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Opinion
Formel 1

Blog von Kommentator Sigi Heinrich zum Duell Vettel gegen Hamilton: Rivalität im Grenzbereich

Sigi Heinrich

Publiziert 27/06/2017 um 14:15 GMT+2 Uhr

Eurosport-Experte Sigi Heinrich bloggt über den WM-Kampf zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton, der in Baku einen neuen Höhepunkt erreichte. Heinrich lobt die Spannung in der aktuellen Formel-1-Saison und mutmaßt, dass bei Vettel aktuell die Nerven blank liegen. Zudem dürften dem Deutschen keine weiteren Aussetzer passieren, sonst spiele dies Hamilton in die Karten.

Sebastian Vettel und Lewis Hamilton

Fotocredit: Getty Images

Wir können uns doch prima in Sebastian Vettels Lage hineinversetzen, oder nicht? Der Mann will nach vorne, wie wir beispielsweise auch in elenden Autokolonnen im Sommer, um in unser Feriendomizil zu kommen. Und der Typ vor uns schleicht nur so dahin....
Gut, Lewis Hamilton war hinter dem Safety Car. Da ist für gewöhnlich kein flottes Vorankommen möglich. Ob der Brite dann bewusst noch langsamer als möglich fuhr und Vettel daraufhin sein Heck touchierte, ist schwerlich nachzuweisen. Schuld ist, das wissen wir ja und das trichtert man uns in der Fahrschule immer und immer wieder ein, derjenige, der auffährt. Abstand halten, Abstand halten, Bremsweg einkalkulieren.
Wir berechnen diesen auf der Autobahn Richtung Süden schließlich auch immer und lassen den Fuß jederzeit über dem Bremspedal schweben, damit nichts schiefgeht. Zudem haben wir Glück, denn neben uns sitzt ja unsere Prinzessin, die jede Elektronik überflüssig macht, weil sie ständig die Gefahrenquellen erwähnt:
Vorsicht, Kurve! Schatz, musst du so dicht auffahren? Pass auf, der vor uns fährt seltsam!
Ja, so einen mitfahrenden Engel hat man in der Formel 1 nicht. Und so kamen sie sich mal wieder ganz besonders nahe, die beiden Alphatiere im Rennzirkus, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton.

Eine besondere Rivalität

Dabei hätte der viermalige Weltmeister Vettel doch gelassen sein können angesichts der Situation. Sein Ferrari läuft wieder. Er ist konkurrenzfähig, was jahrelang nicht der Fall war und kann sein Talent endlich wieder voll zur Geltung bringen. Vettel ist zurück - und auch an der Spitze.
Aber Hamilton ist dran und so manche Siegerehrung mit gemeinsamer Champagnerdusche war nicht mehr als ein Showeffekt. Die sportliche Rivalität, das hat der Minicrash in Baku deutlich gemacht, geht über das normale Maß hinaus. Vettels Nerven scheinen blank zu liegen. Nur so ist es zu erklären, dass er aus Ärger über das vermeintliche – oder absichtliche – abrupte langsamer Werden von Hamilton dem Briten dann kurz mal in die Seite fuhr.
In diesem Moment verlor er die Nerven. Und Hamilton spielt natürlich jetzt den Moralapostel und erklärt der Welt, dass ein Formel-1-Pilot Vorbild sein müsse und sein Konkurrent das nun nicht mehr sein könne. Er schon. Logisch. Genüsslich labt sich Hamilton an der (hoffentlich) kurzzeitigen Schwäche Vettels.
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Lewis Hamilton und Sebastian Vettel

Fotocredit: Getty Images

Vettel und sein Punktekonto

Und ich denke an so manche Situation auf der Urlaubsreise, in der ich auch mal einen niederländischen Wohnwagen erst hinten und dann gerne auch noch auf der Seite mit einer Schramme hätte versehen wollen. Autofahren scheint die Psyche tatsächlich zu verändern. Dauernd mit überhöhter Geschwindigkeit wie in der Formel 1 wohl noch mehr. Vettel ist ja leider Wiederholungstäter.
Er hat schon neun Strafpunkte auf dem Konto (drei bekam er für seine Aktion gegen Hamilton) und muss mithin aufpassen, dass es dabei bleibt. Bei zwölf Punkten ist nämlich eine Zwangspause fällig. Das hieße dann: Vorteil Hamilton in einer Saison, die so spannend ist wie schon lange nicht mehr. Ein Schelm natürlich, wer jetzt denkt, Hamilton hätte Vettel provoziert.
Nie und nimmer, wo er doch am Anfang, als er mehrfach verlor, immer betont hat, wie toll das doch sei, dass er jetzt wieder Konkurrenz habe. Es ist ihm ja langweilig geworden zuletzt in seinem Schwabenpfeil. Nun aber, da Vettel hartnäckig vorne bleibt, greift wohl auch Hamilton wieder in die Trickkiste. Die ist bei ihm prall gefüllt.

Tausche Hitzkopf gegen Saubermann

Dass sich beide in Baku ins eigene Fleisch geschnitten haben, wird sie nicht interessieren. So durften mal ein paar ständige Verlierer vorne sein. Für Sebastian Vettel hingegen kann das kleine Malheur in Baku große Wirkungen haben. Jetzt muss er den Hitzkopf gegen den Saubermann tauschen.
Jetzt wird jede seiner Aktionen genau unter die Lupe genommen. Nimmt er deshalb einen Gang raus (als Wortspiel gemeint) sind schnell ein paar Sekunden weg. Und Hamilton reibt sich die Hände im nächsten Stau hinter dem Safety Car.
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