GP von Bahrain: George Russell darf Platz zwei trotz DRS-Panne behalten - Mercedes-Boss Toto Wolff: "Bin fast wortlos"

George Russell gelang es beim Grand Prix von Bahrain am Sonntag, Lando Norris im McLaren abzuwehren und den zweiten Platz zu sichern. Im Ziel war das Zittern für den Mercedes-Piloten aber noch nicht vorbei. Wegen einem DRS-Vergehen drohte dem Briten eine Strafe. Die FIA hat nun allerdings entschieden, dass Russell seinen zweiten Platz und die 18 Punkte behalten darf.

Toto Wollf und George Russell feiern Platz zwei in Bahrain

Fotocredit: Getty Images

Mercedes ist zurück auf dem Podium: George Russell rast am Sonntag in Bahrain trotz einer Reihe an Problemen auf Platz zwei, bestätigt damit, dass Suzuka zuletzt nur ein Ausrutscher für die Silberpfeile war - denn in allen anderen Rennen anno 2025 landet der Brite stets unter den Top-3.
Sehr zur Freude von Mercedes-Teamchef Toto Wolff: "Normalerweise sollte das eine unserer wirklich schlechteren Strecken sein, mit dem rauen Asphalt und der Temperatur", wunderte sich der Österreicher bei "Sky" - genauso wie Russell selbst: "Das war für uns ein echter Härtetest. Wir wussten, dass unser Auto kühle Bedingungen mag, die Leistungen in China und Suzuka waren daher keine allzu große Überraschung. Aber hier in Bahrain, unter ganz anderen Voraussetzungen, das war ein Fragezeichen."
Am Ende stehe jedoch "ein starkes Wochenende" zu Buche, "das stimmt mich sehr zuversichtlich für die Saison", strahlte Russell.
Von seinem Boss bekam er dafür ein persönliches Extralob: "Ich denke, der Fahrer hat heute das Ergebnis gerettet. Das Brake-by-Wire-System fiel sporadisch aus, und er hat es irgendwie geschafft, das zu managen, ohne dabei Zeit zu verlieren", verriet Wolff nach der Zieldurchfahrt.

Wolff lobt Russell und erklärt Reifenwahl am Ende

Der Österreicher fügte hinzu: "Ich bin wirklich fast wortlos über sein Fahren."
Denn parallel zu dem Problem habe das Team Russell auch noch mit der Strategie vor zusätzliche Schwierigkeiten gestellt: "[Er hat] mit Sicherheit nicht den ganz richtigen Reifen draufgehabt am Ende, aber das war der einzige, den wir hatten - außer dem Hard, und den wollten wir nicht", erklärte Wolff Mercedes' Wahl für den roten Reifen im Schlussstint nach dem Safety-Car.
Dennoch gelingt es Russell, den deutlich schnelleren McLaren von Lando Norris hinter sich zu halten, "mit einem Auto, das ihm am Ende auseinandergebrochen ist", zeigte sich Wolff verblüfft: "In solch einer Situation ruhig zu bleiben, ist fast unbeschreiblich. Er hat die weichen Reifen gut geschont, war schnell, als es drauf ankam, und hat sich in den entscheidenden Momenten hervorragend verteidigt - also Hut ab vor George."
picture

Oscar Piastri führte in Bahrain vor George Russell

Fotocredit: Getty Images

Zittern mussten die Silberpfeile nach der Zieldurchfahrt allerdings noch, weil die Rennleitung im Zuge des elektronischen Defekts am Mercedes auch ein DRS-Vergehen untersuchte. Wolff klärte auf: "Das DRS-Beacon, also das Signal, das die automatische Aktivierung ermöglicht, ist ausgefallen. Daher musste er das DRS manuell betätigen."

