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Hasan Salihamidzic beim FC Bayern München: Berufsanfänger sucht Rollenprofil

Johannes Mittermeier

Update 12/10/2017 um 10:19 GMT+2 Uhr

Hasan Salihamidzic hatte einen undankbaren Start als Sportdirektor des FC Bayern München. In Kombination mit den Bayern-Schwergewichten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge ist "Brazzo" auf der Suche nach seinem Platz, die öffentlichen Auftritte wirken teils unbeholfen. Durch Jupp Heynckes kann und soll auch Salihamidzic profitieren. Tatsächlich gibt's Signale, die auf Besserung hoffen lassen.

Hasan Salihamidzic vom FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Da oben saßen sie also, die Mächtigen des FC Bayern München. Und daneben Hasan Salihamidzic.
Im gnadenlosen World Wide Web wurde dieser Schenkelklopfer herumgereicht, und ein bisschen stimmte das ja: Bei Jupp Heynckes' Präsentation flankierten Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sowie Präsident Uli Hoeneß den saisonalen Übergangstrainer, 50 Minuten dauerte die Zeremonie, die Heynckes bis zu Ausführungen über Hunde und Katzen trieb. Redeanteil Salihamidzic: exakt 54 Sekunden.
Berufsanfänger sucht Rollenprofil. Das könnte ein Arbeitstitel sein für seine zweieinhalb Monate als Sportdirektor des FC Bayern.

Hoeneß sieht Salihamidzic als "großen Gewinner"

Deutlich wurde das nicht zuletzt bei Heynckes' Monologen, die immer nur Verhandlungen mit "Uli und Kalle" inkludierten, nie jedoch mit Salihamidzic, der ebenfalls zugegen war im Hause Heynckes. Der Bosnier ist noch kein Wortführer, vermutlich kann er das gar nicht sein. Nun aber soll er profitieren vom ewigen Bayern-Jupp, kein Geringerer als Hoeneß preschte mit dieser These nach vorn:
Für Hasan wird das eine relativ leichte Einarbeitungszeit. Er ist der ganz große Gewinner, weil er jetzt einen Trainer hat, der den FC Bayern kennt. Ich bin ganz sicher, dass er in nächster Zeit wenig Baustellen schließen muss.
Salihamidzic bekundete, sich "sehr" auf die Zusammenarbeit zu freuen, plauderte etwas über interne Umstrukturierungen (Hermann Gerland wird vom Leiter des Nachwuchsleistungszentrums zum Co-Trainer), flugs waren die 54 Sekunden Redezeit verstrichen - wobei eh zweifelhaft ist, ob man Salihamidzic in diesem frühen Stadium seines Schaffens einen Gefallen mit allzu viel Interview-Präsenz tut.
Das öffentliche Bild ist bisher kein glückliches. ZDF-Moderator Jochen Breyer kritisierte den 40-Jährigen via "Sportbuzzer" für eine Außendarstellung, die "zaghaft, zögerlich, ängstlich" sei. Tatsächlich wirkte es wahlweise unbehaglich oder unbeholfen, wenn sich Salihamidzic am TV-Mikro mit Wir-sind-der-FC-Bayern-Parolen wand wie ein Fisch auf Festland: irgendwie deplatziert.

Auch Ballack kritisiert Salihamidzic

Es war teils bedauerlich, wie der Nachfolger des heutigen Eurosport-Experten Matthias Sammer auftrat. Nicht weniger bedauerlich wurde dieses Spannungsfeld, weil Salihamidzic ja ein spektakulär sympathischer Bursche ist. Bei "Sky" bemängelte sein ehemaliger Mitspieler Michael Ballack:
Ich spüre da noch ein bisschen Dankbarkeit durch gegenüber Uli und Kalle. Es wird schon mal Zeit, Position zu beziehen.
Uli und Kalle hatten ihren "Brazzo", bei Bayern von 1998 bis 2007 zur Legende geworden, im Sommer recht unvermittelt ins Kompetenzteam integriert. "Wir sind überzeugt, dass wir mit ihm den Mann gefunden haben, den wir lange gesucht haben", hatte Hoeneß gesagt und Zustimmung seitens Rummenigge erhalten: Salihamidzic sei das "Mosaikstücken, das uns gefehlt hat".
In Wirklichkeit komplettierte er das Mosaik vor allem wegen Verzichtserklärungen von Hoeneß-Favorit Max Eberl und Rummenigge-Kandidat Philipp Lahm (und vielleicht ein paar anderen).

Bayern-Bosse machen es Salihamidzic schwer

"Ich fühle mich nicht als Notlösung", relativierte Salihamidzic, das konnte man glauben oder nicht. "Ihr kennt mich, ich habe immer 100 Prozent gegeben. Ich will 24 Stunden, sieben Tage die Woche für die Spieler da sein." Das wiederum ist Gesetz beim Energiebolzen Salihamidzic.
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Karl-Heinz Rummenigge, Jupp Heynckes, Hasan Salihamidzic, Uli Hoeneß (v.l.)

Fotocredit: Eurosport

Trotzdem war und ist er halt Laie auf dem Funktionärsgebiet, obendrein in aufwühlenden Monaten, die Bayerns schnellsten Trainer-Rausschmiss überhaupt provozierten. Dass Hoeneß und Rummenigge selten auf einer Linie lagen, Salihamidzic aber ganz offensichtlich beide befrieden wollte, machte die Sache nicht leichter.
"Unebenheiten" (Hoeneß) zwischen den Alphatieren sind identifiziert, mit Heynckes ist ein weiser Mittler da. Positive Signale für Salihamidzic. Wer will, darf Hoeneß' Regierungserklärung auch auf den Sportdirektor münzen: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nicht nur im Traineramt ein neues Kapitel aufschlagen, sondern auch in unserer Zusammenarbeit, die dem FC Bayern nur guttun kann."
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