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Formel 1: Nico Rosberg spricht über Psychotricks in gemeinsamer Mercedes-Zeit mit Michael Schumacher

VonMotorsport-Total.com

Publiziert 29/07/2016 um 16:35 GMT+2 Uhr

Nico Rosberg und Michael Schumacher waren zwischen 2010 und 2012 drei Jahre lang Teamkollegen bei Mercedes in deer Formel 1. Freunde wurden die beiden nie, aber Rosberg konnte von seinem um 16 Jahre älteren Landsmann jede Menge lernen. Die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit sind gemischt. Im Vordergrund stehen diverse Psychotricks, mit denen Schumacher versuchte, Rosberg mental zu zermürben.

Nico Rosberg und Michael Schumacher fuhren gemeinsam von 2010 bis 2012 bei Mercedes

Fotocredit: Imago

In einem Interview mit der "Bild" erinnert sich Nico Rosberg, welch abstruse Ausmaße die Spielchen von Michael Schumacher teilweise angenommen haben. Zum Beispiel bei einer Episode in Monaco, vier Minuten vor Beginn des Qualifyings. "Jeder geht da nochmal schnell aufs Klo. In der provisorischen Monaco-Garage gibt's nur eins. Michael ging vor mir rein. Ich klopfte an die Tür", so Rosberg.
'Hallo, Nico hier, bitte aufmachen!' Er wusste also, dass ich draußen stehe und warte. Er machte nicht auf. Er hat so lange getrödelt, bis die vier Minuten fast um waren und er gerade noch rechtzeitig ins Auto schlüpfen konnte, um rauszufahren. Ich sollte mit voller Blase ins Qualifying gehen. Denkste, nicht mit mir! Ich habe in einen Eimer neben dem Klo gepinkelt.
Ein andermal ging es nicht darum, Flüssigkeiten auszuscheiden, sondern sie aufzunehmen.

Schumacher setzt nur an, Rosberg trinkt wirklich

"Michael hat auf einer Teamparty vor den Augen der Mechaniker eine Jumbo-Flasche Wodka angesetzt und geblasen anstatt zu schlucken", lacht Rosberg: "Durch die Luftblasen sah es so aus, als würde er das Zeug weghauen wie Wasser. Ich habe natürlich schön getankt, und er hat in Wirklichkeit nur gepustet."
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Michael Schumacher und Nico Rosberg in Brasilien 2012

Fotocredit: Imago

Am nächsten Morgen war es mit Rosbergs guter Laune vorbei: Während Schumacher schon im Flieger saß, lag er noch verkatert im Bett und verpasste den Heimflug. Die schlimmsten Befürchtungen, als Rosberg im Dezember 2009 erfuhr, dass Schumacher sein Teamkollege werden würde, hatten sich also bewahrheitet.

"Michael wird dich in Grund und Boden fahren!"

Die Mitteilung des Teams sei damals "ein Schock" für ihn gewesen, gibt der WM-Zweite knapp sieben Jahre später zu:
Ich gegen den Siebenfachen, den Besten aller Zeiten. Da stehst du erst mal da und bist platt. Du weißt, wenn du gegen den verlierst, einen 41-Jährigen, auch wenn er siebenmal Weltmeister war, bist du weg vom Fenster. Dann kannst du einpacken. Fertig. Karriere-Ende. Aus.
Und zunächst schien auch kaum jemand zu erwarten, dass Rosberg Schumacher drei Jahre lang sicher im Griff haben würde. Sein ehemaliger Williams-Chef Patrick Head zum Beispiel prophezeite ihm, Schumacher werde ihn "in Grund und Boden fahren, so etwas hast du noch nicht erlebt!" Für Rosberg nicht aufmunternd: "Da habe ich erst mal dumm geguckt. War nicht gerade förderlich fürs Selbstvertrauen."
Er ließ dann aber Ergebnisse sprechen. Gleich beim ersten Rennen in Bahrain kam er vor Schumacher ins Ziel, gewann das Stallduell über drei Jahre mit 324:197 Punkten und holte auch den ersten Sieg für das moderne Silberpfeil-Werksteam. Trotzdem interessierte sich bei der ersten Teampräsentation alles nur für "Schumi". Rosberg: "Michael. Michael. Michael. Alles drehte sich um Michael. Ich stand da wie ein Geist, nicht existent. Das war hart."

Mercedes: Keiner interessiert sich für Rosberg...

Das war nicht nur bei den Medien so, sondern auch teamintern bei Mercedes. Rosberg gesteht:
Wenn Michael reinkam, schauten alle von ihren Computern auf. Wenn ich reinkam, passierte nichts. Das nagte natürlich an mir.
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Nico Rosberg und Michael Schumacher mit Norbert Haug im Jahr 2010

Fotocredit: AFP

Als er gleich in den ersten Rennen deutlich schneller war als sein höher eingeschätzter Teamkollege, wendete sich das Blatt aber und auch er wurde ernst genommen.

Schumachers Aberglaube, Rosbergs Faszination

Beeindruckt ist Rosberg immer noch von Schumachers vorbildlicher Einstellung zum Beruf. So vergaß der siebenmalige Weltmeister etwa nie einen Geburtstag eines Mechanikers.
Die Kehrseite war sein Aberglaube, der für das Team einen Riesenaufwand verursachte, weil Schumacher keine Schrauben mit einer geraden Zahl akzeptierte - die mussten allesamt aussortiert werden. Aber in Bezug auf seine Arbeitseinstellung konnte man ihm nichts vorwerfen.
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Meist war Nico Rosberg (gelber Helm) vor Michael Schumacher (rot)

Fotocredit: AFP

Selbst als längst feststand, dass er seine Karriere beenden würde, änderte sich daran nichts. Rosberg erinnert sich an den Grand Prix der USA 2012, es war Schumachers vorletzter Einsatz in der Formel 1, sein Rücktritt stand lange fest.
Eines unserer schlechtesten Rennen. Ich war 13., Michael 16. Trotzdem saß Michael zwei Stunden mit den Ingenieuren zusammen, um zu besprechen, was wir im nächsten Jahr besser machen müssen. Mit dem Wissen, dass er selbst nicht mehr dabei sein würde. Jeder andere wäre eine Minute nach dem Rennen im Helikopter von der Strecke geflüchtet. Da war er einmalig.
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