Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Gündogan geht: BVB droht Zerfall

Sven Busch

Update 01/05/2015 um 19:20 GMT+2 Uhr

Es sollte die nächste große BVB-Achse werden. Abwehrchef und Kapitän Mats Hummels, davor als Stabilisator und Ideengeber Ilkay Gündogan und in der Offensive Marco Reus. Jetzt kommt alles anders. Gündogan verlängert seinen Vertrag nicht und wird den Klub wohl im Sommer verlassen. Hummels könnte bald folgen. Was nun BVB?

Nach Coach Jürgen Klopp hat sich auch Ilkay Gündogan entschieden, dem BVB den Rücken zu kehren

Fotocredit: Imago

Skeptiker reden von Auflösungserscheinungen und befürchten den schleichenden Zerfall. Realisten erkennen die Dringlichkeit eines Umbruchs mit allen Risiken und Nebenwirkungen - Träumer phantasieren bereits von einer goldenen Zukunft mit dem neuen Coach Thomas Tuchel, der nach Klopp eine neue Ära einleiten soll.
Willkommen auf der Großbaustelle BVB!
Fakt ist: Trainer Jürgen Klopp hört nach dieser Saison auf, und Ilkay Gündogan verlängert seinen bis 2016 laufenden Vertrag nicht.
Auf Tuchel wartet jede Menge Arbeit.
Vakuum im Mittelfeld
Der wahrscheinliche Weggang von Gündogan nach vier BVB-Jahren bereits in diesem Sommer hinterlässt ein gewaltiges Vakuum in der Schaltzentrale - und erschwert dem neuen Coach den Einstand.
Routinier Sebastian Kehl beendet nach dieser Saison seine Karriere und fällt als Alternative für die Sechserposition aus. Allrounder Kevin Großkreutz gilt als Auslaufmodell, das bei einem passenden Angebot wohl gehen kann. Bleiben der verletzungsanfällige Nuri Sahin, Sven Bender und Weltmeister Matthias Ginter, der neben der Innenverteidigerposition auch im zentralen Mittelfeld spielen kann.
Die überragenden strategischen Fähigkeiten von Gündogan hat keiner im Team. Diese Gabe, dank schneller Auffassung Räume zur Spieleröffnung zu erkennen und sie mit klugen vertikalen Pässen auch zu nutzen, wird dem BVB abgehen.
Gesucht wird ein technisch beschlagener Scharnierspieler für die Stabilität zwischen Defensive und Offensive. Im Idealfall ein Führungsspieler mit internationaler Erfahrung.
Geis für Gündogan?
Zwischen 20 und 25 Millionen Euro dürfte der BVB für Gündogan bekommen. Genügend Geld, um Tuchels Wunschspieler zu verpflichten - den von der halben Bundesliga gejagten Johannes Geis vom FSV Mainz 05. Zwischen acht und zehn Millionen Euro soll das Talent kosten.
Tuchel kennt den 21-Jährigen von einer gemeinsamen Saison in Mainz und weiß genau, was er bekommt. Geis ist kein Gündogan, aber er hat Potenzial. Auch Leverkusens Gonzalo Castro und Julian Baumgartlinger aus Mainz werden als mögliche Neuzugänge fürs Mittelfeld immer wieder genannt.
Neuaufbau mit Hindernissen
Die Personalie Gündogan und ihre Konsequenzen ist allerdings nicht das einzige Problem, das Klub-Boss Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc zeitnah klären müssen.
Abwehrchef Hummels, dessen Vertrag noch bis 2017 läuft, kokettiert ebenfalls mit einem Wechsel. Dann bekämen die Dortmunder ein veritables Problem. Zwei Leitfiguren auf Abwegen – der Abwehrchef und der Mittelfeldstabilisator. Zwei, um die Watzke und Zorc eigentlich eine neue Borussia aufbauen wollten. Eigentlich.
Auch andere Stars, die den hohen Erwartungen in dieser Spielzeit nicht gerecht wurden, stehen auf dem Prüfstand: Ciro Immobile, Shinji Kagawa und Henrikh Mkhitaryan. Als wichtigster Fixpunkt bliebe dann Marco Reus.
Watzke und Zorc wollen sich nicht unter Druck setzen lassen. Ein effektiver Neuaufbau braucht Zeit und Weitblick. Einen radikalen Umbruch haben die beiden Funktionäre bereits bei der Verkündung von Tuchels Verpflichtung ausgeschlossen. Punktuelle Veränderungen werde es geben, aber der Begriff punktuell ist dehnbar.
Für den gewünschten Neuanfang muss es Veränderungen geben, beim Spielstil und Personal.
Bestandsaufnahme nach der Saison
Erst nach den letzten vier Ligaspielen und dem Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg will der BVB eine Bestandsaufnahme machen. Dabei werde, so Zorc, "die Gesamtsituation betrachtet, aber auch jeder einzelne Spieler".
Bis dahin fordert Klopp Vollgas, um diese Seuchensaison vielleicht doch noch zu einem halbwegs versöhnlichen Ende zu bringen. "Wir müssen in den letzten vier Bundesligaspielen so viel investieren, als hätten wir danach kein Spiel mehr", betonte Klopp vor der schweren Partie am Samstag (ab 15:30 Uhr im Liveticker) bei 1899 Hoffenheim.
Als Achter haben die Dortmunder derzeit nur einen Punkt Rückstand auf die Hoffenheimer. "Das ist ein Sechs-Punkte-Spiel", erklärte Klopp. "Es geht um die internationalen Plätze. Es ist keine Zeit, um Kräfte zu schonen."
Die Zukunft ist jetzt.
VIDEO: So tippt der Boss
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung