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Philipp Lahm: Die Gründe für seine Absage an den FC Bayern München

Carsten Arndt

Update 08/02/2017 um 19:29 GMT+1 Uhr

Philipp Lahm sorgt mit seiner Absage an den FC Bayern für den Aufreger der Woche. Der Bayern-Kapitän erklärt nach dem 1:0 gegen Wolfsburg, dass er seine Karriere vorzeitig beenden und den Münchnern vorerst auch nicht als Funktionär zur Verfügung stehen wird. Die Entscheidung Lahms überrascht Verantwortliche und Teamkollegen, ist aber wohl durchdacht. Eurosport.de beleuchtet die Hintergründe.

Philipp Lahm - FC Bayern München

Fotocredit: SID

Aus der Allianz Arena berichten Carsten Arndt und Max Kisanyik
Nach Spielschluss ging Philipp Lahm voran. So wie man das als Kapitän eben macht. Er führte seine Bayern Richtung Südkurve. Der Dank an die Fans nach dem 1:0-Erfolg gegen Wolfsburg.
In den Katakomben der Allianz Arena ließ er die anwesenden Journalisten dann deutlich länger warten. Frisch geduscht und mit einem Blumenstrauß für sein 500. Bayern-Spiel, den er vor der Partie bekommen hatte, trat er vor die Kameras und Mikrofone - und ließ die Bombe platzen. Bestätigte, was Uli Hoeneß Minuten zuvor noch nicht preisgeben wollte - oder konnte?
Den Fußballspieler Philipp Lahm wird es nach dieser Saison nicht mehr geben. Ebenso wenig wie den künftigen Bayern-Sportdirektor Philipp Lahm. Was steckt hinter dieser Entscheidung?

Kein zweiter Nerlinger

Nach Informationen der "Sport Bild" wurde Lahm der Posten des Sportdirektors angeboten. Hoeneß bestätigte "mehrere Gespräche" mit dem langjährigen Führungsspieler.
Zu einer Einigung kam es am Ende nicht. Das Problem: Lahm hätte nicht wie Matthias Sammer in Verbindung mit seinem Amt einen Platz im Vorstand der Bayern erhalten. Sportdirektor statt Sportvorstand also. Lahm wäre den Bossen auch offiziell untergeordnet gewesen, hätte wohl kaum Entscheidungsgewalt besessen. Eine Art Lehrling wäre er gewesen.
Eine Position, mit der sich der ehrgeizige Lahm offenbar nicht zufriedengeben wollte. "Es gab Gespräche und am Ende der Gespräche habe ich für mich beschlossen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist, um danach beim FC Bayern einzusteigen", erklärte Lahm
Lahm hat erlebt, wie es Christian Nerlinger erging. Der ehemalige Bayern-Spieler trat 2009 das schwere Erbe Uli Hoeneß' an. Nerlinger bezeichnete sich als dessen Ziehsohn, ehe er 2012 entlassen wurde. Von Hoeneß.

Uneinigkeit der Bosse

Hoeneß war es auch, der kurz nach seiner Entlassung Rummenigge in Sachen Sportdirektor erstmals ein wenig in die Parade fuhr.
"Wir haben da einen im Hinterkopf. Den Namen haben Sie sicher schon gehört. Den werden wir auch holen, aber der muss im Moment noch Fußball spielen", hatte Rummenigge auf der Jahreshauptversammlung erklärt. Ein klares Bekenntnis zu Lahm.
Hoeneß jedoch machte deutlich, dass er sich Lahm noch bis 2018 als Spieler wünsche, betonte allerdings auch, dass der Klub bis zum 1.Juli 2017 einen neuen Sportdirektor präsentieren werde. Der hätte in Hoeneß Augen demnach nicht Lahm heißen sollen. Weil er ihm den Job (noch) nicht zutraut?

Unzureichende Kompetenz?

Auch Lahm sieht bei sich offenbar noch Nachholbedarf. Den angestrebten Posten des Sportvorstandes hätte er nach eigener Aussage ohnehin erst 2018 übernehmen wollen.
"Eines war klar, ich hätte nicht sofort angefangen. Es hätte einen Break gebraucht, ich hätte mich vorbereiten müssen", sagte Lahm.
Eurosport-Experte Matthias Sammer hatte seinem potenziellen Nachfolger bereits vor möglichen Stolpersteinen gewarnt:
Es geht darum, auch bewerten zu können. Was sind Faktoren eines Trainers? Was ist Leistungssteuerung, was ist Vorbereitung, was ist Periodisierung? Das klingt hoch kompliziert, aber das solltest du schon gelernt haben und wissen.

Zukunft beim FC Bayern offen

Lahm wird nun die Zeit nach der sportlichen Karriere nutzen, um sein Profil als Geschäftsmann weiter zu schärfen und sich unternehmerisches Wissen anzueignen.
Ob es für ihn nach seiner Auszeit eine Zukunft beim FC Bayern gibt? Offen. Lahm selbst sagt dazu:
Es gibt gar keine Planungen. Für mich steht fest, dass ich ab Sommer Privatier bin. Ich kann ich umschauen, umhören, mit anderen Leuten treffen. Das ist das, was ich machen will. Man wird sehen, was dann passiert.
Klar ist, dass Lahm auch seine zukünftigen Entscheidungen wohl überlegt treffen wird. Der Kapitän der Münchner ist kein Bauchmensch. Seine Karriereschritte sind detailliert geplant, eng abgestimmt mit Berater Roman Grill.

Bayern reagiert verstimmt

Die Bayern-Führungsriege reagierte am Mittwochmittag in einer Presseerklärung verschnupft:
Der FC Bayern München ist überrascht über das Vorgehen Philipp Lahms und seines Beraters. Bis gestern sind wir davon ausgegangen, dass es zu dieser Entscheidung eine gemeinsame Erklärung geben wird.
So überrascht man an der Säbener Straße am Ende war oder tat, eine Kurzschluss-Reaktion gehört nicht ins Repertoire des Philipp Lahm. Egal ob als Spieler, potenzieller Funktionär oder eben Privatier.
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