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"Beschissenes Produkt" - Bernie Ecclestone kritisiert seine Formel 1

VonSID

Update 19/06/2015 um 15:15 GMT+2 Uhr

Die kleinen Teams sterben, die Zuschauer wenden sich ab, und die Formel 1 steuert unentwegt in eine düstere Zukunft. Doch der Chef sieht sich nicht in der Rolle des Retters. Vor dem GP von Österreich sucht Bernie Ecclestone den Grund für die Misere erneut vor allem in den neuartigen Motoren - zu leise, zu unspektakulär und zu kompliziert sei das, was der Weltverband FIA da angeschoben habe.

Bernie Ecclestone (FOM) - GP of Monaco 2015

Fotocredit: AFP

"Ich saß zuletzt mit einigen Ingenieuren zusammen", sagte der 84-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP, "und ich habe ihnen gesagt: Ich war schon mein ganzes Leben ein guter Verkäufer, aber jetzt habt ihr mir ein beschissenes Produkt gegeben. Und das muss ich an den Mann bringen."
Vettel macht Ecclestone verantwortlich
Ecclestone provoziert gerne mit unangenehmen Wahrheiten, und in der Tat haben die Änderungen des Reglements hin zu verbrauchsärmeren Hybrid-Motoren wohl einen Anteil am sinkenden Interesse. Doch der schleichende Rückgang begann schon früher, die Formel 1 entfernt sich aus den verschiedensten Gründen von ihren Fans, und auch Ecclestone selbst hat dafür gesorgt. Auch aus den Kreisen der Fahrer ist das zu vernehmen.
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Sebastian Vettel (l.) und Bernie Ecclestone (r.)

Fotocredit: AFP

"Bernie könnte ehrlich gesagt viel mehr Tickets verkaufen", sagt etwa der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel, "er könnte sie zum Beispiel günstiger machen." Wie sehr die hohen Ticketpreise die Fans abschrecken, ist derzeit in Spielberg zu beobachten. Im vergangenen Jahr hatte der Grand Prix in Österreich sein umjubeltes Comeback gegeben, die Tribünen waren voll, es war wohl das Highlight der Formel-1-Saison. In diesem Jahr ist von Aufbruchstimmung nicht mehr viel zu spüren.
Kleine Teams sollen nicht jammern
Trotz eines umfangreichen Rahmenprogramms kamen die Organisatoren im Vorfeld nicht einmal annähernd an die Verkaufszahlen des Vorjahres heran, es werden viele Plätze leer bleiben - angesichts von Ticketpreisen, die erst bei 200 Euro für das Wochenende beginnen, ist das wenig verwunderlich.
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Nico Rosberg will beim Österreich-GP wieder siegen

Fotocredit: Imago

Das dramatische finanzielle Ungleichgewicht zwischen den Teams sorgt zudem nicht nur für den drohenden Kollaps der kleinen Rennställe, sondern auch für große Leistungsunterschiede und damit Langeweile auf der Rennstrecke. Ecclestone könnte regulierend eingreifen, doch der Brite sieht die Hinterbänkler-Teams in der Pflicht - die Formel 1 funktioniere wie die freie Wirtschaft.
"Besorgt euch mehr Geld oder gebt weniger aus", sagt er an deren Adresse und fällt ein vernichtendes Urteil: "Ich habe auch jahrelang ein Team geführt, und ich habe nie auf Spenden gewartet. Diesen Leuten ginge es genauso, wenn sie eine stinknormale Firma managen würden: Sie sind nicht in der Lage, ein Unternehmen ordentlich zu führen."
Umfrage soll Probleme aufzeigen
Zumindest in einem Thema befindet sich der Entwickler der Formel 1 derweil auf einer Linie mit den meisten Fahrern. "Am Ende des Tages machen wir Unterhaltung, das ist unser Hauptgeschäft, und das ist es, was die Öffentlichkeit will", sagt er. Der Verdacht, dass die weniger aggressiven Autos die Fans vergraulen, ist auch bei Vettel und Co. weit verbreitet. Um diese und andere Thesen zu erhärten, gab die Fahrergewerkschaft GPDA zuletzt eine Fan-Umfrage in Auftrag, die wohl ihresgleichen sucht.
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Bernie Ecclestone (l.) und Nico Rosberg (r.)

Fotocredit: SID

"Wir wollen wissen, was unsere Fans von dem Sport erwarten, denn für sie fahren wir ja", sagt Mercedes-Pilot Nico Rosberg: "Die Umfrage war ein großer Erfolg." Rund 200.000 Teilnehmer aus 190 Ländern haben detailliert Auskunft gegeben. Erste Ergebnisse sollen in Kürze veröffentlicht werden. Änderungen müssten allerdings von den Teams, dem Weltverband und den Rechteinhabern mitgetragen werden. Es bleibt ein weiter Weg raus aus der Krise.
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