Rennleitung urteilt: Keine Strafe für DRS-Vorfall

Zwar habe der Kommandostand das Problem "frühzeitig am Radar gehabt, aber wussten nicht, ob es funktioniert oder nicht", erklärte der Wiener. Dabei sei Russell "einmal auf den Knopf gekommen", so Wolff. Jedoch habe sein Schützling das DRS "sofort wieder geschlossen", weswegen der Teamchef sagte: "Das war keine Performance-Situation, also das war ein elektronischer Fehler bei der Formel 1. Ich bin sicher, das wird kein Thema sein."
Damit sollte Wolff Recht behalten, denn in ihrer Untersuchung stellten die Rennkommissare fest: "Die Verbindung zwischen dem automatisierten DRS-Aktivierungssystem und dem Auto schlug fehl, bedingt durch Probleme mit einer von einem externen Anbieter bereitgestellten Zeitmessschleife. Daher genehmigte die FIA die manuelle Aktivierung des DRS gemäß Artikel 22.1 h)."
"Zu diesem Zeitpunkt hatte der Fahrer Probleme mit dem Brake-by-Wire-System sowie weiteren elektronischen Systemen. Ihm wurde geraten, einen Hilfsknopf im Cockpit zu benutzen, der sowohl als Backup-Funkknopf als auch zur manuellen DRS-Aktivierung dient", klärte die FIA in Bezug auf die Panne und ihre Folgen auf: "Auf der Geraden zwischen Kurve 10 und 11 versuchte er, über diesen Knopf mit dem Team zu funken, aktivierte jedoch versehentlich das DRS."
Weiter hieß es im Urteil: "Das DRS war über eine Distanz von 37 Metern auf einer etwa 700 Meter langen Geraden geöffnet. Während er dadurch 0,02 Sekunden gewann, verlor er in der darauffolgenden Kurve 0,28 Sekunden, um den Vorteil auszugleichen. Dies wurde durch Telemetriedaten bestätigt. Da zwar technisch ein Regelverstoß vorlag, jedoch kein sportlicher Vorteil erzielt wurde, entschieden die Stewards, keine Strafe zu verhängen."

Problemflut: "Musste ständig Systeme zurücksetzen"

Das Urteil deckt sich auch mit Präzedenzfällen bei ähnlichen Vorfällen in der Vergangenheit, etwa bei Fernando Alonso in Budapest 2013 oder Sergio Perez in Baku 2018. Russell selbst verteidigte sich in Bezug auf den Zwischenfall: "Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht genau, wie das passiert ist. Es hing mit den ganzen Systemfehlern zusammen, die wir hatten."
Der Brite schilderte aus seiner Sicht: "Sobald ich gesehen habe, dass sich das DRS öffnete, bin ich sofort vom Gas gegangen - ich habe dadurch zwei Zehntel verloren. Es ist auch im gesamten Rennen kein weiteres Mal passiert."
Noch vor der Anhörung durch die FIA gab er zu Protokoll: "Ich habe den DRS-Knopf nicht gedrückt, sondern einen anderen Knopf - und plötzlich war es offen. Aber wie gesagt, es war weniger als eine Sekunde offen. Ich glaube nicht, dass ich dadurch irgendeinen Vorteil hatte, ganz im Gegenteil."
Denn die Summe der Probleme habe die Schlussphase ohnehin schon "extrem schwierig" gestaltet und sein Rennen "stark beeinträchtigt", so der 27-Jähirge: "Das Lenkrad funktionierte nicht richtig, ich verlor sämtliche Daten, und das Bremspedal geriet in einen Fehlerzustand. Ich musste ständig Systeme zurücksetzen, mal funktionierten die Bremsen normal, dann plötzlich wieder nicht. Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich erleichtert, als ich die Zielflagge gesehen habe", atmete Russell durch.

Russell: Mercedes trotzdem kein Titelkandidat

Positiv falle indes das Fazit zur reinen Performance seines Mercedes aus: "Wir hätten hier überhaupt nicht erwartet, so nah an McLaren dran zu sein. Schon die erste Startreihe im Qualifying war eine große Überraschung. Als ich dann auf der ersten Runde Lando direkt hinter mir sah, dachte ich: 'Der fliegt gleich an mir vorbei und ist nicht mehr zu halten.'"
Doch es kam bekanntlich anders, wenngleich Russell dabei auch von einer Fünf-Sekunden-Strafe gegen Norris für dessen falsche Startposition profitiert - die Freude schmälerte das allerdings keineswegs: "Dass ich Lando hinter mir halten konnte, hat mich wirklich happy gemacht."
Allein: Als ernstzunehmenden Titelkandidat sieht sich Russell trotz des dritten Podiums im vierten Rennen nicht: "Ich würde es gerne behaupten, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir das sind. McLaren ist derzeit einfach zu dominant. Ich denke, das hier in Bahrain war wahrscheinlich ihre stärkste Vorstellung - und was wir in China und Suzuka gesehen haben, war vermutlich schon ihr schwächstes Niveau: Trotzdem haben sie einen Sieg aus diesen beiden Rennen geholt."
Russell wolle deshalb erstmal nur auf sich und sein eigenes Team schauen: "Wir müssen einfach weiterhin konstant Punkte holen, Gelegenheiten nutzen. Dieses Wochenende haben wir die Chance genutzt und Platz zwei geholt - in Melbourne war es Platz drei. Ich glaube nicht, dass das viele Rennen lang so weitergeht - aber schauen wir mal, was so kommt."
Das könnte Dich ebenfalls interessieren: Piastri triumphiert in Bahrain, Ferrari überrascht positiv
picture

Tsunoda ersetzt Lawson: Red Bulls Zweitfahrer-Fluch geht weiter

Quelle: Perform


Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung