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2. Bundesliga: Hamburger SV dreht Spiel in Rostock und zittert sich in die Relegation gegen Hertha BSC

Philipp Mosthaf

Update 15/05/2022 um 18:36 GMT+2 Uhr

Der Hamburger SV hat sich mit einem 3:2 (0:1)-Sieg in Rostock am letzten Zweitliga-Spieltag den dritten Tabellenplatz und damit die Teilnahme an der Relegation gegen Hertha BSC gesichert. Robert Glatzel (50.), Bastian Schonlau (75.) und Mikkel Kaufmann Sorensen (84.) drehten die Partie nach Rückstand. Das bessere Torverhältnis im Fernduelll mit Darmstadt (beide 60 Punkte) machte den Unterschied.

Hamburger SV

Fotocredit: Getty Images

Für den HSV ging es um Alles oder Nichts im Spiel beim FC Hansa Rostock. Folglich bot Tim Walter die bestmögliche Elf auf, musste jedoch auf den im Training schwer verletzten Anssi Suhonen (Wadenbeinbruch) verzichten. Dafür rückte Miro Muheim nach seiner Gelbsperre zurück in die Startelf.
Bei der Kogge gab es nach dem 0:0 in Ingolstadt gleich sechs Wechsel: Nik Omladic, Tobias Schwede (beide Bank) sowie Timo Becker, HSV-Leihgabe Robin Meißner, Björn Rother und Haris Duljevic (nicht im Kader) wurden durch Calogero Rizzuto, Nico Neidhart, Lukas Fröde, Simon Rhein, Danylo Sikan und John Verhoek ersetzt.
Das Hanse-Duell begann mit einem echten Aufreger: Nach einer Flanke von Ryan Malone setzt Lukas Fröde seinen Kopfball nur an die Latte (2.). Rostock spielte von Beginn an munter mit und wollte nicht als Sparringspartner dienen. So sahen die Zuschauer eine ausgeglichene Anfangsphase. Die Rothosen traten das erste Mal nach 11 Minuten in Erscheinung: Mario Vuskovic verlängerte eine Hereingabe per Kopf und verfehlte den linken Pfosten nur um Zentimeter.
Die kalte Dusche für den HSV folgte dann doch: Nachdem Sikan auf halblinks durch war, an Daniel Heuer Fernandes hängen blieb, war es Neidhart, der aus wenigen Metern ins leere Tor traf. Der Aufstiegsaspirant zeigte eine Reaktion und kam durch Goalgetter Robert Glatzel zur nächsten Möglichkeit (15.).
In der Folgezeit erhöhten die Rothosen den Druck und drückten aufs Tempo. Dennoch zeigte sich Hansa stark und kam immer wieder zu guten Chancen gegen die beste Abwehr der Liga. So entwickelte sich ein offenes Spiel, ganz nach dem Geschmack der Ostdeutschen. Während der HSV spielbestimmend war, strahlte Rostock deutlich mehr Gefahr in den Angriffen aus (19./33.).
Auch der zweite Durchgang begann mit einem Aufreger: Nach einer Flanke von Vuskovic stieg Glatzel am höchsten und köpfte zum viel umjubelten 1:1 ein (50.). Svante Ingelsson hätte quasi im Gegenzug für die erneute Hansa-Führung sorgen können, doch der Linksaußen scheiterte im Eins-gegen-Eins an Heuer Fernandes (53.).
Hamburg tat sich in der Offensive weiterhin schwer, auch weil Hansa die wichtigen Zweikämpfe für sich entscheiden konnte und kein Stück nachließ. So hatte Sonny Kittel die größte Chance, doch der Spielmacher setzte die Kugel freistehend aus wenigen Metern neben den Kasten (63.). Dem HSV lief die Zeit davon.
Der zweite Durchgang entwickelte sich mehr und mehr zum Spiel auf ein Tor. Rostock setzte kaum noch Nadelstiche. Die Rothosen erspielten sich nicht viele Chance, dennoch zeigte sich der HSV effektiv. So ging der Kapitän voran: Sebastian Schonlau köpfte eine Reis-Flanke zum viel umjubelten 2:1 ein (75.). Der eingewechselte Mikkel Kaufmann machte mit einem Traumtor dann alles klar (3:1).
Dennoch musste der HSV bis zum Schlusspfiff zittern, denn Lukas Fröde sorgte per Kopf in der Nachspielzeit für das 2:3. Dramatische Szenen musste der ehemalige Bundesliga-Dino überstehen, ehe Felix Brych die Rothosen erlöste. Nach vier Jahren 2. Liga steht der HSV erstmals in der Relegation. Dort geht es am Donnerstag zur Hertha nach Berlin, ehe am Montag dann das Rückspiel steigt.
Währenddessen machte der SV Werder Bremen .

