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Borussia Dortmund - FC Bayern München, Taktik-Check: Feuertaufe für die Superabwehr

Luca Baier

Update 18/11/2016 um 17:09 GMT+1 Uhr

Besteht die nominell beste Defensive der Welt den Härtetest gegen die beste Offensiv-Abteilung der Bundesliga? Vor dem Spitzenspiel bei Borussia Dortmund analysiert Eurosport.de, wie die Verteidigung des FC Bayern München auszuhebeln ist. Eine Schlüsselrolle kommt Bayern-Star Xabi Alonso zu, während die Borussia die Extraklasse von Stürmerstar Pierre-Emerick Aubameyang zum Tagen bringen will.

Taktik-Check zum Liga-Kracher Dortmund gegen Bayern

Fotocredit: Imago

Manuel Neuer, Philipp Lahm, Jérôme Boateng, Mats Hummels, David Alaba: Es gibt wenige Mannschaften in der jüngeren Fußballgeschichte, die in der Defensive so stark besetzt waren. Doch trotz der wenigen Gegentore - erst sechsmal musste Manuel Neuer in der Liga hinter sich greifen - wirkt die Münchener Verteidigung noch nicht wirklich sattelfest.

Weniger Druck auf den Gegner = tiefere Kette

Ein Grund dafür ist der veränderte Spielstil. Anders als in den Vorjahren unter Pep Guardiola spielt der FC Bayern nur noch situativ Angriffspressing. Während der Gegner in den letzten Spielzeiten permanent und überall gejagt wurde, steht der Rekordmeister nun tiefer.
Der Gegner darf das Spiel aufbauen und soll zum Aufrücken verführt werden. Die dadurch entstehenden Räume sollen für das Konterspiel genutzt werden. Besonders gegen einen ballsicheren Gegner wie den BVB (Samstag ab 18:30 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) wird Carlo Ancelotti sein Team nicht ganz vorne pressen lassen - auch bei seinen bisherigen Vereinen ließ der Italiener gegen andere Spitzenteams meistens eher vorsichtig attackieren.

"Klassisches" Verteidigen ist gefragt

Diese Ausrichtung bedeutet für die Viererkette eine neue Aufgabenstellung. Während man zuvor große Räume abdecken musste und den Gegner auf große Distanz ablaufen konnte, sind nun mehr "klassische" Elemente gefragt. Logisch: Hat der Gegner länger den Ball und kombiniert sich nach vorne, können mehr kontrollierte Pässe ins Abwehrdrittel der Bayern gespielt werden. Hummels und Boateng müssen nah am Strafraum also im Rücken des Gegners verteidigen.
Weil beide Innenverteidiger in Klub und Nationalmannschaft jahrelang eine aggressive Vorwärtsverteidigung beigebracht bekommen haben, wirken sie in diesen Situationen teilweise noch etwas wackelig. Boateng ist in höheren Zonen im Zweikampf vor allem deshalb so stark, weil er viel Risiko beim Tackling gehen kann - dreht der Gegner sich trotzdem mal um ihn herum, kann er ihn im folgenden Sprintduell locker ablaufen. Gelingt dem Stürmer bei der aktuellen taktischen Ausrichtung jedoch die Drehung, ist das Tor in unmittelbarer Nähe.
Ein probates Mittel für den BVB werden Flanken sein. Den Flügelflitzern des FC Bayern liegt das Angriffspressing mehr als das geduldige Verteidigen in der Mittelfeldzone. Schon mehrfach konnten sich die Gegner des Rekordmeisters in dieser Saison an Franck Ribéry, Douglas Costa und Co. vorbeikombinieren und eine Überzahl gegen Lahm oder Alaba provozieren.

Lahm am langen Pfosten - gefährlich!

Die Folge: Bayerns Gegner können öfter flanken. Zwar sind Hummels und Boateng gut in der Luft, doch oftmals ist nur einer von ihnen in der Gefahrenzone. Sieht sich beispielsweise Alaba auf der linken Seite dem gegnerischen Rechtsaußen und Rechtsverteidiger gegenüber, rückt Hummels ein Stück nach außen, damit sein Nebenmann nicht einfach umspielt werden kann. Bis Hummels rangerückt ist, muss Alaba den Gegner stellen und das Spiel so verzögern. Diese Zeit kann jedoch für eine präzise Flanke in den Strafraum genutzt werden.
Bringt man gegen Bayern Hereingaben auf den langen Pfosten, kann es dort zu günstigen Konstellationen kommen. Der Grund: Lahm und Boateng verschieben natürlich ebenfalls in Richtung des Balles, sodass Lahm den Bereich am langen Pfosten abdeckt. Die 1,70m des Kapitäns können gegen die meisten Offfensivspieler der Liga in der Luft nur wenig ausrichten.
Damit Bayern gegen einen starken Gegner stabil verteidigen kann, ist die Abstimmung mit Xabi Alonso essentiell. Der Sechser muss in den richtigen Situationen die Lücken füllen, damit seine Viererkette nicht in Bedrängnis gerät. Konkret heißt das, dass er bei Angriffen durch das Zentrum den direkten Passweg in die Spitze blockiert, sodass Pierre-Emerick Aubameyang, Mario Götze und Co. nicht in Strafraumnähe ins Eins-gegen-Eins mit Boateng und Hummels gehen können.

Schlüsselrolle für Alonso

Auch bei Angriffen über die Flügel kommt dem Spanier eine Schlüsselrolle zu. Ist Bayerns Flügelspieler überspielt, muss Alonso den jeweiligen Außenverteidiger vor einer Unterzahl schützen. So kann er entweder selbst auf die ballnahe Seite schieben oder aber einen seiner Achter dorthin dirigieren. Helfen Arturo Vidal oder Thiago gegen den vorstoßenden Außenverteidiger des Gegners, können Bayerns Innenverteidiger im Zentrum bleiben und die Flanken verteidigen.
Eurosport-Check: Bayerns Defensive ist individuell pure Weltklasse. Aufgrund der veränderten taktischen Ausrichtung unter Ancelotti fehlt es in einigen Situationen jedoch noch an der Feinabstimmung. Kann Dortmund diese Schwachstellen bespielen, wird es gegen eine so stark besetzte Offensivabteilung schwierig für den Rekordmeister. Gelingt es den Bayern allerdings, die Viererkette angemessen zu unterstützen, kann das Bollwerk die Grundlage für ein brandgefährliches Umschaltspiel werden.
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