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Thiago Alcántara: Das uneingelöste Versprechen beim FC Bayern München

Florian Bogner

Update 26/01/2016 um 23:40 GMT+1 Uhr

"Thiago oder nix", sagte Pep Guardiola einst. Nach zweieinhalb Jahren ist der Spanier Thiago Alcántara beim FC Bayern München aber immer noch eine unerfüllte Prophezeihung. Nach langer Leidenszeit wird 2016 nun zum wichtigen Gradmesser für ihn.

Thiago Alcántara spielt seit 2013 für den FC Bayern München

Fotocredit: Imago

Körperspannung: 1a. Wer Thiago Alcántara im Training des FC Bayern München bei der Leibesertüchtigung zusieht, merkt schnell: stilistischer geht's kaum. Nach den Trainings von Pep Guardiola setzt der 24 Jahre alte Spanier gerne noch zu ein paar Extra-Übungen an.
Seine Liegestütze sind dabei eine echte Augenweide: Da ist alles angespannt, alles eine Linie, alles formschön. Bei schönem Wetter zieht er sich extra die kurzen Hosenbeine hoch, damit es noch athletischer aussieht.
Auch am Ball: kann er alles. Ist technisch an guten Tagen auf einem Niveau von Lionel Messi, dem Weltfußballer. Dribbeln, tricksen, passen, schießen - bayernintern gehört Thiago in jeder Kategorie zu den Begnadetsten.
Selbst der an sich so kritische Franz Beckenbauer sagte neulich:
Im Bayern-Mittelfeld gibt es sicher ein Überangebot - wenn man noch einen holt, muss man sich von anderen trennen. Aber bitte nicht von Thiago! Es ist ein Schau, ihm zuzuschauen. So viele gibt es nicht auf der Welt, die das können!

25 Millionen für 18 Torbeteiligungen

Und doch zeigte er das alles bisher viel zu selten.
Seit seinem Wechsel vom FC Barcelona im Sommer 2013 ist Thiago ein verheißungsvolles Versprechen auf eine noch glorreichere Bayern-Zukunft, die jedoch noch nicht eingelöst wurde. Zuvorderst, weil er oft verletzt war, letzte Saison fast ein Jahr.
25 Millionen Euro hat er Bayern 2013 gekostet. Gemessen an einem Potenzial ein Schnäppchen. Doch als Gegenleistung gab's auch erst fünf Tore und 13 Vorlagen in drei Jahren. Ganze 59 Pflichtspiele stand er auf dem Rasen, nur 27-mal über 90 Minuten.
Das hat vor allem mit seinem rechten Knie zu tun. Genauer: dem instabilen Innenband. Dreimal ist es schon gerissen. Kein Spiel zwischen 29. März 2014 und dem 4. April 2015. Über seine Ausfallzeit gibt es eine eigene Dokumentation mit dem Titel "371" - die Anzahl der Tage, die er am Stück fehlte.
"Einige Tage waren die Hölle", sagt er über seine Leidenszeit.

Leistungen zu unbeständig

Wie weit Thiago tatsächlich vom Fußball weg war, drückt dieses Zitat aus:
Ich hatte Sorge, dass ich nicht wieder der Alte werde, dass nicht wieder alles gut wird, dass alles, was ich tue, total nutzlos ist.
In Barcelona kämpfte er sich zurück, lief sogar mal mit kiloschweren Steinen im Rucksack einen Berg hinauf.
Immerhin: Diese Saison konnte Thiago zum ersten Mal Sommer- und Wintervorbereitung voll durchziehen, Kraft und Ausdauer aufbauen. Er hat sich zurückgekämpft, spielt seit August wieder regelmäßig, aber leider wenig beständig.
Beim 2:1-Auswärtssieg des FC Bayern am Freitag in Hamburg enttäuschte er, das Spiel lief phasenweise an ihm vorbei. Andererseits: Legt man die alte Fußballerweisheit an, nachdem ein Spieler nach einer Verletzungspause nochmal genau so lange braucht, um in Bestform zu kommen, ist Thiago erst wieder im April 2016 so weit.

Thiago bereitet lieber vor

So oder so: Bei Pep Guardiola gehört er seit jeher zu den wenigen absolut Unverzichtbaren. Das zeigt eine Statistik: die letzten acht Champions-League-Spiele, bei denen Thiago zum Bayern-Kader gehörte, stand er auch 90 Minuten auf dem Platz. Weil Guardiola über ihn sagt:
Er hat diese Persönlichkeit für wichtige Spiele. In den wichtigsten Spielen ist er der Beste.
Wobei Thiago nur selten als Torschütze glänzt. Dafür fehlt ihm seit seiner Pause merklich die Dynamik, der Zug zum Tor. Ohnehin ist ihm der entscheidende Pass lieber. "Ich ziehe es vor, Tore vorzubereiten, auch wenn die Torschützen vielleicht eher im Fokus stehen", sagte er kürzlich.
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Thiago verlängerte vorzeitig bis 2019

Fotocredit: SID

Und doch: erwartet man für 2016 endlich den großen Durchbruch. Wie sagte Guardiola neulich? "Fußball ist Emotion! Emotion! Wenn die Fans ‚Wow’ sagen!" Man könnte es als direkte Aufforderung an Thiago verstehen.
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