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Jochen Rindts Unfall vor 50 Jahren: Als die Formel 1 ihren ersten Popstar verlor

Eurosport
VonEurosport

Update 03/09/2020 um 11:52 GMT+2 Uhr

Am 5. September 1970 starb Jochen Rindt in Monza in den Trümmern seines Lotus. Auch 50 Jahre danach lebt die Legende vom ersten Popstar der Formel 1. Der Österreicher war zu der Zeit der gefeierte Pilot in der Königsklasse und hatte den Weltmeistertitel vor Augen. Eine gebrochene Bremswelle in seinem Lotus kostete dem 28-Jährigen das Leben.

Jochen Rindt

Fotocredit: Getty Images

Eine lähmende Stille liegt über dem Königlichen Park von Monza. Die Motoren schweigen, eine geflüsterte Botschaft bahnt sich wie ein loderndes Feuer ihren Weg: "Es ist Rindt."
Mit wachsbleichem Gesicht hockt Nina Rindt bei Lotus auf der Boxenmauer und wartet. Auf die Bestätigung der schrecklichen Ahnung, die sich wenig später als grausame Gewissheit in den Asphalt brennt. Jackie Stewart eilt herbei, der Weltmeister, er beugt sich ganz dicht zu Nina Rindt und spricht aus, wovor die junge Frau sich immer gefürchtet hat: "Jochen hatte einen schweren Unfall."
Es ist der 5. September 1970, um genau 15:25 Uhr steht die Formel-1-Welt still. Als sie sich langsam weiterdreht, fehlt einer. Jochen Rindt, der deutsche Österreicher, der Draufgänger mit dem Raubvogelgesicht, der Waghalsige, der Mutige, der Begnadete, der Lässige, der Coole, der Charmeur, der Publikumsliebling, der Ehemann, der Vater, der erste Popstar der Formel 1. Und zwei Monate nach seinem Tod ihr Weltmeister, der bisher einzige, der posthum geehrt wurde.

Rindt: "Bin so gut, dass ich keine Fehler mache"

Wie ein Tornado war dieser Mann, den viele mit James Dean verglichen, in jenem Sommer 1970 über die Formel-1-Landkarte gefegt. Er gewann in Monte Carlo, Zandvoort, Clermont-Ferrand, Brands Hatch und Hockenheim. Er stellte den Lotus bei seinem Heim-Grand-Prix in Zeltweg auf die Pole Position und brachte die Alpenrepublik zum Kochen. Dass er wegen eines geplatzten Motors ausgerechnet in Österreich nicht das Ziel erreichte, tat der unfassbaren Euphorie um seine Person keinen Abbruch.
Als Spitzenreiter der WM-Wertung kommt Jochen Rindt schließlich nach Monza. Er ist 28 Jahre alt, auf der Höhe seines Könnens, er scheint unschlagbar, hat unerschütterliches Vertrauen in die eigene Stärke, kennt aber auch die Schwachstelle in seinem WM-Plan: "Ich weiß, dass ich so gut bin, dass ich keine Fehler mache. Aber ich weiß nicht, was ich tun kann, wenn etwas am Auto bricht."
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Jochen Rindt (Lotus) - GP of Spain 1969

Fotocredit: Imago

Es ist Samstagnachmittag in Monza. Im Qualifying, das damals noch Abschlusstraining heißt, bleibt eine knappe halbe Stunde Zeit für Zeiten. Rindt macht sich fertig, gibt Nina einen Kuss: "Ich fahre zwei, drei Runden, dann bin ich wieder da." Er kommt nie zurück, es ist ein Abschied für immer.

Hulme: "Jochens Auto zuckte kurz nach links"

Im Anflug auf die berüchtigte Parabolica, in der fast auf den Tag genau neun Jahre zuvor am 10. September 1961 Wolfgang Graf Berghe von Trips sein Leben ließ, bricht in Rindts Lotus eine Bremswelle. Der hinter ihm fahrende Neuseeländer Denny Hulme hat die Szene danach wohl tausendfach geschildert: "Jochens Auto zuckte kurz nach links, dann nach rechts und schoss mit hoher Geschwindigkeit in die Leitplanken."
Der Lotus zerschellt. Rindt wird aus den Brustgurten gerissen und erleidet beim Aufprall auf die Armaturen und das Lenkrad tödliche Verletzungen. Vielleicht hätten ihn Oberschenkelgurte gerettet, doch auf die hat er verzichtet aus Angst davor, bei einem Feuerunfall nicht rechtzeitig aus dem Auto zu kommen. Rindt verblutet im Krankenwagen, dessen Fahrer vergeblich versucht, auf dem Weg in die Klinik dem Chaos von Monza rechtzeitig zu entkommen.
Seine letzte Ruhe findet Jochen Rindt auf dem Zentralfriedhof in Graz. Als Ferrari-Pilot Jacky Ickx im vorletzten Saisonrennen in den USA nur Vierter wird, steht Rindt als Weltmeister fest. Uneinholbar ist der Vorsprung, den er in jenem legendären Sommer 1970 herausgefahren hat.
Die Sicherheit lag Jochen Rindt immer am Herzen. Wenige Wochen vor seinem Tod hatte er als Sprachrohr der Fahrer den Umzug des deutschen Grand Prix vom Nürburgring nach Hockenheim erzwungen, weil die Eifel zu wenig Auslaufzonen bot. Dennoch wusste er, auf was er sich einließ, als er Ende 1968 den Vertrag bei Lotus unterschrieb: "Mit diesem Auto kann ich Weltmeister werden oder in zwei Jahren tot sein." Das Schicksal erfüllte beide Prophezeiungen.
(SID)
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