Gefangen in zwei Welten: Christian Pulisic zwischen US-Hype und BVB-Stagnation

VonMarc Hlusiak

Publiziert 07/09/2016 um 20:22 GMT+2 Uhr

Christian Pulisic stellt mit dem US-Team einen Rekord nach dem anderen auf. Jüngster Spieler, der je das Trikot der US-Boys trug, jüngster Torschütze sowie jüngster Doppelpacker in der WM-Qualifikation für das Team von Jürgen Klinsmann. Beim BVB steht ihm jedoch eine schwierige Saison mit wenig Einsatzzeit bevor. Der Glanz der Neuzugänge scheint häufig heller als der von Altbekanntem.

Borussia Dortmunds Christian Pulisic ist beim FC Liverpool heiß begehrt

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Das Funkeln in den Augen von Jürgen Klinsmann war nicht zu übersehen. Auf der Pressekonferenz nach dem 4:0-Erfolg über Trinidad und Tobago geriet der Nationalcoach der US-Amerikaner regelrecht ins Schwärmen."Wir alle sind im Moment aufgeregt wegen eines ganz besonderen Talents, das gerade seinen Weg einschlägt", strahlte der gebürtige Schwabe in die Mikrofone.

Gemeint war Christian Pulisic von Borussia Dortmund. Jener Youngstar, der zur Rückrunde der vergangenen Saison unter Thomas Tuchel den Sprung in die erste Mannschaft des BVB schaffte, zwei Tore schoss und die Fans mit seiner frechen Art Fußball zu spielen schnell in seinen Bann zog - mit gerade einmal 17 Jahren!

Pulisic wirklich schlechter als Mor und Dembélé?

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17 Jahre - so alt ist der 1.73m große Techniker immer noch. Doch jetzt, kurz vor seinem 18. Geburtstag, befindet sich Pulisic in einer schwierigeren, komplizierteren Situation als zum Ende der abgelaufenen Spielzeit. Der BVB hat im Sommer kräftig eingekauft - vor allem auf den offensiven Mittelfeldpositionen. Dort, wo sich der US-Amerikaner in der neuen Saison mehr und mehr Spielzeit erhoffte, sind neue, meist junge Talente geholt worden.

Der Hype um Ousmane Dembélé, Emre Mor, Mario Götze und André Schürrle ist groß im Umfeld der Borussia. Pulisic wird bei vielen möglichen Borussia-Startelf-Varianten regelmäßig vergessen. Eingekaufte Youngstars wie der gerade erst 19-jährige Türke Mor oder Flügelflitzer Dembélé stehen im Fokus. Voraus haben sie Pulisic jedoch nicht viel - im Gegenteil.

Pulisic muss sich im Training für Tuchel aufdrängen

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Sowohl Dembélé als auch Mor haben wie Pulisic genau eine Saison im Profibereich hinter sich, jedoch in einer schwächeren Liga. Supertalent Mor musste sich mit dem FC Nordsjaelland gegen die Teams der dänischen Liga durchsetzen, ihm gelangen wie Pulisic zwei Treffer. Dembélé (19) ging für Stade Rennes auf Torejagd (12 Treffer, 5 Vorlagen) und schaffte dort den Durchbruch. In der Bundesliga muss aber auch er sich erstmal beweisen.

Pulisic hat das schon geschafft und hätte einen Vertrauensvorsprung seitens der Dortmunder Verantwortlichen durchaus verdient. In der Nationalmannschaft läuft es für den gebürtigen Amerikaner von Beginn an ausgezeichnet. In seinen ersten sieben Spielen traf er drei Mal, wurde im letzten Spiel gegen St. Vincent/Grenadines zum Spieler des Spiels gewählt. In seinem Heimatland herrscht ein regelrechter Hype um den noch minderjährigen Superkicker.

Klinsmann als großer Unterstützer

"Ihn jetzt zu sehen, wie er sich entwickelt, schon bei der Copa América, ihn im Training zu beobachten, wie er sich da weiterentwickelt, das macht echt Spaß", lobt ihn Klinsmann in den höchsten Tönen.

In Dortmund hingegen stockt die Entwicklung etwas. Zum Bundesligaauftakt gegen Mainz 05 (2:1) fand er sich nicht im Kader wieder. Genau wie sein Mentor Nuri Sahin, von dem sich der bald Volljährige in den vergangenen Jahren beim BVB einiges abschauen konnte:

"Er war in einer ähnlichen Situation wie ich es jetzt bin. Auch er spielte schon sehr früh (Debüt mit 16 Jahren) in der Bundesliga", so Pulisic gegenüber ESPN.

Klinsmann vertraut Shootingstar Christian Pulisic

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Dass die zweite Saison nach dem unbeschwerten Durchbruch oft die schwerste ist, weiß auch Klinsmann:

Natürlich wird es Rückschläge in seiner Karriere geben, aber momentan läuft alles reibungslos für ihn. Wir hoffen, dass er nach seiner Rückkehr nach Dortmund auch dort Spielpraxis bekommt, was alles andere als einfach wird. Dortmund hat alle Mann an Board.

Schwerer Stand bei Tuchel

Pulisic selbst, der nach den Zukäufen der Borussia mit einem Wechsel zu RB Leipzig in Verbindung gebracht wurde, will sich durch Leistung wieder in den Fokus von Thomas Tuchel spielen. Durch seine Auftritte mit der Nationalmannschaft hat er dafür den Grundstein gelegt, der Durchbruch muss aber im Training mit "Schwarz-Gelb" erfolgen:

Sie kriegen das schon mit, aber ich glaube nicht, dass die Tore in der Nationalmannschaft direkte Auswirkungen auf meine Spielanteile in Dortmund haben. Ich bin sehr glücklich, beim BVB zu sein. Es ist ein großer Klub mit vielen guten Spielern. Ich kämpfe einfach um meine Position wenn ich dort bin.

Dabei vertraut der Youngstar auf seine Fähigkeiten und darauf, dass sein Trainer diese schätzt: "Ich schaue nicht anders auf die neuen Spieler, als ich es bei allen anderen tue. Und ich glaube auch nicht, dass Thomas Tuchel das tut. Ich denke, er schaut sich im Training genau an, wer gerade wie gut performt."

Am 18. September feiert Pulisic seinen 18. Geburtstag und hat zu diesem Anlass eine weitere Mammutaufgabe vor sich: "Ich versuche immer noch, an Karten für das Justin-Bieber-Konzert zu kommen."

Sollte ihm das gelingen, dürfte die Rückkehr in den BVB-Kader ein Kinderspiel für ihn werden.