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Bayern-Dortmund: 3 Dinge, die beim Thriller auffielen

Steffen Meyer

Publiziert 28/05/2015 um 16:11 GMT+2 Uhr

Was für ein Pokal-Fight, was für eine Dramatik und was für ein Elfmeterschießen.

Eurosport

Fotocredit: Eurosport

Borussia Dortmund wirft den FC Bayern durch ein denkwürdiges 3:1 nach Verlängerung und Elfmeterschießen aus dem Pokal.
Die Kollegen von miasanrot.de haben die Partie unter die Lupe genommen und haben festgestellt: diese 3 Dinge fielen besonders auf:
1. Bayern pendelt das BVB-Pressing aus, aber belohnt sich nicht
Es war die große Stärke der Münchner in den zumeist positiven Duellen gegen Dortmund seit der Saison 2012/2013. Fast immer fand der Rekordmeister einen Weg das Pressing der Klopp-Elf auszuhebeln. Da waren die langen Diagonalbälle mit Flügelüberladungen unter Heynckes. Die Umstellung auf Dreier- oder Fünferkette sowie deutlich risikoärmeres Spiel in den letzten direkten Duellen unter Guardiola. Auch am Dienstagabend hatte sich der Spanier etwas besonderes überlegt.
Die nominelle Dreierkette mit Benatia, Boateng und Rafinha fächerte im tiefen Spielaufbau zu einer Viererkette auf, indem Alonso auf die linke Innenverteidigerposition einpendelte und Rafinha und Benatia das Feld gleichzeitig breit machten. Guardiola muss geahnt haben, dass Klopp es wie im letzten Aufeinandertreffen in München mit einem mannorientierten Pressing gegen Alonso probieren würde. Kagawa war so vor allem für Alonso eingeteilt und sollte gemeinsam mit den ebenfalls stark anlaufenden Reus und Aubameyang den Druck aufs Münchner Aufbauspiel erhöhen. Alonso lockte Kagawa durch das Abkippen in die Kette immer wieder heraus, während sich Reus und Aubameyang vor allem auf Benatia und Boateng konzentrierten. Auf den Flügeln schoben Bernat und Weiser weit vor und banden somit zwei weitere Spieler.
Bayern gelang es so über weite Strecken in fast jeder Situation einen Spieler frei zu pendeln. Entweder Rafinha auf dem linken Flügel oder Lahm im Zentrum. Waren auch diese Passwege zugestellt probierten es Alonso und Boateng meist direkt mit einem langen Ball in den 8er-Raum oder auf die offensiven Flügel.
Der Plan war also gut und über 60 bis 65 Minuten auch ziemlich perfekt umgesetzt. Dass die Münchner danach für kurze Zeit die Linie verloren und Dortmund für 15 bis 20 Minuten seine Stärken wieder zur Geltung bringen konnte, hatten sich die Münchner vor allem selbst zuzuschreiben. Schon in den Minuten vor dem Ausgleich, war spürbar, dass die Konzentration und der Wille den hohen Aufwand im Auspendeln der Dortmunder aufrechtzuerhalten nachließ. Die Hereinnahme von Mkhitaryan und leichte Umstellungen bei Dortmund kamen erschwerend hinzu. Die Gäste gewannen ein paar leichte Bälle, holten Freistöße heraus und trafen mit der bis dato ersten echten Chance im Spiel zum 1:1.
2. Mangelnde Chancenverwertung
Es klingt banal, aber natürlich war auch die mangelnde Chancenverwertung des FC Bayern ein entscheidender Faktor für das Aus im Pokalhalbfinale. 16 Torabschlüsse im Strafraum. Darunter Hochkaräter wie der Lattentreffer von Lewandowski, eine Riesenchance von Thiago, die zwei Kopfballgelegenheiten von Schweinsteiger und zwei elfmeterreife Aktionen waren Beleg für eine im Prinzip gute Offensivleistung der Münchner. Direktes Spiel in Richtung Müller und Lewandowski, Flügelüberladungen durch Bernat und Thiago, Tempodribblings von Weiser – das Offensivspiel war variabel wie vielleicht noch nie gegen Dortmund. Allein die Vollendung und das wohl vorentscheidende 2:0 fehlte.
Ein Lob verdiente sich trotz der Niederlage Mitchell Weiser. Er imponierte bei seinem ersten Auftritt in einem richtig wichtigen Spiel von Anfang an. Die Torvorbereitung am Wochenende gegen Hertha hat offenbar etwas freigesetzt bei dem vielkritisierten 21-Jährigen. Er wirkte mutiger und gleichzeitig klarer in seinen Aktionen, als in allen Auftritten zuvor. Acht erfolgreiche Dribblings zählte die Statistik nach 120 Minuten. Ein herausragender Wert. Dazu kamen zwei Torschussvorlagen. Natürlich gelang ihm nicht alles. Pass- und Zweikampfquote (76% / 40%) waren verbesserungswürdig. Gegen Ende wirkte er von der Wucht des Spiels überfordert. Trotzdem setzte er ein deutlich sichtbares Ausrufezeichen und wirkte deutlich durchschlagkräftiger als Götze zuletzt. Nicht ausgeschlossen, dass er auch in der Champions League eine Chance bekommt, wenn Robben und Ribéry weiter ausfallen.
3. Der Müllerfluch
Vielleicht sollte man es in ein Handbuch für Bayern- und Nationaltrainer schreiben. Thomas Müller sollte in wichtigen Spielen einfach nicht ausgewechselt oder zu spät eingewechselt werden. Ohne ihn geht immer irgendetwas schief…
Denn in diesen sechs äußerst wichtigen Partien ging Müllers Mannschaft stets als Verlierer vom Platz:
In der 76. Minute ausgewechselt im DFB-Pokal-Halbfinale 2014/15: FC Bayern - Borussia Dortmund 1:3 n.E.
In der 74. Minute eingewechselt im CL-Halbfinale 2013/14: Real Madrid - FC Bayern 1:0
In der 86. Minute ausgewechselt im CL-Finale 2011/12: FC Bayern - FC Chelsea 4:5 n.E.
In der 46. Minute eingewechselt im DFB-Pokal-Finale 2011/12: Borussia Dortmund - FC Bayern 5:2
In der 71. Minute eingewechselt im EM-Halbfinale 2012: Deutschland - Italien 1:2
Wegen Gelbsperre nicht eingesetzt im WM-Halbfinale 2010: Deutschland - Spanien 0:1
Der Autor: Steffen Meyer istBlogger und Autor bei "Miasanrot" - dem FC Bayern München Blog, einer Plattform für Meinungen und Analysen rund um den FC Bayern. Bayern-Fan Meyer wirft dabei einen besonderen Blick auf die taktischen und spielerischen Entwicklungen beim Rekordmeister. Er erklärt dabei - auch anhand von Daten und Statistiken - was die Münchener Spielphilosophie ausmacht oder woran sie in bestimmten Spielen scheitert. Weitere Inhalte bei www.miasanrot.de!
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