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Pro & Contra: Extrawurst für Müller?

Thomas Janz

Update 08/05/2015 um 16:10 GMT+2 Uhr

Alles Müller, oder was?! Die Redakteure Thomas Janz und Andreas Schulz erklären, warum die Auswechslung von Thomas Müller in Barcelona in Ordnung war, oder eben nicht! Hintergrund ist die Verärgerung des Bayern-Profis, der bei seinem Wechsel laut eines Tweets von Lippenleserin Julia Probst (@EinAugenschmaus) im Rauslaufen lautstark fluchte: "Kann diese Scheiße aufhören?"

Pro & Contra: "Wechselschutz" für Thomas Müller?

Fotocredit: Imago

Thomas Janz (Redaktionsleiter Neue Medien): "Einen Müller nimmt man in Schlüsselspielen nicht vom Platz!"
Zweimal ausgewechselt, zweimal verloren. Ich hätte Müller weder gegen Borussia Dortmund im DFB-Pokal-Halbfinale noch beim Gastspiel in Barcelona vorzeitig vom Feld genommen. Nur wenige Spieler auf absolutem Top-Niveau machen den Unterschied in Halbfinals oder Endspielen aus, in denen Nuancen über Sieg oder Niederlage entscheiden - Thomas Müller ist so ein Spieler.
Der 25-Jährige reißt jede Mannschaft mit – und das, wenn es sein muss, über 120 Minuten. So geschehen im WM-Finale von Rio de Janeiro, wo Müller bis zum Schlusspfiff um sein Leben rannte und so für Entlastung sorgte. Zudem ist er immer für einen Treffer oder eine Torvorlage gut.
Es war Müller, der die Großchance von Robert Lewandowski im Camp Nou in der 18. Minute einleitete, in dem er seinem Gegenspieler den Ball in unnachahmlicher Art und Weise wegspitzelte und den heranstürmenden Polen antizipierte. Es war Müller, der die wenigen Zuspiele in die Spitze zum Großteil verwertete, während Lewandowski nicht zuletzt aufgrund seiner schweren Verletzungen (Kiefer- und Nasenbeinbruch sowie Gehirnerschütterung) sichtlich gehandicapt auf dem Platz herumschlich.
Fazit: Müller wurde seit 2010 in sieben Halbfinals oder Finals ausgewechselt oder kam nicht zum Einsatz. Alle sieben Spiele gingen verloren.
Andreas Schulz (Stellvertr. Redaktionsleiter Neue Medien):
"Müller auswechseln? Warum nicht!"
An Müllers Klasse und Qualitäten besteht kein Zweifel – doch "Artenschutz" darf auch er nicht genießen.
Ohne Frage ist er einer jener Spieler, die eine Partie alleine entscheiden können. Aber die Frage muss erlaubt sein: Gelingt ihm das auch so regelmäßig, dass er "unauswechselbar" sein darf?
Dass man in Barcelona wohl besser Lewandowski vom Platz genommen (oder ihn gar nicht aufs Feld geschickt) hätte, sehe auch ich so. Aber allgemein gesehen ist ein neuer Offensiv-Impuls in der Schlussphase nicht ohne Grund eine der klassischsten Möglichkeiten für einen Trainer, eine Partie noch zu drehen.
Konkret gesagt: Müller hatte auch im Nou Camp 80 Minuten die Gelegenheit, mit seinen Stärken das Spiel zu prägen. Er war dabei enorm engagiert, aber wirklich zählbar war am Ende nur sein eines Zuspiel. Etwas wenig auf diesem Niveau, wo Laufleistung alleine nicht das Kriterium ist.
Die Statistik, dass große Halbfinals und Finals nicht gewonnen werden, wenn Müller nicht 90 Minuten zum Einsatz kommt (siehe Übersicht unten), kann man nicht nur pro Müller lesen.
Schließlich hatte er gerade in den Partien, die er von Anfang an bestritt, jeweils weit über eine Stunde Zeit, zu glänzen. Dass ihm das nicht immer gelang, ist nur menschlich. Solche Tage, Phasen gar, kennt jeder Fußballer, gerade auch jeder Angreifer. In einem Top-Klub wie dem FCB sitzt dann in aller Regel ein weiterer Weltklasseakteur auf der Bank, der seine Chance als Joker ebenso verdient hat.
Müller allein in der Hoffnung auf einen Geniestreich immer bis zum Schlusspfiff auf dem Feld zu belassen, geht einfach zu selten auf. Das ist kein Vorwurf, sondern selbst bei Topspielern nur menschlich. Man muss nicht lange zurückblättern, um gleich drei K.-o.-Spiele aus diesem Frühjahr zu finden, in denen Müller auch über die volle Distanz wirbelte, aber ohne durchschlagenden Erfolg blieb: Die Hinspiele in der Königsklasse gegen Donezk (0:0) und Porto (1:3) und das Pokalviertelfinale gegen Leverkusen (5:3 n.E.).
Fazit: Vertrauensvorschuss für Müller? Auf jeden Fall! Startelfgarantie und "Wechselschutz"? Nur von Fall zu Fall.
Statistik zu Auswechselungen von Thomas Müller in Halbfinals und Finals:
In der 79. Minute ausgewechselt im Semifinal-Hinspiel der Champions League 2014/15: FC Barcelona – FC Bayern 3:0
In der 76. Minute ausgewechselt im DFB-Pokal-Halbfinale 2014/15: FC Bayern - Borussia Dortmund 1:3 n.E.
In der 74. Minute eingewechselt im Halbfinale der Champions League 2013/14: Real Madrid - FC Bayern 1:0
In der 86. Minute ausgewechselt im Finale der Champions League 2011/12: FC Bayern - FC Chelsea 4:5 n.E.
In der 46. Minute eingewechselt im DFB-Pokal-Finale 2011/12: Borussia Dortmund - FC Bayern 5:2
In der 71. Minute eingewechselt im EM-Halbfinale 2012: Deutschland - Italien 1:2
Wegen Gelbsperre nicht eingesetzt im WM-Halbfinale 2010: Deutschland - Spanien 0:1
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