Die Stimmen zum Spiel:

Sebastian Schonlau (HSV): "Es gibt nichts Schöneres, als solch ein Spiel zu gewinnen und den 3. Platz zu festigen. Was wir für eine Saison spielen, ist richtig gut. Natürlich machen wir es auch immer spannend, aber nichtsdestotrotz hat es riesig Spaß gemacht. Es zeichnet uns schon die ganze Saison aus, dass, egal was kommt, wir niemals aufgeben werden. Das wurde uns vom Trainer und dem Trainerteam tagtäglich eingetrichtert. Er (Trainer Tim Walter, Anm. d. Red.) ist sicherlich auch mal lauter geworden in der Halbzeit, aber das gehört auch einfach dazu. Er weiß, wie er uns anpacken muss. Wenn ich sehe, wie wir aus der Halbzeit gekommen sind, hat er alles richtig gemacht. Wir sind nicht gut reingekommen und haben es auch nicht schnell genug gespielt. In der 2. Halbzeit haben wir es deutlich besser gemacht. Das 2:1 war ein unbeschreibliches Gefühl, das ich so schnell nicht vergessen werde. Heute freuen wir uns über den 3. Platz und dann geht’s Vollgas nach Berlin."
Robert Glatzel (HSV): "Unglaublich, unbeschreiblich, aber symptomatisch für unsere ganze Saison. Immer wieder hingefallen, immer wieder aufgestanden. Der Trainer lebt es vor, hat einen großen Anteil daran, stellt sich immer vor uns. Wir wussten, dass wir das Spiel drehen können. In der ersten Halbzeit ging nicht viel. Die Stimmung heute war brutal. Unsere Fans haben uns 90 Minuten gepusht. Es ist einfach geil, wenn man hier auf dem Platz steht. Wir haben jetzt die Hoffnung und Erwartung, dass wir aufsteigen werden. Hertha verfügt über viel individuelle Qualität, aber wir haben die Chancen."
Jonas Boldt (Sportchef HSV): "Ich war sehr ruhig. Wir sind eigentlich ganz gut reingekommen, haben dann ein doofes Gegentor bekommen. Doch ich hatte immer gespürt, dass sich die Mannschaft wehren wird. Aber in der zweiten Halbzeit war mir klar, dass wir alles in die Waagschale werfen und nicht aufgeben. Wir haben eine überragende Saison gespielt, haben viele Widerstände gemeistert und stehen zu Recht auf dem 3. Platz. Wir haben jetzt zwei "Pokalspiele". Es beginnt bei Null gegen eine Mannschaft, die einen ganz anderen Etat hat als wir. Wir gehen mit breiter Brust rein und gucken dann, wie es sportlich aussieht. Ich freue mich für ganz Hamburg, die in den letzten Jahren gelitten haben. So schreibt der Fußball seine Geschichten, dass es jetzt ins Duell mit Felix Magath geht."
Markus Kolke (Hansa Rostock): "Wir können das jetzt schön genießen. Wir hätten natürlich heute auch gerne gewonnen, aber es hat nicht sollen sein. Wir haben eine überragende Saison gespielt, haben früh unser Saisonziel erreicht. Ich will immer jedes Spiel gewinnen, egal wie. Der HSV hat eine gute Aufholjagd gestartet. Wenn man am Ende der Saison auf dem 3. Platz landet, hat man es auch verdient. Heute Abend ist eine interne Feier geplant, ich habe kinderfrei bekommen. Von daher werde ich mir ein bis zwei Bierchen gönnen."

Der Tweet zum Spiel:

Die Saison 21/22 ist sicherlich eine Saison für die Geschichtsbücher. Der FC Schalke 04 holt sich endlich einen Meistertitel und der HSV schafft es nach drei vergeblichen Versuchen und 4. Plätzen endlich in die Relegation. Kann Hamburg gegen die Hertha nun auch noch den Nimbus der Unaufsteigbarkeit ablegen, fällt wohl jeder Experte vom Glauben ab.

Das fiel auf: HSV-Offensive kommt nicht zur Entfaltung

Ob es nun der starke Gegner Hansa Rostock war oder doch die Angst vor dem erneuten Versagen, wir werden es nie erfahren. Es war wohl die Mischung aus beiden, dass der HSV im ersten Durchgang offensiv so gut wie Nichts zustande brachte. Jatta, Glatzel und Kittel hingen völlig in der Luft, Ideen und Tempo blieben aus. So hatte Rostock im 5-3-2 gegen den Ball überhaupt keine Probleme, die frühe Führung zu verteidigen. Auch bei hohen Bällen und Standards war die Kogge-Abwehr stets auf der Höhe. Erst in der zweiten Halbzeit wurde das Spiel des HSV besser. Dennoch blieben Großchancen lange Zeit aus, sodass zwei Flanken für die beiden HSV-Tore sorgten.

Die Statistik zum Spiel: 4

Nach drei 4. Plätzen seit dem Abstieg stand der HSV lange Zeit mit dem Rücken zur Wand. Lange Zeit lag man gegen Rostock zurück. Sollte es erneut nur zum 4. Platz reichen? Nein, denn Kapitän Sebastian Schonlau ging voran. Der Innenverteidiger mit der Nummer 4 erzielte mit seinem 4. Saisontor das wichtige 2:1 und ermöglichte so den Rothosen die Relegation. Ist nach vier Jahren 2. Liga der HSV nun reif für die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus?
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