27. Titel perfekt! FC Bayern München nach Sieg beim VfL Wolfsburg vorzeitig Deutscher Meister

Von Müdigkeit nach 120 Minuten in Madrid und dem Pokalfight gegen Dortmund war bei den Münchnern im ersten Durchgang nichts zu sehen. Sie legten von Beginn an hohes Tempo an den Tag und erspielten sich gute Torchancen. Auch Wolfsburg erarbeitete sich einige Möglichkeiten, agierte im vorderen Drittel aber zu ungenau. Defensiv leisteten sich die "Wölfe" viele Fehler. Vor allem bei der Zuordnung mangelte es. Eine Standardsituation eröffnete das bayerische Offensiv-Spektakel: Daniel Didavi brachte Thomas Müller einige Meter vor dem Sechzehner zu Fall. Den nachfolgenden Freistoß zirkelte Alaba gefühlvoll über die Mauer und netzte rechts oben sehenswert zum 1:0 ein (19.).

Wolfsburg wurde nach dem frühen Rückstand offensiv etwas mutiger, kassierte in der 37. Minute jedoch das zweite Gegentor: Kingsley Coman hatte auf der linken Außenbahn viel Raum und spielte präzise in die Tiefe auf Müller, der in der rechten Sechzehnerhälfte die Übersicht bewahrte und auf Robert Lewandowski ablegte. Dieser schlenzte aus 16 Metern hoch zum 2:0 ins lange Eck. Kurz vor dem Seitenwechsel hatte Coman zum wiederholten Male links außen enorm viel Platz. Er bediente Lewandowski in der Strafraummitte, der den Ball mit rechts annahm und mit links flach zum 3:0 traf (45.).

Die Kabinenansprache von VfL-Trainer Andries Jonker muss gefruchtet haben, denn seine Mannschaft zeigte zu Beginn der zweiten Halbzeit zunächst ein deutlich besseres Defensiv-Verhalten. Es dauerte allerdings nicht lange, bis die individuelle Klasse der Münchner für weitere Tore sorgte. Bayern war in allen Belangen haushoch überlegen und machte mit schwachen "Wölfen" kurzen Prozess.

Der Gastauftritt in der Volkswagen-Arena wurde zur Meister-Gala. In der 66. Minute gewann Thiago Alcántara ein Kopfballduell an der Mittellinie und setzte Robben in Szene, der klasse mit Müller zusammenspielte. In typischer Robben-Manier drang er von rechts nach innen und zog mit links flach ab. Koen Casteels tauchte am kurzen Pfosten nach unten, konnte den Einschlag zum 4:0 aber nicht verhindern. Zwölf Minuten vor Schluss musste Luiz Gustavo runter. Der Brasilianer, der in der 19. Minute wegen Meckerns Gelb gesehen hatte, wurde wegen eines Foulspiels am eingewechselten Renato Sanches mit Gelb-Rot bestraft. In Unterzahl kassierte die Jonker-Truppe wenig später das 0:5. Kimmich führte einen Freistoß von der Mittellinie schnell aus und hob den Ball über die gegnerische Hintermannschaft. Lewandowski lief in den Sechzehner und zog aus spitzem Winkel hoch ab. Der Ball prallte an den Pfosten und sprang Müller vor die Füße, der problemlos traf. Den Schlusspunkt setze der bärenstarke Kimmich: Robben wurde links nicht gestört und flankte scharf in die rechte Hälfte der Box, wo Kimmich per Direktabnahme zum 6:0 ins Torwarteck schoss (85.).

Zum fünften Mal in Serie heißt der deutsche Meister FC Bayern München. Insgesamt war es bereits der 27. Streich des Rekordmeisters. Wolfsburg befindet sich mitten im Abstiegskampf. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt lediglich einen Punkt.

Philipp Lahm (Kapitän FC Bayern München): "Ich habe das genossen. Es ist ein großer Verdienst der Mannschaft. Es ist nicht selbstverständlich, so durchzumarschieren. Ich will meine Karriere in schöner Erinnerung behalten. Die nächsten drei Wochen, jede Trainingseinheit, werde ich genießen. Ich freue mich jetzt schon auf die letzten Spiele in der Allianz Arena. Man muss dankbar für das sein, was man in einem jungen Alter schon alles erlebt hat. Ich glaube, ich habe ein gutes Gefühl für den Rücktritt in der Nationalmannschaft gehabt - und jetzt auch beim Karriereende. Ich glaube nicht, dass es jetzt einen großen Knall geben wird. Viele Spieler haben noch Vertrag."

Carlo Ancelotti (Trainer FC Bayern München): "Ich bin glücklich. Das war eine fantastische Erfahrung in der Bundesliga. Ich habe es genossen, mit den Spielern zusammenzuarbeiten. Wir haben es verdient. Nun ist es an der Zeit, zu feiern und dann die nächste Saison vorzubereiten. Nach dem Pokalaus war die Motivation groß, jetzt den Titel zu holen. Wir können von den Niederlagen viel für die kommende Saison lernen. Es ist toll, so starke Unterstützung vom Vorstand zu haben. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Ich fühle mich heimisch in der Bayern-Familie."

Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender FC Bayern München): "Wir haben vor der Saison gesagt: Die Meisterschaft ist der ehrlichste Titel. Jetzt hat die Mannschaft ihn fünfmal in Folge gewonnen. Das ist unglaublich. Wir werden heute Abend eine schöne Party feiern. Das ist nichts Normales, sondern schon etwas Außergewöhnliches. Von Bayern wird jedes Jahr nach 2013 das Triple verlangt. Wir haben nicht den arroganten Anspruch, jedes Jahr das Triple zu gewinnen. Pech und Glück spielen eine wichtige Rolle. Ich glaube, wir sind ein total verdienter Meister geworden."

Mario Gomez (VfL Wolfsburg): "Schwierig. Wir wussten alle, dass es so sein kann gegen die Bayern. Nach dem Gegentor haben wir komplett das Selbstbewusstsein verloren. Am Ende war es gefühlt wie Männerfußball gegen Jungenfußball. Dass es am Ende 6:0 ausgeht, ist natürlich bitter. Vielleicht haben noch nicht alle verstanden, dass es ums Torverhältnis geht."

Aller guten Dinge sind drei! Nach 2003 und 2008 machten die Münchner den Bundesliga-Titel zum dritten Mal in Wolfsburg perfekt.

FCB-Präsident Uli Hoeneß war nicht mit in Wolfsburg, sondern organisierte ein Public Viewing im Audi Dome, der Spielstätte der Basketballabteilung des FC Bayern München, und verteilte Würstchen.

Arjen Robben erzielte sein 88. Tor für Bayern. Damit kletterte er auf Rang sieben der ewigen Torschützenliste des FCB.