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3 Dinge, die bei FC Bayern gegen FC Augsburg auffielen: Erst ekeln, dann fürchten

Florian Bogner

Update 18/11/2017 um 21:03 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München schlägt den FC Augsburg am 12. Bundesliga-Spieltag trotz großer Personalprobleme humorlos mit 3:0 (2:0). Arturo Vidal tut sich dabei als Matchwinner hervor. Jupp Heynckes hat Standards bei Bayern wieder auf den Speiseplan gestellt. All das aber nur, weil Augsburg lediglich 30 Minuten lang ekelig spielt.

Arturo Vidal jubelt mit Robert Lewandowski

Fotocredit: Getty Images

Aus der Allianz Arena berichtet Florian Bogner

Heynckes-Waffe

Jupp Heynckes ist seit jeher ein großer Fan von Standardsituationen und Kopfballaktionen im gegnerischen Strafraum. Als ehemaliger Weltklasse-Stürmer weiß der 72-Jährige um die Wichtigkeit dieses Elements und bläut das seinen Spielern auch regelmäßig ein.
Jedenfalls ist es auffällig, dass Bayerns Spiel seit Heynckes’ Amtsübernahme wieder an Gefahr durch Standards zugenommen hat. Das liegt zum einen daran, dass der nun immer öfter eingesetzte James Rodríguez über ein überaus feines Füßchen in Sachen ruhende Bälle verfügt und so auch am Samstagnachmittag das 1:0 durch Arturo Vidal (31.) heraufbeschwor, als bei Bayern wenig bis gar nichts zusammen lief.
Doppeltorschütze Lewandowski bei "Sky":
In den ersten Minuten haben wir uns in der Offensive nicht richtig bewegt. Deswegen hatten wir zu wenig klare Chancen. Aber wir sind geduldig geblieben. Nach dem ersten Tor war es dann ein bisschen einfacher für uns.
Zum anderen liegt es aber auch an einstudierten Laufwegen und Finten im gegnerischen Strafraum, die dafür sorgen, dass der Gegner bei hohen Bällen unter Druck gerät. Mit Niklas Süle, Mats Hummels und Javi Martínez auf dem Platz plus Robert Lewandowski verfügt Bayern aber auch über eine Vielzahl starker Kopfballspieler, die für Trouble sorgen können - Hermann Gerlands Kopfballpendel lässt grüßen.
Konsequenz: Die Zeiten kurz und dann nach hinten gespielter Ecken beim FC Bayern sind endgültig vorbei, der Meister ist nach Standards wieder gefährlich.
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Bayern bleibt unter Heynckes eine Klasse für sich

Fotocredit: SID

30 Minuten ekeln, dann fürchten

Augsburgs Top-Vorbereiter Philipp Max tönte vor dem Spiel:
Wir fahren nach München, um eklig zu spielen.
Das machte Augsburg eine halbe Stunde lang vortrefflich - dann fiel mit zwei Szenen alles in sich zusammen.
Dabei hatte der FCA die Bayern eine halbe Stunde lang da, wo er sie haben wollte: Begünstigt durch ein paar weitere Ausfälle (zuletzt Thiago, Coman, Alaba) hatte das zusammengewürfelte Heynckes-Team bis dato sichtbare Probleme mit der Raumaufteilung im Mittelfeld.
Durch aggressives Forechecking und hohe Positionstreue machte Augsburg dem Meister das Leben schwer, was allerdings absehbar nicht 90 Minuten gehalten werden konnte. In der Mitte des Spielfelds wurde der ballführende Spieler immer wieder isoliert und von zwei, drei Augsburgern angelaufen; Caiuby tat sich dabei im Verbund mit Philipp Max gegen Bayerns starke rechte Seite (Kimmich/Robben) besonders hervor.
War die Hürde im Spielaufbau von den Bayern einmal genommen, verschoben die Augsburger am eigenen Sechzehner zu einem schwer zu durchspielenden 5-4-1 mit Rani Khedira als zentralem Abwehrspieler. Bayerns Spiel wurde noch statischer, je näher es zum Tor hin ging, weil es an Kreativ- und Außenpower fehlte.
Bernat als Linksfuß auf links war nach fast einem halben Jahr ohne Pflichtspiel jedenfalls bei weitem nicht so aktiv wie der wegen einer Sehnenreizung im Fuß geschonte Kingsley Coman oder der verletzte Franck Ribéry. Rafinha als Linksverteidiger ist auch keine große Hilfe in Sachen Offensivgefahr.
Im Zentrum wiederum legten James Rodríguez und Arturo Vidal aus dem Spiel heraus lange nicht die Brillanz eines Thiago oder die Torgefahr eines Thomas Müller an den Tag. Mit Sebastian Rudy saß auch der beste verfügbare Stratege auf der Bank.
Doch den effektiven Heynckes-Bayern reichten zwei Szenen, um das Spiel Richtung Heimsieg zu drehen: Die angesprochene Standardstärke beim 1:0 und ein starker Ballgewinn von Javi Martínez und Arturo Vidal vor Lewandowskis 2:0 (31.), begünstigt durch Caiubys fahrlässiges Verhalten.
"Mich kotzt es an, dass wir uns die ersten beiden Tore selber reinhauen. Nichtsdestotrotz bin ich mit der ersten Halbzeit zufrieden. Nach der Pause haben wir direkt das dritte Gegentor bekommen. Dann wird es schwer, die Beine und der Kopf werden dann müde", ärgerte sich Max nach dem Spiel bei "Sky".
Im zweiten Durchgang hielt Augsburg dann gar nicht mehr dagegen. Kimmichs exzeptionell gute Flanke auf Lewandowski machte kurz nach Wiederanpfiff alles klar (48.).
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Robert Lewandowski gegen den FC Augsburg

