Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Thomas Tuchel: Kann der BVB-Trainer Revierderby?

Carsten Arndt

Update 28/10/2016 um 20:30 GMT+2 Uhr

BVB-Coach Thomas Tuchel steht am Samstag gegen Schalke 04 zum dritten Mal bei einem Revierderby an der Seitenlinie. Personalentscheidungen in der Vergangenheit ließen bei einigen Fans Zweifel aufkommen, ob sich Tuchel der Wichtigkeit des Spiels bewusst ist. Dieses Mal setzt er gegen die "Königsblauen" andere Prioritäten.

BVB-Coach Tuchel (li.) und Schalke-Trainer Weinzierl (re.)

Fotocredit: Imago

Selbst der Meister der Rotation, dem seine Vorliebe für das muntere Bäumchen-Wechsel-Dich im rot-weißen Süden der Republik einst zum Verhängnis wurde, konnte sich ob der elf Namen, die er las, nur verwundert die Augen reiben.
"Ich hätte mich nicht getraut, dass ich acht Mann in einem so wichtigen Derby rauslasse", staunte der ehemalige Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld.
Thomas Tuchel traute sich. Und wurde dafür nicht wirklich belohnt. 2:2 hieß es am Ende auf Schalke. Viele Fans der Schwarz-Gelben fühlten sich verschaukelt, gar verraten. Ihr Vorwurf: Der Trainer habe das Derby abgeschenkt. Das Spiel, das die Menschen im Ruhrpott noch immer weit über den sportlichen Wettkampf hinaus bewegt.

Europa League wichtiger als Derby

In gewisser Weise hatten sie damit auch recht. Tuchel hatte bereits vor der Partie angekündigt, dass es ihm wichtiger sei, ins Halbfinale der Europa League einzuziehen, als das Derby zu gewinnen. Vier Tage später stand das Rückspiel gegen Jürgen Klopp und den FC Liverpool auf dem Terminplan.
Am Ende ging Tuchels Plan bekanntermaßen nicht auf, der BVB verabschiedete sich nach einem denkwürdigen Spiel an der Anfield Road aus dem internationalen Geschäft. Was die XXL-Rotation für die BVB-Fans im Nachhinein noch bitterer machte.

Tuchel nicht emotional genug?

Hat Tuchel, der durchaus emotional ist, aber im Streben nach Erfolg sehr pragmatisch denkt, die besondere Bedeutung des Derbys nicht verstanden?
Einige Tage vor dem Hinspiel in Dortmund hatte er bereits für Aufsehen gesorgt, als er auf die Frage nach seinen Gefühlen vor seinem ersten Derby nüchtern antwortete, dass es bei ihm bislang noch nicht begonnen habe, zu kribbeln.

Tuchel kann Derby

Kann sich ein als Taktik-Hipster verschriener und von Ernährung besessener Schwabe in die Gedanken eines ehrlichen Power-Fußball und Currywurst liebenden BVB-Fans hineinversetzen? Kurz: Kann Tuchel überhaupt Revierderby?
Diese Frage lässt sich ohne Zweifel mit einem "Ja" beantworten. Das Spiel, vor dem es zuvor noch so wenig gekribbelt hatte, gewann der BVB mit 3:2. Und bei Tuchel brachen damals alle Dämme.
Dortmunds Trainer mischte sich unter die Jubeltraube seiner Spieler, hüpfte mit ihnen im Kreis. So emotional hatte man den neuen Trainer bis dato noch nicht erlebt.
Tuchel sagte auf der abschließenden Pressekonferenz am Freitag.
Letztes Jahr haben wir uns sehr ruhig und bewusst vorbereitet und sind das Ganze sehr inhaltlich angegangen. Aber während und nach dem Spiel habe ich gemerkt, dass es doch etwas ganz Anderes ist. Es ist auf dem Platz von der Anspannung her wie ein Pokalfinale.
Auch im Rückspiel hatte seine Mannschaft zwei Mal geführt, hätte den Sieg verdient gehabt – trotz der vielen Wechsel.

Dortmund unter Druck

Auch am Samstag (das Derby ab 18:30 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) wird Tuchel wieder nicht seine beste Elf aufs Feld schicken. Dieses Mal allerdings aus anderen Gründen.
Während der BVB damals am 29. Spieltag die Vizemeisterschaft schon sicher hatte, können es sich Kapitän Schmelzer und Co. aktuell nicht leisten, leichtfertig Punkte liegen zu lassen.
In der Liga liegen die Schwarz-Gelben nach drei Spielen ohne Sieg (eine Niederlage und zwei Remis) nur noch auf Rang sechs, was zu großen Teilen der unverhältnismäßigen Verletzungsseuche mit teilweise zehn Ausfällen geschuldet ist.

Derby wichtiger als Union

So wechselte Tuchel auch beim mühselig erkämpften Sieg im Pokal gegen Union Berlin seine Startelf munter durch. Nuri Sahin oder der erst 18-Jährige Jacob Bruun Larsen feierten ihr Saisondebüt.
Stammkräfte wie die spät eingewechselten Julian Weigl und Ousmane Dembélé oder der angeschlagene Pierre-Emerick Aubameyang, bei dem es laut Tuchel "super knapp" mit einem Einsatz werde, wurden dagegen geschont – für das, was da am Wochenende kommt.
Tuchel unterstrich:
Dieses Derby ist das Derby schlechthin in Deutschland und ich empfinde es als großes Geschenk, ein Teil davon sein zu dürfen. Was dieses Spiel bei unseren Fans und Spielern auslöst ist unglaublich. Wir sind verpflichtet alles zu geben und können versprechen, das morgen zu tun.
Tuchel hat längst begriffen, wie wichtig das Derby für seinen Klub und dessen Fans ist.
picture

kicker.tv - Der Talk: Die ganze Sendung zum Revierderby

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung