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FC Bayern München: Uli Hoeneß ist wieder Präsident und gibt sich reumütig

Sebastian Dirschl

Update 26/11/2016 um 10:43 GMT+1 Uhr

Uli Hoeneß ist wieder Präsident des FC Bayern München. Das war zu erwarten, eigentlich nur eine Formalität. Die spannende Frage war aber: Was ist das für ein Uli Hoeneß, der nach 987 Tagen wieder den Thron des deutschen Rekordmeisters besteigt? Ist er der Alte? Und bläst er gleich bei seinen ersten Worten zur Attacke?

Uli Hoeneß bei der JHV des FC Bayern München.

Fotocredit: Imago

Uli Hoeneß ließ auf sich warten. Lange. Die Fans im Audi Dome standen bereits seit gut einer halben Stunde Spalier, ehe er sich endlich in den Saal bewegte. Um Punkt 19.22 Uhr trat er dann ein: Der Blick nach vorne gerichtet, eine Miene verzog er nicht. Hoeneß wirkte konzentriert, entschlossen. Fast wie ein Boxer, der sich im Bademantel seinen Weg zum Ring bahnt.
Hoeneß schritt unter tosendem Applaus und von Fotografen umringt zu seinem Platz in der vordersten Reihe, setzte sich und verschränkte die Arme. Er genoss diesen Augenblick, in dem die ganze Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war. Auf Uli Hoeneß, den Baumeister des FC Bayern München - sein Lebenswerk.
Der Rest war Schweigen. Hoeneß saß auf seinem Stuhl und lauschte aufmerksam den Worten der diversen Redner. Er selbst sprach nicht. Ab und an fuhr er sich durch sein lichtes Haar, wenn angebracht, klatschte er auch in die Hände. Zwar verhalten, aber er tat es. Der Höflichkeit wegen. Die Bühne betrat er vorerst nicht. Noch nicht einmal dann, als Karl-Heinz Rummenigge seinem "guten Freund" einen Blumenstrauß überreichte.

Hoeneß wie Robbie Williams

22.18 Uhr. Drei Stunden dauerte die Veranstaltung schon. Die Köpfe im Publikum wurden schwer. Endlich war Tagesordnungspunkt 6 an der Reihe, die Wahl des Präsidenten. Der Abschnitt der JHV, für den über 7.000 Bayern Fans in den Audi Dome gekommen waren.
Hoeneß steht auf, betritt die Bühne. Zum ersten Mal an diesem Abend.
Die Menge tobt. Uli-Hoeneß-Sprechchöre hallen durch das Rund. Es ist laut, richtig laut. So muss es vor gut sechs Jahren auch gewesen sein, als Robbie Williams wieder zu Take That zurückkehrte. Der verlorene Sohn ist endlich wieder daheim in seinem Wohnzimmer. Dort, wo er hingehört. Die Teenies kreischen. Oder eben die Bayern-Fans.
Hoeneß spricht nun also, wählt seine Worte aber mit Bedacht. Er ist reumütig, blickt auf seine "schwierige Zeit" zurück und gesteht, dass vor gar nicht allzu langer Zeit “wie ein Schlosshund” in seinem JVA-Bett geheult hatte.
Es ist eine Inszenierung, fast schon surreal. Hoeneß lässt die Emotionen hochkochen - das kommt an. Er habe "alles getan", um sich zu rehablitieren und "alle seine Schulden bis auf den letzten Cent" zurückgezahlt. Er bleibt dabei völlig ruhig und will am Ende seiner Ansprache nur eines: "Eine zweite Chance."

Hoeneß steht wieder im Ring

Um 22.39 Uhr wird dann endlich gewählt. Die Abstimmungskarten zischen in die Luft. Ein langezogenes "Uuuuulllliiiiiii" geht durch die Halle. Es ist eindeutig. 108 Nein-Stimmen, 58 Enthaltungen - eine überragende Mehrheit. Kein Wunder, schließlich ist Uli Hoeneß der "beste Mann". Zumindest für die Bayern-Fans.
Um 22.45 Uhr ist Uli Hoeneß wieder Präsident des FC Bayern München. Er ist wieder da. Hoeneß erhebt sich von seinem Stuhl und nimmt die vielen Glückwünsche an. Einer der ersten Gratulanten ist Edmund Stoiber. Sie umarmen sich. Es ist das erste Mal, dass Hoeneß an diesem Abend ein Lächeln über das Gesicht rutscht. Danach betritt er wieder die Bühne. Was nun folgt, ist eine Enttäuschung, lediglich ein Satz kommt ihm über die Lippen:
Ich möchte mich bei Euch bedanken und ich verspreche Euch, Euch nicht zu enttäuschen.
Das war's. Das war's? Ja, das war's. Mehr nicht. Hoeneß stellt sich nicht in den Mittelpunkt, hält sich zurück. Wie lange? Das weiß nur er selbst. Angekündigt hat er auf jeden Fall schon einmal:
Die klare Botschaft schläft nicht, sie ruht. Und sie kann zu gegebener Zeit zurückkommen.
Es ist wie bei einem Boxer. Erst cool und abwartend, dann schlägt er im passenden Moment eiskalt zu. Hoeneß steht nun wieder im Ring. Zugeschlagen hat er heute noch nicht. Zumindest nicht richtig. "Leipzig hat 4:1 gewonnen, wir haben neben Dortmund einen zweiten Feind, den wir jetzt endlich wieder attackieren können", sagte Hoeneß.
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