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Bayern-Alarm: Notstand in der Defensive

Sven Busch

Update 24/04/2015 um 07:54 GMT+2 Uhr

Für die Bayern kommt es knüppeldick. Kaum hat sich der deutsche Rekordmeister über die Rückkehr von Javi Martinez ins Mannschaftstraining gefreut, fällt Dauerpatient Holger Badstuber für den Rest der Saison aus – Riss des linken vorderen Oberschenkelmuskels. Operation - drei bis vier Monate Pause. Ausgerechnet im Saisonfinale gehen dem Triple-Aspiranten die Innenverteidiger aus. Was nun FCB?

Holger Badstuber muss wieder operiert werden

Fotocredit: Eurosport

Das hat Pep Guardiola gerade noch gefehlt. Nach dem Saison-Aus für Badstuber ist im sensiblen Defensivverbund der Notstand ausgebrochen. Der Bayern-Coach hat derzeit nur noch zwei gesunde Innenverteidiger, die ausreichend Spielpraxis haben: Abwehrchef Jérôme Boateng und den wackligen Dante – und das in der entscheidenden Phase dieser Spielzeit.
Der spanische Defensiv-Allrounder Javier Martinez ist zwar am Mittwoch wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen - ein Comeback bis zu den Halbfinals in der Champions League in den ersten beiden Mai-Wochen gilt aber als unwahrscheinlich. Auch die positive Entwicklung bei Mehdi Benatia, der Alternative Nummer zwei, ist bei genauerer Betrachtung nicht ganz so vielversprechend, wie es der verletzungsanfällige Marokkaner selbst verkündet hat.
Nach seinem überstandenen Muskelfaserriss stellte er eine zeitnahe Rückkehr in den Spielbetrieb in Aussicht. "Ich laufe schon wieder intensiv. Möglich, dass ich gegen Dortmund wieder dabei bin. Ich werde es probieren", sagte Benagtia. Zwischen intensivem Laufen und intensivem Wettkampf etwa am Dienstag im Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund ist ein großer Unterschied.
Wackelkandidat Dante
So wird Guardiola wohl weiter auf Dante setzen (müssen). Der verunsicherte Brasilianer steht momentan neben sich. Ein Totalaussetzer des 31-Jährigen führte in Porto zum 0:2, im nächsten Pflichtspiel gegen Hoffenheim leistete er sich wieder einen kapitalen Bock, der diesmal ohne Folgen blieb. Prompt saß er im Rückspiel gegen Porto wieder auf der Bank – wie so oft in dieser Spielzeit.
"Es ist klar, dass jeder spielen will, aber es ist das Wichtigste, an den Verein zu denken", erklärte Dante, dem in seiner dritten Saison bei den Bayern oft das Lachen vergangen ist. Von den zehn Spielen in der Champions League hat er nur drei Begegnungen über 90 Minuten bestritten – viermal wurde er eingewechselt – meistens spät. Von den 29 Partien in der Bundesliga durfte er 16 Mal über die volle Distanz ran.
Dante hat seine Konstanz und Spritzigkeit verloren. Sein behäbiges Zweikampfverhalten und technische Schwächen wie beim Fehler in Porto veranlassten sogar Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer zu einer harschen Kritik: "Ja mei, der Dante. Der braucht nur den Ball zu stoppen", wetterte der Kaiser. "Wenn das jetzt ein Isländer wäre, oder wenn er vom Nordpol kommt, dann würde ich sagen, gut, der hat seine Skistiefel noch an. Aber so: Fürchterlich!"
Dantes Vertrag läuft noch bis 2017, an einen vorzeitigen Abschied denkt er selbst nicht – der wird aber immer wahrscheinlicher. Der Lockenkopf strahlt zu viel Unsicherheit im Abwehrzentrum aus.
Guardiola gefragt
Guardiola ist kein Dante-Fan, auch wenn er ihn immer wieder überschwänglich lobt und "am liebsten 1000 Dantes" hätte.
Bleibt Boateng. Der überragende Abwehrchef ist die Konstante in der Bayern-Defensive und nicht nur für Guardiola derzeit einer der drei besten Innenverteidiger der Welt. Sein Fehler in Porto, der zum 1:3-Endstand führte, wurde als einmaliger Betriebsunfall bewertet. Fertig, abgehakt.
In Sachen Dante wird Boateng jetzt mentale Aufbauarbeit leisten müssen. Wenigstens verstehen sich die beiden gut. Beide sind Musikliebhaber - Dante ist der DJ bei den Bayern. Nach Boatengs Treffer zum 2:0 im Rückspiele gegen Porto lief Dante von der Ersatzbank aus Boateng in die Arme und gratulierte.
Auch Improvationskünstler Guardiola ist gefragt. Der Spanier muss den Südamerikaner vor dem Saisonendspurt stark reden. Auch eine Dreierkette ohne Dante wäre eine Option, ist aber in den entscheidenden Spielen eher nicht zu erwarten.
Beim 3:0 gegen Frankfurt, als Boateng wegen leichter muskulärer Probleme geschont wurde, reichte ein gelernter Innenverteidiger: Dante. Dafür half Rafinha in der Mitte aus – mit 1,72 Metern der kleinste Innenverteidiger der Klub-Historie. Auch der giftige und vielseitige Sebastian Rode oder Mitchell Weiser könnten zumindest in den Bundesliga-Spielen Kandidaten für die Abwehrreihe sein.
Viel Spielraum hat Guardiola nicht mehr. Für den 25. Meistertitel wird es auch so reichen, aber der Triple Traum ist angesichts der angespannten Personallage mehr gefährdet als noch vor 24 Stunden.
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