Fotocredit: Eurosport

Wie gemacht für Vidal

Arturo Vidal hat die letzten Monate einiges auf die Mütze bekommen: zu langsam, zu undiszipliniert, taktisch zu blauäugig im Bayern-Mittelfeld. Ein Wechsel in der Winterpause ist zumindest nicht gänzlich auszuschließen, für den Sommer ist er tatsächlich denkbar.
Mit Jupp Heynckes hat Vidal nun aber einen väterlichen Freund an seiner Seite, der sich schon vor sechs Jahren bei Bayer Leverkusen rührend am sprunghaften Chilenen verdient machte und Vidal damals in nur einer Saison zu einem Spieler mit Weltformat formte.
Von der Säbener Straße ist auch zu vernehmen, dass Vidal die Sache mit der Disziplin und der Pünktlichkeit unter Heynckes durchaus ernster nimmt als noch in Ancelottis Tagen und somit zumindest den Willen zeigt, etwas an seinem Image zu verändern.
Gegen Augsburg stand nun ein Spiel wie gemacht für Vidal an. Eins zum reinbeißen, sich schmutzig machen, zum Leidenschaft zeigen. Die erste halbe Stunde spielte der Chilene zwar zum Vergessen und trat im zentralen Mittelfeld auf der linken Halbposition überhaupt nicht in Erscheinung; dann aber reichten ihm sieben Minuten zum Status "Matchwinner".
Zunächst verstaute der 30-Jährige einen Abstauber im dritten Nachfassen der Bayern sehenswert unter dem Augsburger Tordach (31.), kurz darauf luchste er Caiuby im Mittelfeld den Ball ab und legte Lewandowski das 2:0 mustergültig vor (38.).
Heynckes lobte nach dem Spiel bei "Sky":
Ich bin heute mit ihm zufrieden, so wie mit allen Spielern. Ich kenne Arturo sehr gut, wir haben zwei Jahre in Leverkusen zusammengearbeitet. Ich weiß, was er zu leisten vermag. Als ich hier ankam, da war ich überhaupt nicht mit seiner Leistung zufrieden. Ich habe ihm das auch klipp und klar gesagt. Er hat jetzt zwei Wochen sehr intensiv an sich gearbeitet und top trainiert.
Ja, Vidal vermochte es an diesem Nachmittag sogar klug taktisch zu foulen, als sich sein Kumpel Rafinha hinten links gerade die Schuhe band (44.).
Das Prädikat "Matchwinner" stand am Ende übrigens in krassem Gegensatz zu einigen Kennzahlen seines Spiels: So gewann Vidal nur 7 seiner 22 Zweikämpfe und beging insgesamt sieben Fouls (ohne Gelbe Karte!).
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