Gladbach auf Champions-League-Kurs

Neben der fast sicheren Qualifikation zur "Königsklasse", zwei Spieltage vor Schluss beträgt der Vorsprung auf Leverkusen fünf Punkte, klettern die Gladbacher auch bis mindestens Sonntag an Wolfsburg vorbei auf den zweiten Tabellenplatz.

Nach einem Sieg der Borussen sah es in den ersten 20 Minuten nicht aus. Sie zogen sich weit zurück und verteidigten mit zwei Viererketten vor dem eigenen Strafraum. Gegen das Leverkusener Pressing gelang kaum Entlastung. Als die Gäste einen Gang zurückschalteten, kam Gladbach besser ins Spiel und auch zu besseren Gelegenheiten. Die glänzenden Reflexe von Bernd Leno verhinderten allerdings die Pausenführung.

Nach dem Seitenwechsel musste Leverkusen seinem laufintensiven Spiel mit und gegen den Ball dann Tribut zollen. Roger Schmidt musste auf den gelbgesperrten Karim Bellarabi verzichten, dessen Dynamik auf dem Flügel deutlich fehlte. Der junge Julian Brandt konnte Leverkusens erfolgreichsten Scorer nicht adäquat ersetzen. So blieb nur Heung-Min Son auf der anderen Seite. Darauf hatten sich die Gladbacher aber frühzeitig eingestellt und den Südkoreaner damit gut im Griff.

Die Gäste wirkten ideenlos und müde, während Gladbach immer stärker wurde und verdient in Führung ging. In der Folge ergaben sich immer wieder Räume für Konter und schnelles Umschaltspiel.

Während die Fohlen durch den Derby-Sieg für die Gruppenphase der Champions League planen können, wird die Sommer-Vorbereitung in Leverkusen früher beginnen. Bei fünf Punkten Rückstand erscheint es unwahrscheinlich, dass Bayer sich nicht durch die Qualifikationsphase quälen muss.

Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): "Bei zwei Punkten Vorsprung vor dem Spiel wäre ein Unentschieden riskant gewesen. Darum wollten wir unbedingt gewinnen. Heute haben wir sehr geduldig gespielt und waren zu 100 Prozent vorbereitet. Dass Leverkusen früh ins Pressing geht, wussten wir. In der ersten Hälfte hatten wir einige Gelegenheiten, die wir besser nutzen müssen. Jetzt sind die Chancen groß, dass wir uns direkt für die Champions League qualifizieren".

Granit Xhaka (Borussia Mönchengladbach): "Rechnerisch ist zwar noch alles möglich, aber das lassen wir uns nicht mehr nehmen. Es war wichtig, hier defensiv gut zu stehen und das ist uns gelungen. Die Gerüchte über einen möglichen Wechsel nach München sind Quatsch. Ich weiß nicht, wer das gestreut hat. Ich werde auch nächste Saison in Mönchengladbach spielen".

Lars Bender (Bayer 04 Leverkusen): "Wir waren in der zweiten Halbzeit nicht mehr so aufmerksam. So wie vor dem 0:1 darf man sich auf diesem Niveau nicht anstellen, da haben wir gepennt".

20. Da ist die erste Chance! Jedvaj mit dem haarsträubenden Fehlpass in der Spieleröffnung, Gladbach kann schnell umschalten. Raffael legt am Strafraum quer auf Kruse. Der läuft alleine auf Leno zu. Der Torhüter verkürzt den Winkel, bleibt erst lange stehen und macht sich dann ganz breit. So kann er den Rechtsschuss noch über den Kasten lenken.

26. Gladbach schnuppert am Führungstreffer! Eine Ecke von Raffael von der linken Seite wird immer länger und findet Kramer. Dessen Aufsetzer ist richtig gefährlich und schlägt nur knapp hinter der Latte auf dem Tornetz auf. Leno hatte da richtig spekuliert und die Hände zurückgezogen.

31. Leno mit der nächsten bärenstarken Parade. Erst behält er gegen Herrmann die Nerven, der nach einem Pass von Raffael davon profitiert, dass Wendell wegrutscht. Aus halbrechter Position scheitert er an Leno, der erneut lange stehen bleibt. Herrmann hat die Chance zum Nachschuss, doch erneut macht sich der Torhüter ganz breit und kommt noch mit der Hand dran.

38. Jetzt kann sich auch Sommer auszeichnen! Rolfes legt einen Querschläger von Wendell per Kopf auf Son ab. Der hat an der Strafraumgrenze viel Platz und zieht ab. Sommer macht sich lang und kratzt die Kugel noch aus der rechten Ecke. Sensationell pariert vom Schweizer!

50. TOOOR für Mönchengladbach! Kruse trifft zum 1:0! Nach einem Foul von Rolfes an Xhaka tief in der Gladbacher Hälfte pennt Leverkusen kollektiv. Xhaka führt schnell und aus schickt Herrmann auf rechts. Der ist völlig frei und legt im Strafraum quer auf Kruse. Der muss nur den Fuß reinhalten.

58. Die Konter der Borussen haben es in sich! Xhaka mit dem öffnenden Pass rechts raus zu Herrmann. Der hat wie beim Führungstreffer erneut keinen Gegenspieler, weil Wendell aufgerückt ist. Er bringt die Kugel scharf an den zweiten Pfosten zu Raffael, der bei seiner Grätsche aber nicht genug Druck dahinter bekommt.

78. Endlich mal ein schneller und direkter Angriff der Gäste, und schon wird es gefährlich. Son behauptet den Ball im Strafraum gegen zwei Gladbacher und legt rechts raus zu Brandt. Der bringt die Kugel scharf an den langen Pfosten, wo Korb in höchster Not vor Reinartz klären kann.

81. TOOOR für Mönchengladbach! Herrmann erhöht auf 2:0! Xhaka führt einen Freistoß kurz vor dem Strafraum kurz auf Raffael aus. Dem wird von einem Leverkusener der Ball weggespitzelt, der bei Kramer landet. Dessen Schlenzer aufs lange Eck ist eine bessere Rückgabe, trotzdem kann Leno ihn nicht festhalten. Herrmann steht goldrichtig und staubt eiskalt ab.

88. TOOOR für Mönchengladbach! Joker Traoré sticht und erhöht auf 3:0! Johnson bedient den Guineaer an der rechten Strafraumecke. Wendell rutscht weg, Reinartz und Toprak reagieren nicht schnell genug. So lässt Traoré die Kugel wunderbar über den linken Spann rutschen und für Leno unhaltbar schlägt sie im langen Eck ein.

Die Rückrundentabelle führt die Borussen mit 36 Punkten souverän an, fünf Zähler vor dem "Zweiten" FC Bayern. Dass es nach einer starken Saison für die Gladbacher in die Champions League geht, liegt auch an einer starken Serie: Durch den Derby-Sieg ist die Mannschaft von Lucien Favre seit mittlerweile zwölf Spieltagen ungeschlagen.

Auf eine ähnliche Statistik konnte man vor Anpfiff auch in Leverkusen verweisen. Zehn Spiele hatte die Elf von Roger Schmidt nicht verloren. Aber jede Serie reißt bekanntlich irgendwann. Dass es ausgerechnet im Derby sein musste, wird den Klub besonders ärgern.

Beim letzten Heimsieg der Borussia gegen Leverkusen wurde am Bökelberg gespielt und einige der heutigen Spieler waren noch gar nicht auf der Welt. Am 25. Februar 1989 schlugen die "Fohlen" den Nachbarn mit 2:0. Das ist 26 Jahre her. Gegen keine andere Mannschaft der Bundesliga musste der Verein so lange auf einen Sieg warten.