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Arturo Vidal zum FC Bayern: Von wegen "Drecksau"

Sven Busch

Update 28/07/2015 um 18:32 GMT+2 Uhr

Arturo Vidal wird Bayerns nächste Protz-Personalie. Ein Leader und - ein Transfer mit Explosionsgefahr. Die Liste der wenig schmeichelhaften Charakterisierungen des Chilenen ist lang: Drecksau, Rambo, Bad Boy. Die Bayern-Bosse selbst beschimpften ihn mal als charakterlos. Die populistischen Meinungen sind eine Sache, ein Blick auf Vidals Daten und Taten verrät aber auch eine andere Wahrheit.

Emotion, Klasse, Erfolg - Arturo Vidal ist eine Erscheinung auf dem Platz

Fotocredit: Imago

Bastian Schweinsteiger wurde zu Beginn seiner Karriere nachts im Whirlpool der Bayern erwischt - angeblich mit seiner "Cousine". Seiner Karriere als Weltmeister, Champions-League-Sieger und Fußballgott der Südkurve tat diese Episode keinen Abbruch.
Und was hat sich sein vermeintlicher Nachfolger in der Bayern-Schaltzentrale im Laufe seiner bisherigen Profi-Karriere so alles zuschulden kommen lassen?
Lange Liste der Eskapaden
Mitte Juni sorgte der 28 Jahre alte Chilene am Rande der Copa Amércia in seiner Heimat für einen Eklat, als er wegen Trunkenheit am Steuer sogar festgenommen wurde.
Die betrunkene Raserei endete mit dem Abflug seines Ferraris über rund 50 Meter und einer Landung fast direkt neben einem über zehn Meter tiefen Graben.
Vidal wurde kurz verhaftet, verhört, wieder frei gelassen - und führte sein Land anschließend zum historischen Premierentitel in der Südamerikameisterschaft.
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Arturo Vidal schrottete seinen Sportwagen

Fotocredit: SID

Im Oktober kam ihn eine Disco-Rauferei teuer zu stehen. Nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung wurde er von seinem Arbeitgeber mit einer 100.000-Euro-Geldstrafe belegt. Der Vorwurf: Er soll nach dem Zwischenfall angetrunken erst um 5:00 Uhr morgens nach Hause gekommen und am folgenden Vormittag verspätet zum Training erschienen sein.
Juve begründete die harte Strafe mit diversen Disziplinlosigkeiten des Stars. Vidal soll in diesem Zeitraum wegen zahlreicher Nachtclub-Besuche mehrmals zu spät bei wichtigen Terminen aufgetaucht sein. Vor dem Spitzenspiel gegen den AS Rom wurde er sogar aus dem Kader des italienischen Rekordmeisters gestrichen.
2013 geriet Vidal wegen heißer Telefonate mit einem kolumbianischen Modell in die Schlagzeilen in Italien. Im Dezember 2011 sperrte ihn der chilenische Verband gleich für zehn Länderspiele, weil "König Arturo" in der Nacht vor einem Länderspiel in Uruguay mit vier Teamkollegen betrunken ins Mannschaftshotel zurückkehrte.
Schon 2007 wurde er bei der U20-WM nach einer Prügelei in Handschellen abgeführt.
Die andere Seite
"Der Junge mit dem gewöhnungsbedürftigen Haarschnitt und dem nicht immer ganz unproblematischen Privatleben ist sicherlich keine Starbesetzung für den Knabenchor", sagte Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund in seinem Blog bei eurosport.yahoo.de über den ehemaligen Bayer-Profi. "Aber dem Spiel des FC Bayern wird er mehr als gut tun."
Und um Vidals sportlichen Wert sollte es bei aller gerechtfertigten Kritik an seinen Eskapaden auch gehen. Ein Boulevardblatt titelte über die vermeintliche Problempersonalie als Ersatz für den zu Manchester United gewechselten Bastian Schweinsteiger: "Drecksau für Schweini."
Wirklich?
In den 351 Pflichtspielen seiner Profi-Karriere sah Vidal bisher 99 Gelbe Karten - im Schnitt wurde er alle 251 Minuten verwarnt.
Seine Vorgänger als Aggressive Leader bei den Bayern kamen auf ähnliche Werte.
Stefan Effenberg kassierte alle 279 Minuten Gelb (145 Verwarnungen in 499 Spielen), Jens Jeremies alle 278 Minuten (91 Verwarnungen in 342 Spielen) und Mark van Bommel alle 372 Minuten (145 Verwarnungen in 646 Spielen).
Nur einmal flog Vidal als Profi mit Rot vom Platz, dreimal gab es Gelb-Rot für ihn.
In seinen 124 Einsätzen für Juve schoss der inzwischen 28-Jährige aber auch 35 Tore und schaffte immerhin 23 Assists.
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Juves Arturo Vidal soll das fehlende Puzzlestück der Bayern sein

Fotocredit: Imago

Teamplayer mit Biss
Calmund bewertet den Südamerikaner als "Draufgänger“ und "wilden Stier" - aber auch als "perfekten Teamplayer" und "fußballerisches Sahneschnittchen".
"Arturo Vidal geht auf den Platz, um zu gewinnen. Und das macht er von der ersten Sekunde an jedem klar, egal ob Gegner oder Mitspieler", so Calmund. "Er kennt keine Kompromisse und keine Angst vor großen Namen."
Und hat auch keine Scheu vor gewöhnungsbedürftigen Aussagen. Chiles Auftritte bei der WM in Brasilien verglich er mit einem "Selbstmordkommando".
Da müssen sich die Bayern auf einiges gefasst machen – oder etwa doch nicht?
"Trotz gelegentlicher nächtlicher Ausflüge, Frisursünden und martialischer Tattoos gilt er als pflegeleicht und wenig aufmüpfig", verriet Calmund noch.
Bei Juve war Vidal unantastbarer Stammspieler. Beim personellen Überangebot im Bayern-Mittelfeld wird er wohl auch die Perspektive von der Bank aus kennenlernen, denn auch Guardiola hat keine Angst vor großen Namen.
Im Gegenteil: Mit unbequemen Superstars wie Zlatan Ibrahimovic und Samuel Eto'o gab es atmosphärische Störungen, aber Calmund beschrieb Vidal ja als wenig aufmüpfig. Na dann.
Viel Spaß.
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