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Formel 1: Seifenwasser verursachte beim Großen Preis von Brasilien 2003 viele Ausfälle

VonMotorsport-Total.com

Update 17/11/2016 um 22:57 GMT+1 Uhr

Der Große Preis von Brasilien aus dem Jahr 2003 wird vielen Formel-1-Fans noch lange in Erinnerung bleiben. Insbesondere die Kurve 3, in der in Interlagos gleich sechs Fahrer den Abflug machten. Lange war nicht wirklich klar, was hinter den kuriosen Ereignissen steckte. Nun wurde das Rätsel um die Schlitterpartie jedoch gelöst.

Michael Schumacher beim Großen Preis von Brasilien im Jahr 2003

Fotocredit: Imago

Die Liste war lang: Justin Wilson, Antonio Pizzonia, Juan Pablo Montoya, Michael Schumacher, Jos Verstappen und Jenson Button. Sie alle sorgten bei der verrückten Regenschlacht in Interlagos im Jahr 2003 - dem 700. Grand Prix der Formel-1-Geschichte - für einen Autofriedhof in Kurve 3, die kurioserweise Curva do Sol, also Kurve der Sonne, genannt wird.
"Wir haben einen Riesenschrottplatz hier gesehen. Ich bin froh, dass das Rennen vorbei ist", seufzte der damalige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nach dem Rennen. Doch warum passierten sechs von acht Ausfällen wegen eines Fahrfehlers ausgerechnet in dieser Kurve?
Die Rede war zunächst von einem Bach, der quer über die Fahrbahn gelaufen sein soll. Deswegen sei es an dieser Stelle noch besonders nass gewesen, als es in anderen Passagen bereits trocken war. Nun wurde wurde aber bekannt, dass die Piloten tatsächlich auf Seife ausrutschten. Wie die „auto motor und sport“ berichtet, wurde das Spülwasser aus dem Paddock-Club über ein Kanalrohr auf der Innenseite der Kurve entsorgt.

Seifenwasser beendet Schumachers Zuverlässigkeitsserie

Bei jedem neuen Abflussschub, der ungefähr alle neun Runden erfolgte, wurde die Kurve zur reinsten Rutschpartie. Das zeigt auch die Statistik, denn das Schicksal schlug in den Runden 15 (Wilson), 24 (Montoya, Pizzonia), 26 (Schumacher), 31 (Verstappen) und 32 (Button) zu.
Die Situation war keineswegs ungefährlich, denn als Pizzonia einschlug, saß Montoya immer noch im Auto. Und bei Schumachers Unfall arbeiteten die Streckenposten mit dem Kran am Abtransport des Jaguar-Boliden. Eine Situation, die im Nachhinein durchaus an den Horrorunfall von Jules Bianchi 2014 in Suzuka erinnert, als der Franzose in einen Kran prallte und später an den Verletzungen verstarb.
Für Schumacher war der Unfall im dritten Saisonrennen aber auch aus einem anderen Grund bedauerlich: Der Rekordweltmeister war in den vorangegangenen 24 Rennen ins Ziel gekommen und musste erstmals seit Hockenheim 2001 vorzeitig aussteigen. "Das ärgert mich am meisten", sagte der Ferrari-Pilot damals.

Chaos um den Sieger: Fisichella-Triumph am grünen Tisch

Die zahlreichen Unfälle - Mark Webber und Fernando Alonso überstanden vor dem Abbruch in der 56. von 71 Runden schwere Crashes - waren übrigens auch durch eine Reglementänderung vor der Saison herausgefordert worden: Die Teams mussten sich pro Rennen für einen Regenreifen entscheiden - und alle hatten die Intermediates gewählt -, die allerdings bei starkem Regen zu wenig Wasser verdrängen.
Und so kam es am Ende nach sechs Safety-Car-Phasen und dem Abbruch zu einem kuriosen Ende: Niemand wusste genau, wer gewonnen hatte. Giancarlo Fisichella im Hinterbänker-Jordan, der beim Abstellen auch noch Feuer fing, wähnte sich als Sieger, doch dann wurde McLaren-Pilot Kimi Räikkönen zum Gewinner erklärt, weil der Finne Ende der 53. Runde - also zwei Runden vor der roten Flagge - in Führung gelegen hatte. Das Reglement sieht vor, dass dieser Zeitpunkt als Rennergebnis gewertet wird.
Der Grand Prix hatte allerdings ein Nachspiel: Bei einer erneuten Untersuchung der Ereignisse zeigte sich, dass Fisichella die 56. Runde bereits begonnen hatte, als die rote Flagge geschwenkt wurde. Also musste das Ergebnis Ende des 54. Umlaufs gewertet werden - und da war Räikkönen bereits an die Box gefahren und hatte die Führung verloren. Also wurde der italienische Underdog in einer improvisierten Zeremonie im Vorfeld des Grand Prix von San Marino geehrt. Was er damals nicht wusste: Dass er seinen ersten Sieg unter anderem den Paddock-Club-Gästen und etwas Spülwasser verdankt.
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