Pep Guardiola beim FC Bayern München: Auf der Zielgeraden
Fünf Monate noch, dann ist Pep Guardiola beim FC Bayern München Geschichte. Zum Abschluss des Trainingslagers in Doha zieht der Katalane seine Bilanz und wird dabei philosophisch. Sein Abschiedswehmut wirkt dennoch befremdlich.
Pep Guardiola wird den FC Bayern im Sommer verlassen
Fotocredit: AFP
Aus Doha berichtet Florian Bogner
Pep Guardiola ist natürlich immer noch das Nonplusultra der Trainer-Szene. Aber so gut besucht wie noch die letzten Jahre waren die Trainings des FC Bayern München in Doha dieses Mal nicht, was andere Trainer angeht - zumindest bis Montag.
Da ließen sich nochmal alle blicken, die in Katar kiebitzen wollten, dem Maestro bei der Arbeit zusehen. Der große Weltenbummler Velibor, bekannt als “Bora” Milutinović zum Beispiel, zuletzt im Irak aktiv.
Gianfranco Zola, Vize-Weltmeister mit Italien 1994, aktuell beim Al-Arabi SC als ein Nachfolger von Uli Stielike als Trainer angestellt. Und auch Xavi, Guardiolas Ziehsohn aus gemeinsamen Tagen beim FC Barcelona, der wie Pep einst seine Karriere in Katar ausklingen lässt (Al Sadd SC) und bald Trainer sein wird.
Vom Bauherren zum Hausmeister
Am Montagabend gab Guardiola sein Fazit zu Doha ab. Aber irgendwie auch einen Statusbericht zum Übergang, der im Gange ist, vom Bauherren zum Hausmeister. Eben dem, der im Sommer abschließt. Weil er es so wollte. Wie die Spieler es aufgenommen haben, dass er die Bayern zum Saisonende verlässt? Pep:
Nicht mehr? “Sie haben sehr gut trainiert. Aber sie spielen für sich selbst. Wenn sie auf den Platz gehen, wollen sie für sich das Beste geben. Für sich, die Mannschaft, den Verein. Manchmal für den Trainer auch. Und wenn sie nicht gut trainieren, bin ich da.”
Guardiola schreit viel
Das war er in Doha. Führte viele Einzelgespräche, dosierte sensibel. Am Montagmorgen gönnte er Thomas Müller, Sebastian Rode und Kingsley Coman eine Trainingspause, weil es bei ihnen ein bisschen zwickte. Samstag war ganz frei.
“Es war perfekt so”, sagte Pep. “Die Spieler haben gut trainiert, David Alaba und Arjen Robben sind zurück. Wir können uns nicht beklagen”, krächzte Guardiola am Montagabend. Denn: “Wir haben viel gesprochen, jetzt ist meine Stimme weg.”
Manche Spieler nennt er beim Vornamen (“Thomas!”), die Unbekannteren eher beim Nachnamen (“Benko!”), manche bei ihren Spitznamen (“Lewy!”). “Ein Kontakt!”, bekamen sie immer wieder zu hören. Auch: “Schnell, schnell, schnell!” Immer in Bewegung. Gilt auch für ihn, seine Zukunft.
Darüber sagte er:
Viel Lob – und dann Brescia
Ob ihm der Abschied vom FC Bayern schwer fallen wird, wollte Eurosport.de wissen. Pep überlegte. Lange. Sagte dann: “Ich habe besondere Personen kennengelernt, nicht nur Spieler, auch Mitarbeiter, habe besondere Momente erlebt. Bayern wird in meinem Herzen bleiben, mein ganzes Leben.” Und verglich München dann mit Brescia. Einer Station mit gerade mal 24 Einsätzen als Spieler.
Es treibt ihn und er das Team. So wird es bis Mai bleiben. Wenn alle fit bleiben, oder zumindest: die Guten. Das ist die Crux. “Der Rhythmus im Dezember war nicht gut. Jetzt sind wir wieder eine normale Mannschaft, wie im Oktober und November”, sagte Pep zufrieden. Einbruch zum Saisonende? “Wenn wir alle sind, wird das kein Problem sein.” Ein Versprechen.
“Unsere Spielweise jetzt ist besser als letztes Jahr und besser als zwei Jahre zuvor. Ich habe viele Fehler korrigiert, da ist eine Entwicklung. Aber im Moment sind wir noch nicht bereit, die Champions League zu gewinnen. Da brauchen wir einen weiteren Schritt nach vorne. Wenn wir ein Tor bekommen, verlieren wir ein bisschen unsere Linie. Wir haben noch keine Konzentration für 90 Minuten. Brauchen wir aber: 90 Minuten im Hinspiel, 90 Minuten im Rückspiel.”
Pep mag keine Zahlen
Am Ende sollen Titel stehen. Sagen andere. Pep nicht. "Titel sind Nummern und Nummern sind langweilig”, sagte er mit einem ganz langen A. “Wenn ich die Spieler ein bisschen besser gemacht habe, reicht mir das.”
Und:
Zwischen den Zeilen liest man aber auch ganz gut heraus, dass er nun rücksichtsloser sein wird, sein muss. “Wir können uns nicht immer streicheln, wir müssen auch mal sauer sein”, sagt er. Beste Elf für große Spiele. Keine Ego-Befindlichkeiten. Alle ziehen mit. So will er es.
Kühl zu Götze, penibel im Einzelunterricht
Auf Mario Götze angesprochen, blieb er am Montagabend kühl wie die Klimaanlagen im Grand Heritage Hotel. “Wir brauchen nicht nur Mario, aber Mario auch.” Sein Zustand? “Er läuft geradeaus.”
Einmal rief er auf dem Platz: “Bei eurer Qualität keine Aktion gut!” Und ließ sie laufen. Danach ging’s sofort flüssiger. “Wenn ich eine Idee habe, unterbreche ich und spreche mit den Spielern, sofort.” Einzelunterricht bekamen unter anderem Alonso, Costa, Rafinha.
Bleibt nur die Frage, wann Guardiola seinen neuen Klub bekannt gibt. “Wenn ich meinen Vertrag unterschrieben habe, werde ich mich melden”, sagt er. Kann in zwei Wochen sein oder erst zum Ende der Saison.
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